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Henrici (Eisenstadt)
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17.9.2019 NEUE ERSTKRITIK HENRICI
Gleich vorweg - das war beeindruckend. Dass man dort wirklich schön sitzt, hat sich ja herumgesprochen. Die große Terrasse, die hohen Säulen, gegenüber das Schloss - keine Autos in Hörnähe ... normaler Weise lässt so ein schöner Platz eine eher nachlässige Küche vermuten. Weit gefehlt!
Nicht zu große Karte mit gut gestreuten Wahlmöglichkeiten, fleischlastig. Als Vorspeise eine Sauerrahm-Cremesuppe (6) mit knusprigem Blunzentascherl: Serviert im Glas, auf Schiefer - ein wenig outdated. Aber gut! Sehr gut sogar! Die Suppe fein rahmig säuerlich, darauf eine splitternd knusprige, salzige, hauchdünne Speckscheibe (Prosciutto?), deren Splitter in Textur und Geschmack schöne Akzente setzen. Das Tascherl außen knusprig, innen eine cremig-teigige Blunzenfarce - sehr fein alles gemeinsam am Gaumen. Sehr durchdacht und präzise ausgeführt. Dann (am nächsten Tag zu Mittag) gegrillte Jakobsmuscheln auf Karotten-Orangenpüree (16), Vorspeise: Die Jakobsmuscheln werden ja ganz gerne sarkastisch bewertet, weil wieder einmal aus einem seltenen Luxusprodukt ein erreichbares alltägliches wurde. Mich freuts, ich mag den Geschmack, der so schön zwischen süß und meerig pendelt. Und wenn die Muschel möglichst gut aufgetaut, frisch und vor allem vorsichtigst gegart ist. Sehr zart gegart auf jeden Fall im Henrici, ein wenig schwarzer Sesam darüber, und auf einem herrlichen Püree aus Karotten gebettet, das vermutlich mit Orangensaft eingekocht wurde. Dazu zarte Orangenfilets. Bombe, geht voll auf, hat hohen Suchtfaktor - da legst anerkennend das Besteck zur Seite und sinnierst über das Gericht.
Hauptgang abends Filet und Bauch vom Mangalitzaschwein, auf Spitzkraut, mit Knöderl und Semmelschnitte (21): Was für ein Genuss! Das Filet richtig schön rosa gezogen, aber ausreichend Röstaromen außen. Der Würfel Bauchfleisch fiel da fast ein wenig ab, ungewöhnlich. Wieder dabei die knusprige Scheibe Schinken/Speck, herrliches Kruspel und ein Saftl, dass Du Dein Leben lang nicht vergisst. Mollig, auf eine Glace reduziert, zäh, Knoblauch, Kümmel, ... ein Traum, der sich wunderbar über das Fleisch legt und der Semmelschnitte Saftigkeit gab. Die Semmelschnitte war überhaupt eine Überraschung, kannte ich nicht. Wie eine Platte aus Semmelknödelmasse, auf der angerichtet wurde. Einzig der mit Mangalitza-Faschiertem gefüllte Knödel fiel etwas ab, die Farce schien mir ungewürzt und bar jedes Aromas. Aber der Knödelteig taugte auf jeden Fall, um den göttlichen Saft aufzunehmen. Ein fantastisches Gericht.
Die nächste Hauptspeise wieder mittags am Folgetag: Gebackene Rehschnitzerl mit Erdäpfel-Vogerlsalat (19). Die Panier besteht aus Hanfsamen und Mohn, war sehr knusprig, passte aber. Vier wirklich schöne Schnitzerl, eine sehr große Portion, die Preiselbeeren dazu erfüllten ihren Zweck, hier ein wenig Säure und Frische reinzubringen. Rot und sehr zart das Fleisch, saftig und aromatisch. Der Erdäpfelsalat hätte meines Erachtens ein wenig inspirierter mariniert sein können, da fehlte ein wenig der Mut.
In Summe war ich wirklich überrascht, wie präzise und gekonnt hier gekocht wird, wie unglaublich wohlschmeckend jedes Gericht war. Auch die Service-MitarbeiterInnen waren gut präsent, einzig das offenen Weinangebot scheint mir für diesen Betrieb zu dürftig. Wer mehr Wein kosten will, geht aber einfache nebenan in die Landesvinothek: schick, gut sortiert, Raritäten und einiges glasweise.
Fahret hin und esset reichlich - dieser Betrieb verdient sich ein volles Haus!
Gregor Fauma
Christoph Wagner / 2006
Während im Musiksommer 2006 allenthalben nach Mozart geköchelt wird, bereitet man sich in Eisenstadt schon jetzt darauf vor, die Speisekarte allmählich in ein lukullisches Hoboken-Verzeichnis zu verwandeln. 2009 steht nämlich das Haydn-Jahr ins Haus, oder besser: ins Fürstenschloss Esterházy. Das Restaurant, das schon vor etlichen Jahren in die durchgestylten alten Pferdestallungen eingezogen ist, war aus Genießersicht zunächst eher ein Sorgenkind. Doch seit Dr. Stefan Ottrubay, der Generaldirektor der Esterházy-Gruppe und fürstliche Neffe, das Projekt persönlich unter seine Fittiche nahm, hat das mittlerweile sogar unter die Haube gekommene "Dreispartentheater" aus Gourmetlokal, Touri-Café und Event-Center schmeckbar an Profil gewonnen.
Die Esterházy'sche Geheimwaffe dabei heißt Michal Rabina und ist ein aus Bratislava gebürtiger Küchenchef, der zwei Jahre lang bei Kultkoch Harald Wohlfahrt in der "Traube Tonbach" dreisternig zugange war. "Selbstverständllich kann man einen solchen Anspruch im Esterházy nicht 1:1 umsetzen", weiß der sympathische Küchenchef. Und wer wie ich dieser schönen Tage auf der Restaurantterrasse mit veritablem "Schönbrunn-Blick" sitzt, während vom Schlosspark her ein Platzkonzert erschallt, am Nebentisch der burgenländische Landeshauptmann diniert und gleichzeitig ein Dutzend Touristen auf Eiskaffee und Kuchen wartet, sieht auch die Probleme, mit denen Rabina und sein kongenialer Restaurantchef Marian Hornak hier konfrontiert sind.
Was die Küche zu leisten imstande ist, bewies sie dennoch mit einem Menü aus Steinpilzvariationen, Kokosschaumsuppe, Zander auf Grammelkraut, Ente und Gänseleber auf Zuckermaisblini, Lammkrone auf Thymianjus und dem "Besten von der Erdbeere". Da blitzte schon eine gewisse Meisterschaft und, vom Kokos einmal abgesehen, auch eine erklärte Liebe zu pannonischen Kochtraditionen und Produkten durch. Im Esterházy'schen Weinkeller, der zurzeit noch in den dickwandigen Barockgewölben des Schlosses untergebracht ist, aber schon im Herbst in eine luftige Kellerei im California-Style übersiedeln wird, werkt übrigens Dr. Ottrubays zweite "Geheimwaffe", die Top-Winelady Elisabeth Kamper (früher Wine-Company).
Mit ihrem Eintritt ist wohl auch der Dornröschenschlaf des fürstlichen Weinguts vorbei, das freilich schon jetzt etliche Schätze wie etwa die samtig-beerenfruchtige Rotwein-Cuvée "Tesoro " (Jg. 03 und 04) birgt. Das Esterházy-Team für "Haydn à la Carte" ist jedenfalls gut aufgestellt, und die Chancen, 2009 vier "Jahreszeiten" lang eine schöne Wert-"Schöpfung" zu erzielen, sind durchaus optimistisch einzuschätzen.
Christoph Wagner
empfohlen am 27.09.06 @ 18:22
Esterhazyplatz 5
7000 Eisenstadt
Telefon: 02682 62819
Email: restaurant@henrici.at
Küchenzeiten: Mo-Sa 11.30-21 Uhr, So+Fe 9-15 Uhr
Menüpreis:
Küchenchef: Martin Wresnig
Kreditkarten: Visa, Mastercard, Diners Club
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