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Winzerporträt: Franz Weninger

13.06.07 @ 07:54

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Es gibt wohl nicht viele Winzer, die den Boden ihrer Weingärten besser kennen als Franz Weninger aus dem Mittelburgenland. Er lässt sich mit dem Bagger Löcher graben, klettert hinein und analysiert die Bodenschichten. Jede Rebsorte wird so an der für sie geeignetsten Stelle ausgepflanzt. Die Leitsorte Blaufränkisch gibt es lagenrein ausgebaut von sechs verschiedenen Rieden. Und dem Grubenarbeiter gelingt es vortrefflich, den Charakter jeder Lage in die Flasche zu bekommen.

Das Weingut befindet sich in Horitschon im Herzen des Blaufränkischlandes, die 28 Hektar der österreichischen Weingärten liegen im nächsten Umfeld. Hinzu kommen 25 Hektar Anbaufläche in Ungarn, einerseits gleich über der Grenze in Balf bei Sopron und andererseits in Villány in Südungarn.

Der Blaufränkisch ist mit 55% mit Abstand die wichtigste Sorte, danach kommen 20 % Zweigelt, 13 % Merlot, je 5 % Cabernet Sauvignon und Pinot Noir sowie 2 % Sankt Laurent. Traubenzukauf beschränkt sich auf Sauvignon Blanc und minimal Blaufränkisch.

Die Top-Lage des Weinguts ist Dürrau südöstlich von Horitschon. Der Untergrund besteht aus eisendurchsetzten schweren Lehmboden, der sich wie Plastillin anfühlt, wie Weninger das nennt. In trockenen Jahren ist dieser Boden ein hervorragender Wasserspeicher und die Trauben reifen zu grandioser Qualität. Bei viel Niederschlag ist das Geschick des Winzers gefragt, um gesundes Traubenmaterial zu bekommen.

Die Rebstöcke für das Flaggschiff des Hauses, den Blaufränkisch Dürrau, sind rund 50 Jahre alt. Weninger ist auf den 2004er besonders stolz, der das Terroir gut widespiegelt und äußerst langlebig ist. Das Bukett ist vornehm zurückhaltend, aber sehr vielschichtig. Zuerst sind Anklänge von roten Beeren wahrnehmbar, dann etwas Kirschenkompott, mineralische Anklänge und ganz dezente Holznoten. Am Gaumen sind Extraktsüße, weiche Tannine und elegante Würze gekonnt ausbalanciert. Trotz seiner Kraft ist er saftig und elegant. Ein großer Wein mit viel Potenzial.

Ein weiterer Spitzen-Blaufränkisch kommt von der Lage Spern-Steiner in Balf bei Sopron, die zum Weingut von Sohn Franz Reinhard gehört. Gneis, Glimmer und Schiefer verleihen diesem Wein viel Charakter und Mineralität.

Blaufränkisch von der Lage Saybritz am südburgenländischen Eisenberg transportiert viel metallische Würze.

Der Blaufränkisch Kirchholz mit Braunerde, Lehm, Sand und Kies bringt viel kühle Frucht und Leichtfüßigkeit.

Nur durch einen Feldweg von Kirchholz getrennt liegt die Ried Hochäcker, die dennoch markante Unterschiede aufweist. Der harte, lehmige Untergrund ist mit Eisen durchsetzt und bringt sortentypische Blaufränkisch mit Frucht & Würze hervor.

Neu im Blaufränkisch-Repertoir ist die Lage Kalkofen, die wie der Name schon vermuten lässt, sehr kalkhältig ist. Die 2006er Fassprobe deutete auf einen schlanken, präzisen und fruchtigen Wein hin.

Franz Weninger hegt und pflegt seine Rebstöcke, die großteils schon ihren 40er gefeiert haben. An Ruhestand ist aber noch nicht zu denken, denn durch bio-dynamische Bewirtschaftung werden sie mit dem besten Anti-Aging-Programm verwöhnt. Weninger ist im Weingarten ein Perfektionist und überlässt nichts dem Zufall. Durch die biologische Bewirtschaftung wird die Gesundheit der Reben ganzheitlich gefördert und chemische Spritzmittel sind überflüssig. Stattdessen sind Tees, Kuhhörner und Kuhmist gefragt, die die Abwehrkräfte der Reben stärken.

Franz Weninger ist nicht nur Vorreiter in Sachen Barriqueausbau, Terroir-Philosophie und Bio-Dynamie, er war auch einer der ersten, der sich im Nachbarland engagiert hat. Seit 1997 gehören der Familie 22 Hektar in den besten Lagen von Balf bei Sopron. Die Leitung dieses mittlerweile autarken Weinguts hat Junior Franz Reinhard übernommen.

Im südungarischen Villány bewirtschaftet Weninger gemeinsam mit seinem Partner Attila Gere ein weiteres Weingut. Auf 13 Hektar werden seit 1992 Blaufränkisch, Merlot, Cabernet Sauvignon und ein wenig Cabernet Franc angebaut.

Weninger verbringt die meiste Zeit in seinen Weingärten um Horitschon, die Interessierte bei kurzen Spaziergängen erkunden können. Zur Stärkung danach empfiehlt Weninger ein Glas Blaufränkisch und eine Einkehr im Restaurant Horvath in Ritzing, dem Gasthof zur Traube in Neckenmarkt oder im Hotel Sonnenpark in Lutzmannsburg, wo man gleich übernachten kann, wenn man zu viel des köstlichen Weines genossen hat. Eventuell auftretende Nebenwirkungen können in der Sonnentherme auskuriert werden. Weninger selbst relaxt in Mußestunden gerne bei einem Glas Riesling Smaragd aus der Wachau.

Webtipps
www.weninger.com
www.blaufraenkischland.at
www.vinothek-horitschon.austriaone.at

Bernhard Degen
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