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Winzerporträt: Sepp Mantler
19.08.07 @ 12:08
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Sepp Mantler führt sein Weingut mit der Cleverness und Gelassenheit eines erfahrenen Winzers, der sich der Vorzüge seiner ausgezeichneten Lagen und der hervorragenden Traubenqualität gewahr ist. Sein Roter Veltliner 2006 ist so gelungen, dass er ein wichtiger Motivationsfaktor für alle Idealisten ist, die die Herausforderung dieser schwierigen Rebsorte angenommen haben. Nur wegen diesem Wein nehmen viele den Weg auf das Weingut auf sich. Der Mantlerhof hat eine etwa 200-jährige Geschichte, der älteste Rote Veltliner im Keller stammt aus dem Jahr 1948.
Die Rebfläche umfasst rund 14 Hektar und verteilt sich auf die markanten Löss-Terrassen bei Gedersdorf nahe Krems. Zum Betrieb gehört auch eine Landwirtschaft mit 68 Hektar. Leitsorte ist mit 46 Prozent eindeutig der Grüne Veltliner. Gefolgt von rund einem Viertel Riesling und 10 Prozent Rotem Veltliner. Ergänzt wird das Sortiment von Chardonnay, Neuburger, Gelbem Muskateller und Merlot.
Laut Sepp Mantler "ist es recht eindeutig, dass der Wind des Zeitgeistes im Moment den internationalen Sorten entgegenbläst. Aus jetziger Sicht würde er bei einer (weiteren) Reduktion des Chardonnay die bodenständigen Sorten Grüner oder Roter Veltliner pflanzen. Eine Vergrößerung der Neuburger-Fläche sei darüberhinaus bereits geplant. Statt Merlot wäre der Pinot Noir die geheime Liebe des Niederösterreichers. "Der ist bekannt schwierig und eher bei den Freaks und den Produzenten selbst beliebt.
Mantler arbeitet eigenen Angaben zufolge nach dem KISS-Prinzip: keep it simple and stupid. Das umfasst in der Essenz die Arbeitsschritte Most gewinnen, vergären, klären, füllen. Zugleich ist ihm wichtig, trotz geringem Technikeinsatz auf der gesamten Klaviatur der Möglichkeiten spielen zu können. Dies beinhalte Ganztraubenpressung, leichtes Anquetschen der Trauben mit sofortiger Pressung oder Rebeln mit anschließendem Schalenkontakt. Mantler verzichtet auf den Einsatz einer Pumpe und auch auf Computer-Steuerung der Vergärung. Er verlässt sich dabei lieber auf sein Gefühl und seine Erfahrung.
Der Rote Veltliner gilt gemeinsam mit dem Grünen Veltliner als Hauptsorte der Region, auch schon in Wein-Literatur aus dem Jahr 1837. Mantlers Vater hat sich bereits in der Zwischenkriegszeit intensiv mit der Sorte beschäftigt. Er selbst versucht, eine saftige und kraftvolle Stilistik mit großem Entwicklungspotenzial herauszuarbeiten.
Beim Roten Veltliner 2006 Reisenthal ist ihm das vortrefflich gelungen: Weiche Aromen nach kandierten Früchten und Mandelöl, am Gaumen mit markentem Restzucker, der aber von einer straffen Säurestruktur getragen wird. Cremige Textur, zart Vanille mit Mandarinen und reifem Obst. Feine Mineralik im Nachhall.
Sepp Mantler beweist bei der Weinproduktion Weitblick - und versucht einen "weniger tiefen ökologischen Fußabdruck zu hinterlassen". Die biologische Weinproduktion impliziert noch genaueres beobachten und vorausschauendes Handeln. Bei der Rebernährung kehrte er zur geregelten Fruchtfolge durch den Anbau von Begrünungspflanzen in der Rebgasse zurück. Und bei den eingesetzten Pflanzenschutzmitteln gilt die Maxime "low-tech statt high-tech".
Der Weinberg von Gedersdorf bei Krems gehört zu den spektakulärsten Löss-Formationen der Welt. Löss ist ein reiner Gesteinsstaub der nach den Vereisungszeiten durch Wind abgelagert wurde. Er wärmt sich schnell auf und hat einen hohen Kalkanteil, wodurch er die Weine in Richtung weicher Säure und Schmelz beeinflusst. Die Top-Lage beim Grünen Veltliner ist der Gedersdorfer Spiegel, eine mächtige Terrassenformation mit exakter Südausrichtung. Der Rote Veltliner fühlt sich in der Lage Reisenthal so richtig wohl. Dieser nach Süd-Süd-Ost ausgerichtete Weingarten befindet sich beidseitig einer tiefen Löss-Schlucht, einem erodierten ehemaligen Hohlweg.
Auf die Verschlussfrage angsprochen meinte Mantler, dass der Leidensdruck beim Naturkorken für die Produzenten sehr groß sei. Er wäre der beste Verschluss, wenn er verlässlich wäre. „Hassliebe“ ist für ihn die beste Bezeichnung. Bei den alternativen Verschlüssen habe eindeutig der Schrauber das Rennen gemacht. 2006 hat der Kremstaler schon fast alles verschraubt. Nur die besten Vertreter der Sorten Grüner Veltliner, Riesling und Roter Veltliner wurden noch verkorkt, weil diese Weine länger aufgehoben werden. Mantler dazu: "Dogmatisch möchte ich aber nicht sein."
Wegen gesteigerter Nachfrage aus Schweden und Norwegen lag der Exportanteil im Vorjahr bei 50 Prozent, normalerweise liegt er bei 25 bis 30 Prozent. Endverbraucher, Gastronomie und Handel teilen sich wieder gleichgewichtig auf.
Für einen kulinarischen Ausflug nach Gedersdorf empfiehlt Mantler die „Kärntner Stuben“ der Familie Widhalm im benachbarten Rohrendorf. Und außerdem die Kremser Gastronomie-Highlights Jell, Kaiser von Österreich, Klinglhuber sowie Kloster Und. (Nur 10 Autominuten entfernt).
Beim privaten Weingenuss greift Mantler gerne auf einen Pinot Noir in elegantem Ausbaustil zurück, wenig eichenbeladen, zB. Domaine Parent/Pommard oder Gerald Malat, wenn seine Frau Margit dabei ist. Allein würde er spontan zu einem Riesling von Knoll oder Nigl greifen.
Webtipps
www.mantlerhof.com
www.traditionsweingueter.at
www.losgeloesst.at
Bernhard Degen
News Networld
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