Ethiopian Restaurant (Wien)

Wissenswertes in Kurzform:
Die Getreideart Tef stellt die Grundlage für das Hauptnahrungsmittel in Äthiopien dar. Aus dem Tef wird ein säuerliches und palatschinkenähnliches (feuchtes) Fladenbrot das Injera (sprich: indschera) gebacken. Es wird zu jeder Mahlzeit serviert; von dem Fladen reißt man Stücke mit den Fingern ab, taucht sie in die dazugehörige Sauce (Wot) und führt sie anschließend zum Mund.

Kulturelle Tradition:
Wie schon vom Gastronaut beschrieben ist es eigentlich üblich, dass der Gastgeber den Gast den ersten Bissen in den Mund steckt. Obwohl ich es möglichst authentisch bevorzuge und ich im allgemeinen Traditionen sehr schätze, war ich in diesen Fall sehr froh, dass man auf diese Zeremonie mittlerweile scheinbar komplett verzichtet hat. Bin wohl dafür auch zu europäisch erzogen, für mich ist dies fast eine intime Handlung diese Art der Fütterung.

Ambiente:
Das vorherige Cafehaus ist noch sehr gut erkennbar. Es wird nur durch moderne „äthiopische“ (?) Kunst (Bilder an den Wänden), Werbung und etwas Kitsch äthiopisch aufgepeppt.

Service:
Wir bekamen erklärt welche Fleisch und Gemüsesorten sich auf unserer „Platte für 2“ befanden. Anschließend wurde gefragt ob wir schon einmal „äthiopisch Essen“ waren, was wir wahrheitsgemäß verneinten. Daraufhin wurde uns erklärt, dass man mit den Fingern seine Speisen aufnimmt (dies war uns bereits bekannt) und wie man das Injera richtig einsetzt (die „Augen“ des Brotes müssen immer zur Sauce gerichtet sein!) um damit das Essen zu erfassen. Das Injera ist auf der Außenseite glatt fast seidig und an der Innenseite befinden sich große Poren (eben die Augen).

Tej - äthiopischer Honigwein:
Den Tej bekommen ausschließlich Männer in einen eigenen Trinkgefäß serviert (wie mir erklärt wurde). Damit meine weibliche Begleitung auch etwas davon kosten konnte, gab es extra noch ein Glas dazu.
Geschmacklich war der äthiopischen Honigwein sehr erdig, harzig und „leicht säuerlich“ hatte fast schon etwas essigartiges. Muss ich nicht noch einmal haben.

Die Speisen:
Doro Wot: Huhn mit hartgekochten Ei in Sauce
Shiro: Kichererbsensauce
Misir Wot: Scharfe Linsensauce
Zelzel Tibs: Rindfleischwürfel/-streifen mit Zwiebel in gewürzter Butter gebraten
Ayib: Frischkäse
Zartes Lammfleisch in milder Sauce (habe mir den äthiopischen Begriff für diese Lammfleischzubereitung leider nicht gemerkt – aber Achtung: hier sind auch vereinzelt Knochenteile zu finden!)
Fisolen, warme Rote Rüben, Kartoffeln, Salat (Tomaten, etwas Blattsalat beides sehr klein geschnitten)
Am besten schmeckte uns neben dem Injera das wirklich sehr zarte Lammfleisch und das gekochte Huhn. Eigentlich war alles sehr schmackhaft, gewürztechnisch war von sehr mild bis höchstens pikant alles vertreten. Eine wirklich scharfe Note hatte kein einziges Gericht. Fand ich etwas schade. Habe mir deswegen für nächstes Mal vorgenommen unter anderem den scharfen Tomatensalat zu probieren.

Das Injera Phänomen:
Nicht nur geschmacklich, auch die Konsistenz und Langzeitwirkung hat sowohl fasziniert als auch etwas verwirrt.
Es war anfangs nicht unbedingt leicht mit dem feuchten Injera die Speisen aufzunehmen. Der säuerliche Geschmack hat mich aber dafür schwer begeistert.
Die Langzeitwirkung merkt man nicht nur bereits während des Essens. Auch Stunden später stellt man fest, dass das Injera im Bauch scheinbar wie ein Germteig aufgeht. Auch die Spätfolgen sind nicht ohne! (Sättigungsgefühl über Stunden, Blähungen, Aufstoßen – sozusagen ein Essen von dem man noch Stunden später etwas hat!)

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