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Winzerporträt: Angela und Werner Michlits

15.10.06 @ 11:59

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© Meinklang

Angela und Werner Michlits vom Weingut Meinklang in Pamhagen sind für eine veritable Revolution im Weinbau verantwortlich. Bei ihrem Grauburgunder mit dem bezeichnenden Namen "Graupert" verzichten sie auf jeglichen Rebschnitt, die meterlangen Reben müssen zum Teil mit der Stehleiter geerntet werden. Das Resultat ist sehr überzeugend, der 2005er gewann gar die Falstaff-Burgunder Trophy.

Für die meisten Weinbauern unvorstellbar, dass in diesem Weingarten ein derart hochwertiger Wein wie der Grauburgunder "Graupert" heranwachsen kann. Aber Werner Michlits, der auf das ganzheitliche Konzept des biodynamischen Weinbaus schwört, vertraut darauf, dass die Stöcke ihr natürliches Gleichgewicht finden und die Qualität der Beeren dadurch extrem positiv beeinflusst wird. Das Falstaff-Magazin gibt ihm Recht, mit dem Graupert gewann Michlits als erster bio-dynamischer Winzer die Burgunder-Trophy.

Das Weingut Meinklang ist mit 50 ha Rebfläche Österreichs führendes Bio-Weingut, das sich den strengen Demeter-Richtlinien unterwirft. Die Arbeiten im Weingarten und Keller werden auf Mond- und Gestirnskonstellationen abgestimmt. Einzigartig in der österreichischen Weinlandschaft ist auch die neu eingestellte Angus-Rinderherde, die nicht nur eine Bereicherung für das Landschaftsbild im Seewinkel darstellt, sondern auch gleich den Weingarten mit wertvollem Rindermist versorgt.

Der Schwerpunkt liegt mit 60 Prozent auf Rotweinen, die Leitsorten sind Zweigelt und Blaufränkisch, gefolgt von St.Laurent und Blauburgunder. Beim Weißwein dominieren Grauburgunder, Weißburgunder und Welschriesling. In Zukunft will Michlits die heimischen Sorten Zweigelt, Blaufränkisch, Grauburgunder und Weißburgunder weiter forcieren, denn damit könne er "sehr gut österreichischen Weincharakter transformieren".

Das Weingut Meinklang liegt in Pamhagen, dem entferntesten Winkel des Seewinkels, direkt an der ungarischen Grenze. Oft mehr als 2000 Sonnenstunden im Jahr gewährleisten bestes Klima für optimale Reife. Trockene, heiße Sommer fordern die Reben bis zum Äußersten, wodurch charaktervolle Weine mit hoher Dichte und Phenolgehalt entstehen. Der Name Meinklang ist eine Wortkreation, die die Philosophie der Familie Michlits widerspiegelt: "M" für Michlits, "Mein" für die persönliche Handschrift und "Einklang" für die Harmonie mit der Natur.

Werner Michlits arbeitet ganz ohne chemische Zusätze, Enzyme und künstliche Hefen. Die Gärung findet mit natürlichen Hefen aus den eigenen Weingärten statt, diese bringen am stärksten den burgenländischen Charakter im Wein zum Ausdruck. Bio-dynamisches Arbeiten war für ihn die konsequente Weiterentwicklung des biologischen Arbeitens. Die bio-dynamische Philosphie baut auf einem ganzheitlichen Ansatz, wo spezielle Präparate für längere Zeit in Kuhhörnern vergraben werden, um dann in homöopathischen Dosen im Weingarten verteilt zu werden. Spezielle Gründüngung, Gestirnskonstellationen und esoterische Ansätze spielen dabei aber ebenso eine Rolle.

"Durch den Einsatz der Präparate, eigenen Rindermist-Kompost und nach Gestirnskonstellationen ausgerichtetes Arbeiten schaffen wir einen harmonischeren Stoffwechsel bei den Reben und bessere Einlagerung an Inhaltsstoffen. Die Sichtweise des Ganzen, eines geschlossenen Kreislaufes, ist faszinierend." Der auf- und absteigende Mond habe für den Saftstrom in der Rebe eine sehr wesentliche Bedeutung. Die Planetenkonstellationen bewirken Tage mit unterschiedlichen Schwerpunkten: das Arbeiten zB. an Frucht-Wärme-Tagen fördere die bessere Ausbildung der Früchte und Trauben. Es gebe weiters noch Blatt-Wasser-Tage, Blüte-Licht-Tage und Wurzel-Erd-Tage.

Das Weinwissen haben Werner und Angela Michlits an der renommierten Forschungsanstalt Geisenheim in Deutschland erworben. Das biologische Grundwissen haben sie von den Eltern mitbekommen. Und das meiste des bio-dynamischen Wissens haben sie sich von befreundeten Demeter-Bauern angeeignet. Die Umstellung auf die biologische Bewirtschaftung in der Landwirtschaft erfolgte schon vor mehreren Jahren, der Schritt zur Biodynamie wurde gemeinsam in der Großfamilie getroffen. Jeder ist für einen Schwerpunkt zuständig und zusammen ergeben sich wunderbare Synergien.

Angela und Werner jun. sind für das Weinmachen von über 50 ha Weingärten zuständig. Die Landwirtschaft mit vielen, artenreichen teils sehr alten Getreidesorten sowie die Rinder werden von den Eltern Anneliese und Werner sen. mit Sohn Hannes bewirtschaftet. Der jüngste Sohn Lukas ist für die Apfelanlage - bepflanzt mit Topaz-Apfelbäumen - verantwortlich.

Der Grauburgunder "Graupert" bedeutet im Dialekt wild, ungekämmt – so wie die Reben aussehen, wenn auf den Rebschnitt verzichtet wird und die Reben ihrem Urtrieb entsprechend wachsen können. Aus der Falstaff-Bewertung: "...in der Nase zarter Blütenhonig, Anklänge von Blutorangen,
reife Bananen, ein Hauch Vanille. Am Gaumen saftige Tropenfrucht, kraftvoller Stil, durchaus elegant, feiner Fruchtschmelz im Nachhall, gute Länge, hat Reifepotenzial" (11,50 Euro)

Zwerest heißt die rote Top-Cuvée, vorrangig aus Zweigelt und Cabernet Sauvignon. Der Wein reift zwei Jahre in pannonischer Eiche. Der Boden im Weingarten ist extrem schottrig und heiß, die gespeicherte Wärme vom Tag strahlt spät abends noch ab und schafft ein besonderes Mikroklima. Da die Weingärten quer zu einer steinigen Bodenzunge verlaufen, heißen sie dort "Zwerstäcker", „Zwerest” bedeutet im burgenländischen Dialekt „quer”. Tiefe Frucht erinnert an Waldbeeren und Kirschen und wird von dezenten Röstaromen unterstützt. (19,10 Euro) Im Vorjahr errang der Zwerest die höchste Punkteanzahl auf der weltgrößten Bioweinprämierung in Deutschland.

Werner Michlits verwendet für die frischen Weißweine Schraubverschluss, weil sie sich darin besser halten und die Lagerfähigkeit noch zusätzlich erhöht wird. Für alle anderen Weine kommt für den Winzer nur Naturkork in Frage: "Wir wollen unseren Wein nicht mit Kunststoff in Berührung kommen lassen, was bei Glas und natürlich Kunststoffkorken der Fall ist."

Die Exportquote liegt beim Weingut Meinklang bei rund 60 Prozent. Die Hauptmärkte sind neben Deutschland und der Schweiz die USA, Großbritannien, Japan und Skandinavien. Der Gastronomie-Anteil gewinnt über den österreichischen Fachhandel immer mehr an Bedeutung.

Für einen Aufenthalt im Seewinkel empfiehlt Werner Michlits das Vila Vita Hotel und Feriendorf: "Dort kann man inmitten des Naturparadieses der geschützten Lacken ungestört urlauben und sich verwöhnen lassen". Ein absolutes Muss sei das Gasthaus "Zur Dankbarkeit" der Familie Lentsch in Podersdorf, wo typisch burgenländische Küche auf sehr hohem Niveau gekocht werde und noch sehr authentisch beibehalten wurde.

Auf die Frage nach einem persönlichen Favoriten abgesehen von den eigenen Weinen antwortete der Biowinzer, dass es da viele aus der ganzen Welt von befreundeten Weingütern gebe, mit denen reger Meinungsaustausch betrieben werde: "Ich freu mich wenn wir unsere Besonderheiten dann an Präsentationen einander gegentauschen – das macht Spaß, gemeinsam Entwicklungs- oder Reifeprozesse eines Weines zu erleben, und am liebsten bio-dynamische. Zuletzt hat uns von Michel Chapoutier der 'La Sizeranne 2003' begeistert."

Webtipps

www.meinklang.at
www.demeter.at

Bernhard Degen
News Networld

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