Neue Hoheit Brasserie (Wien)

Mit dem Lift von der Tuchlauben geht es hinauf in den 6. Stock - dort wird man bereits freundlich empfangen, nach drinnen oder draußen gefragt und draußen im hochgelegenen Innenhof zu einem schön gedeckten Tisch mit Blick auf die Kuppel und Türme der Peterskirche und des Stephansdoms gebracht. Wasser, Butter, Brot (5) ... und es kann losgehen:
6 Austern Fines de Claire Nr. 2 (38), es gibt auch Royale Nr. 2 zur Wahl zu 52 Euro. Schöne, fleischige Exemplare, ohne Pumpernickel o.ä., sehr gut.
Eine Lobster Roll (27), mit Kanadischem Hummer, Cajun-Mayonnaise, im Brioche und wirklich perfekten Pommes Frites serviert: Ganz großartig zubereitet, zurückhaltend gewürzt, dem Hummer ausreichend Raum gegeben - ich war beeindruckt. Die Pommes zusätzlich zur Roll/Brioche haben bei mir Fragezeichen hinterlassen, so gut sie auch waren.
Karotten Tatar mit Miso, Ziegenkäse und Haselnüssen (20): Die Überraschung! Frisch, kühl, süß-salzig ... ein perfekt abgeschmecktes, wunderbares Sommergericht.
Gegrillter Oktopus mit Safran-Mayonnaise und Granatapfel-Tabouleh: Betörend wohlschmeckend, extrem zartes Molluskenfleisch, krachend knusprig gegrillt - ganz vorzüglich.
Gegrilltes Filetsteak 160g (48) Rossini (+18) mit Erdäpfelpüree, Sommertrüffel und Trüffeljus: In jeder Hinsicht perfekt. Zart, schmelzend, Soulfood pur.

Die Karte der Neuen Hoheit bietet vieles: Aufstriche und Charcuterie aus Österreich, diverse Tatars, Wiener Schnitzel (35), Schweinebauch mit Kraut (31) oder auch Forelle Müllerin (34). Es gibt Pasta-Gerichte und Vegetarisches wie Veganes, wenn auch nicht in großer Auswahl.
Wenig Auswahl auch bei den alkoholfreien Getränken (3 Limos, 4 Wasser, 1 Bier, 4 Aperitifs), ebenso wenig Auswahl bei den offenen Weinen, zb. 5 Weiße (9-12) und das ohne Jahrgangsangabe. Es gibt große Weine glasweise mit dem Coravin-System (Weiße zb 24-47), da darf es dann auch ein Jahrgang sein.

Fazit:
Wir haben ganz hervorragend gegessen. Wir waren an einem Freitag zu Mittag dort - und es war herrlich ruhig. Das gesamte Lokal verströmte eine lässig-entspannte Ruhe. Der Mitarbeiter im Service traf den perfekten Ton zwischen verbindlicher Nähe und professioneller Distanz. Die Speisen sind ohne Tand angerichtet, auf ausgesucht schönen Tellern (kein Napf, kein Entzugsprojekt eines gescheiterten Kochs, keine Stein- oder Glasplatte). Ja, kostspielig, aber es wert. Ein durch und durch sympathischer Betrieb.

Einen Stock darüber gibt es eine schöne Rooftop-Bar mit Blick über den Kohlmarkt und die beeindruckenden Dach-Fassaden der Innenstadthäuser. Dort kann man nicht reservieren, first come first serve - ebenso sympathisch.

Gregor Fauma

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