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Kellner: Sekkieren oder Animieren?
17.12.06 @ 10:48
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Meine Freundin Lea ist meine Frau fürs Extreme. Wenn ich an ein hoch gelobtes neues Lokal hart rangehen möchte, lade ich sie zum Essen ein. Lea ist wirklich gnadenlos. Sobald ein Kellner sie beim Überbringen der Speisekarte unfreundlich ansieht, lässt sie den Geschäftsführer kommen und sagt: "Diesem Mann macht sein Beruf keine Freude. Ich arbeite hart und habe für mein Geld ein Recht auf einen Kellner, der mit Freude bei der Sache ist." Lea hat diese Nummer schon öfter abgezogen. Mit nachhaltigem Erfolg. Stets bekam sie ihren freundlichen Kellner. Und ab diesem Zeitpunkt wurde sie (Stichwort: "Zickenalarm") behandelt wie ein rohes Ei.
Meine Freundin Dora ist meine Frau zur Güte. Bevor sich ein allzu grober Verriss anbahnt, nehme ich sie mit. Schaut der Kellner verdrießlich drein, sagt sie: "Gell, Sie haben's auch nicht leicht?" Daraufhin erzählt er ihr von seinen Scheidungsproblemen, der Krankheit seiner Mutter und seiner Angst vor dem Burnout-Syndrom. Spätestens beim zweiten Gang sind beide alte Freunde. Und wenn am Schluss die Rechnung kommt, sagt Dora: "Du kannst doch dem Mann nicht nur 20 Euro Trinkgeld geben. Leg noch einen Zehner drauf!"
Lea und Dora haben gleichermaßen Erfolg - und einen angenehmen Abend. Dora hat allerdings meist den noch netteren.
Christoph Wagner
4 Kommentare | Kommentar abgeben
OberkllnerPatzig, 28.01.07 @ 16:30
Wer Kellner bewusst sekkiert, richtet sich selbst. Wer meint, Kellner wie persönliche Bediener zu behandeln, sollte mittels Zeitmaschine zurück in graue Vorzeiten reisen.
Wer glaubt, dass Gast sein zu schlechtem, überheblichen Verhalten berechtigt, zeigt seine wahre "Größe".
Ich vermeide zB. jedes Essengehen mit einem Bekannten, da dieser unmittelbar nach Betreten des Lokals sofort einen anderen Tisch wünscht, noch vor dem Hinsetzen irgendeine Aperitivbestellung irgendwem zuschmettert und sofort beginnt, sämtliche Gerichte zu verändern. Den Kellner behandelt er aber sowas von oben herab, dass man sich geniert. Die Rechnung wird selbstverständlich diskutiert, ein Rabatt verlangt und das Trinkgeld entspricht dann seiner Zumpferlgröße ...
Sonst ein netter Kerl, aber im Lokal scheint er irgendwelche Komplexe ausleben zu müssen. Schade.
Als Oberkellner hatte ich mich als Gastgeber verstanden, mit dem Ziel, den Gästen einen schönen Abend zu organisieren. Arrogante Binkel, zickige Tussen und ignorante Schöngeister wurden besonders zuvorkommend behandelt, damit kamen sie nämlich gar nicht zu recht. Deeskalation ist gegenüber einer Provokation die richtige Antwort - und sie schmerzt.
PICCOLO, 23.12.06 @ 15:21
Man merkt ja bei den Gourmetkritikern sowieso nichts anderes als dass Frust auf das Personal abgeleitet wird. Das ist ja die kriminell unsoziale Seite jeder Hochküche, ist es auch imemr schon gewesen. Hat man die Köche der früheren Zeit getreten und gepeitscht, so machen das heute die Gastrokritiker auf ihre Art. Und solche Tussis,wenn die den richtigen Herrn erwischen, der zeigt ihnen schon wo es langgeht. Es ist aber in der Tat so dass in sehr vielen Schickimickispelunken solche Möchtergerne- Kellner Weicheier werkeln, dass man am Ende wieder froh ist dass es solche Dominas gibt. Der Herrgott schafft halt wieder überall den gerechten Ausgleich.
Jüngst bei meinem Kumpel Jörgi in seiner Tütütschischiquaqua Absteige, da schafften zwei "Juxober" an. Es wurde richtig lustig, wie im Kabarett hat man dort die Nobelgastronomie verarscht, die Gäste haben herzlichst gelacht. Der Kellner (Kabarettist) erzählte wie er nach 10 Stellen in der Michelin 3 Sternklasse im Carpe Diem gelandet ist. Da brauchst kein weiteres Verissbuch für die Haubengastronomie...
Frohe Weihnachten!
Toelzer, 22.12.06 @ 10:38
Sie schreiben: Wenn ich an ein hoch gelobtes neues Lokal hart rangehen möchte.
Warum weiß man vorher dass man an ein hoch gelobtes Lokal " hart rangehen" möchte???
Gusto, 22.12.06 @ 10:31
Da kann man nur froh sein wenn man NICHT Kellner ist; Freundin Lea- die regt sich auf wenn der Kelner nicht freundlich genug schaut. Wie es so schön da steht: "Hat diese Nummer schon öfters abgezogen" - Das sagt wohl alles über besagte Freundin.Bin zwar kein Gastronom, aber wenn das wirklich funkioniert, dann haben die Geschäftsführer ja ein tolles Verhältnis zu ihren Mitarbeitern. Meine Reaktion: Rausschmeissen des Gastes
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