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Winzerporträt: Michael Edlmoser

26.02.06 @ 17:35

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© Michael Edlmoser

Junge und engagierte Winzer sind dafür verantwortlich, dass Wiener Wein zu den absolut besten des Landes zählt. Einen guten Teil dieses Erfolges darf sich Michael Edlmoser aus Mauer auf seine Fahnen heften. Sein Riesling Reserve 2004 war bei "A la Carte" der höchstbewertete Riesling Österreichs. Ein Wiener Wein war somit besser als alle legendären Lagenweine aus der Wachau und dem Kamptal.

Die Familie Edlmoser betreibt schon seit dem 12. Jahrhundert Weinbau und verfügt über 9 ha der besten Lagen im Süden von Wien. Der Schwerpunkt liegt mit rund 65 % auf Weißweinen, die Hauptsorten sind Riesling, Chardonnay, Weißburgunder, Gelber Muskateller, Sauvignon Blanc und Grüner Veltliner. Die wichtigsten Roten sind Zweigelt, St. Laurent, Cabernet Sauvignon und Pinot Noir. Durch den klimatischen Einfluss der Thermenregion fühlen sich die Burgundersorten sehr wohl. Aber auch der Riesling findet einen Urgesteinsboden, auf dem er besonders gut gedeiht.

Die Erfolge des Wieners basieren auf einer traditionellen Ausbildung auf der Weinbauschule in Klosterneuburg und auf Erfahrungen bei den besten Lehrmeistern der Welt: Edlmoser absolvierte Praktika bei Emmerich Knoll in der Wachau und bei Paul Draper von Ridge Vineyards in Kalifornien. Der eine ist einer der besten Weißwein-Winzer der Welt, der andere ist ein Virtuose bei der Vinifizierung von Rotweinen. Edlmoser wehrt sich aber gegen den Ruf, ein Vertreter internationaler Stilistik zu sein.

Natürlich habe er Erfahrungen aus seiner Zeit im Napa-Valley einfließen lassen, aber seine Linie ist eine sehr puristische. "Der Wein bleibt so wie er ist, nichts wird geschönt". Auch Barrique wird viel sparsamer eingesetzt, es wäre ja schade, wenn "unsere wunderschöne Frucht, die wir in Wien erzielen, durch Holz überdeckt würde." Das Konzentrieren von Weinen hält Edlmoser für den falschen Weg und eine Verfälschung des Weines. Bei Verkostungen könne man mit 14,5 % Alkohol zwar punkten, aber der Trinkspaß ginge dabei verloren.

Obwohl Edlmoser erst 1998 den Betrieb übernommen hat, durfte er sich schon über eine ganze Reihe an Auszeichnungen freuen. Insgesamt war er schon 14 Mal (!) Landessieger und einmal Salonsieger. Der schönste Erfolg gelang ihm aber mit dem Riesling Reserve 2004, der mit 95 Punkten "A la Carte-Grand Cru"-Sieger wurde. Und damit legendäre Lagen-Rieslinge aus der Wachau hinter sich ließ. Kurzbeschreibung: reifer, ausgeprägter Charakter, Auslesetypus, halbtrocken, in der Nase und am Gaumen mit reifen Pfirsichen, Marillen, dicht und extraktreich.

Sehr stolz darf Edlmoser aber auch auf seinen Cabernet Sauvignon Grand Reserve 2003 sein, für den er von Sommelier-Doyen Dr. Kutscher 93-95 Punkte bekam. In Zukunft will der Winzer aber mehr auf Burgundersorten setzen, die in Mauer wie in der angrenzenden Thermenregion hervorragend gedeihen. Neben kräftigen, kalkhältigen Lehmböden gibt es in Mauer aber auch Urgesteinsböden, auf denen Riesling wunderbar gedeiht und ebenfalls in Zukunft forciert wird.

Edlmoser liegt das Image des Wiener Weins besonders am Herzen und er versucht, die sensationellen Erfolge gemeinsam mit seinen Kollegen noch stärker zu kommunizieren. Deshalb will er auch mit Wieninger, Christ und den Zahel-Brüdern einen neue Vereinigung gründen, die für internationale Spitzenqualität im Wiener Weinbau stehen soll. Über einen Starttermin und einen Namen wird gerade verhandelt. Die Gemeinschaft soll auch für weitere Betriebe offen sein, wenn sie strenge Qualitäts-Kriterien erfüllen.

Organisationstalent und Durchsetzungsvermögen bewies Edlmoser auch in der Erfindung der Austrian Wine Challenge (AWC), die er mit fünf Partnern 2004 zum ersten Mal veranstaltete. Mittlerweile ist die AWC die zweitgrößte Weinverkostung der Welt. Im Vorjahr nahmen an der Veranstaltung im Wiener Rathaus 4468 Weine aus 18 Ländern teil. Als weltweit einzige internationale Bewertung dieser Größenordnung wird bei diesem Wettbewerb in Einzelkosterkabinen anonym verkostet.

Privat trinkt Edlmoser sehr gerne gereifte Weißweine aus der Wachau. Generell sei er bei den Weißweinen ein Österreich-Fan, bei leichten Weinen greift er gerne zu steirischen.

Edlmosers Weine kostet und kauft man am besten beim Heurigen in Mauer. Adresse und Aussteck-Termine stehen auf der Website: www.edlmoser.at

Bernhard Degen
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