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Winzerporträt: Axel Stiegelmar
20.11.05 @ 17:15
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Die Nachfolge des einzigen Österreichers anzutreten, der zum "International Winemaker of the Year" geadelt wurde, ist keine einfache Aufgabe. Aber Axel Stiegelmar meistert diese Herausforderung mit Bravour, das Weingut hat sich problemlos in der Oberliga der österreichischen Weinszene gehalten.
Axel Stiegelmar nennt 18 ha Weinbaufläche bei Gols sein Eigen und verkauft seine Weine in alle Welt. Um Verwechslungen mit gleichnamigen Golser Winzern zu vermeiden wurde der Markenname "Juris" eingeführt. Er baut seine Weine in zwei Qualitätslinien aus: die Selection-Linie unterstreicht die Primärfruchtigkeit der Weine, die Reserve-Linie basiert auf einer Reife von mindestens 18 Monaten im Barrique und repräsentiert die Top-Qualität des Hauses. Die Hauptsorten sind mit je ca. 30 % Pinot Noir und St. Laurent. Die anderen Sorten verteilen sich wie folgt: 15 % Chardonnay, 5 % Sauvignon Blanc, 5 % Zweigelt, 5 % Blaufränkisch, 2 % Merlot und 2 % Cabernet Sauvignon.
Das Weingut Juris wurde nach dem neuesten Stand der Weinbau-Technik neu errichtet bzw. renoviert. Für die Weinproduktion ist kein Pumpen mehr notwendig, die gesamte Bewegung erfolgt durch Schwerkraft. Das neue Flaschenlager ist so raffiniert isoliert, dass es das ganze Jahr über ohne Heizung und Kühlung auskommt. Die zeitverzögerte Temperaturschwankung von maximal 8 Grad ist bei kräftigen Rotweinen sogar willkommen.
Das Weinjahr 2005 war nicht unproblematisch, durch eine schlechte Blütezeit ist der Ertrag sehr gering, rund 30 Prozent unter dem Durchschnitt. Aber wer gut im Weingarten gearbeitet hat, darf sich über feine Qualität freuen. Die Weine werden laut Stiegelmar gut und fruchtig: "ähnlich wie 2004, nur weniger". Axel Stiegelmar verfolgt beim Vinifizieren eine klare Philosophie: "Alle Dinge die wir tun, machen wir um unsere Überzeugung zu unterstützen. Jeder Wein muss in einer gewissen Balance liegen: Frucht und Würze bei Weiß, Komplexität bei den Roten. Man darf den Wein nicht stressen, daher arbeiten wir ausschließlich mit Schwerkraft. Die Wein-Produktion erfolgt auf vier verschiedenen Ebenen, die übereinander liegen."
"Wir wählen die Maischestandzeiten so, dass nur die süßen Tannine ausgelaugt werden. Am Ende der Standzeit kommen unreife Tannine zum Vorschein, die Frucht würde wegtrocknen. Wir arbeiten speziell bei Burgundern mit gebrauchten Barriques, der Wein soll am Gaumen lebendig bleiben, diesen Charakter muss man unterstützen."
Das Aushängeschild des Betriebes ist die Rotweincuvée Ina'mera, was im Golser Dialekt so viel wie "mehr als einer" bedeutet. Die Komposition aus Blaufränkisch, Cabernet Sauvignon und Merlot ist tanninbetonter als alle anderen Rotweine und am Gaumen offensiv. Trotzdem ist er ein Träger der typischen Juris-Stilistik: Komplex, vielschichtig, mit samtigem Tannin. Feine Würze, Zwetschkenröster, saftige Frucht, stoffig, gute Länge. Ein weiteres Liebkind des Winzers ist der St. Laurent Reserve, die Trauben kommen von rund 35 Jahre alten Weinstöcken. Kräftig am Gaumen, mineralisch im Ausdruck, weniger Primärfrucht, am Gaumen Weichsel, Schoko, feine Röstaromen, trinkfreudig.
Eine Spezialität des Hauses ist die "Clairette", ein weiß ausgebauter St. Laurent. Durch die kurze Maischestandzeit ist er sehr fruchtbetont, spezielle Aromen, die sonst von den Gerbstoffen blockiert werden, kommen zum Vorschein. St. Laurent zeigt so ein ganz anderes Gesicht: duftiger, leichter, frischer und fruchtiger. Axels Vater Georg hat diese Ausbaumethode 1982 erstmals angewandt und nach seinem Vorbild wurde sie in das österreichische Weingesetz aufgenommen.
Das Weingut und die PR-Agentur Prima wurden für ihre Clairette & Juristo-Kampagne im Oktober mit dem Best PRactice Award 2005 ausgezeichnet. Clairette symbolisiert bei dem vinophilen Pärchen die Frau, Juristo ist der Mann. Der männliche Part ist eine Rotweincuvée aus St. Laurent und Blaufränkisch. Durch dynamische Zeichentechnik und die Flaschenwölbung scheint es so, als würde das Duo miteinander tanzen, wenn man sie nebeneinander stellt. Beide Weine bieten unkomplizierten Genuss auf hohem Qualitätsniveau.
Der Exportanteil des Weinguts liegt zwischen 20 und 30 Prozent, beliefert werden die USA, Norwegen, Schweden, Holland, Belgien, Deutschland, England und die Schweiz. Süßwein geht vor allem nach Italien und Spanien. Seit heuer werden auch Polen, Tschechien, Slowakei und Ungarn durch einen neuen Vertriebspartner versorgt. Mindestens ebenso wichtig ist mit 25 bis 30 % der Ab-Hof-Verkauf. Der Rest geht an Gastronomie und Handel.
Ein weiterer Vertriebsschwerpunkt ist die Gastronomie in Westösterreich. Anknüpfungspunkt war hier die persönliche Liebe zum Skisport und der eigens kreierte Wein für den Skiclub Arlberg. Ein gewisser Anteil jedes verkauften Skiclub-Weins wird der Förderung der Skisportjugend zugeführt. Juris ist damit der größte private Sponsor des Skiclubs.
Auch privat hat Axel Stiegelmar eine starke Affinität zum Thema Pinot Noir. Abgesehen vom eigenen trinkt er gerne Pinots aus der ganzen Welt, z.B. auch aus Oregon und Tasmanien - und natürlich auch aus dem Burgund. Diese Weine ermüden den Gaumen nicht, sie erfrischen ihn. "Pinot Noir-Trinker sind immer neugierig, selbständig und selbstsicher. Sie legen sich auf keinen Lieblingswein fest, sondern wollen immer neue Weine kosten und bewerten."
www.juris.at
Bernhard Degen
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