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Winzerporträt: Franz Schindler

18.02.08 @ 21:01

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Viele Winzer reduzieren jetzt wieder den Barrique-Einsatz, um den fruchtbetonten Charakter ihrer Weine auf natürliche Art zu bewahren. Nicht so die Familie Schindler. Ihre Grande Cuvée d'Or kommt beispielsweise gleich zwei Mal in neue Eichenholz-Fässer, also 200 Prozent neues Barrique! Der Wein dürfe laut Senior Franz Schindler aber niemals nach neuem Parkettboden riechen - obwohl die positiven Barrique-Töne wie Leder oder Zigarre durchaus willkommen seien. Nach der Verkostung ist klar: tatsächlich kein Parkett, aber viel Power, Substanz und große Struktur.

Junior Ferry Schindler unterstreicht den frankophilen Kurs seines Vaters: "Wir wollen kraftvolle und substanzreiche Weine nach Bordelaiser Vorbild machen". Vom aktuellen Trend des dosierteren Barrique-Einsatzes hält er wenig. Ihre hochreifen Trauben vertrügen das neue Holz hervorragend. Das Ergebnis gibt dem Neusiedlersee-Anrainer Recht, die Schindlerweine sind nicht übertrieben holzig, im Gegenteil: Das Barrique ist (nach einer gewissen Reife) vollständig integriert und gibt den Weinen großartige Struktur. Neben durchaus präsentem Toasting kommt dennoch die Frucht klar zum Vorschein.

Die Schindlers bewirtschaften 15 Hektar der besten Rieden am Westufer des Neusiedlersees bei Mörbisch. Den Traubenzukauf haben sie komplett eingestellt, da sie die hohen Qualitätsansprüche nur selbst erfüllen können.

Der Schwerpunkt liegt mit 60 Prozent auf Rotweinen, auf Weiß und Süß entfallen 40 Prozent. Hauptsorten in Rot sind Blaufränkisch, Zweigelt, Cabernet Sauvignon. In Weiß gibt es Welschriesling, Sauvignon blanc, Muskat Ottonel, Bouvier und Chardonnay.

Die Top-Weine des Hauses sind die Cuvée d'Argent in weiß und die Cuvée d’Or in Rot.

Erstere ist eine Melange aus Chardonnay und Sauvignon blanc und reift in 100 Prozent neuem Holz. Ein kraftvoller Wein mit internationalem Format.

Zweitere ist eine Vermählung von Blaufränkisch, Cabernet Sauvignon und Merlot mit anschließender Barriquereife. Ein verführerischer Wein mit enormen Potenzial, der seinen Höhepunkt erst nach mehreren Jahren erreicht.

Schon 1985 begann Franz Schindler Rotwein im Barrique auszubauen und zählt so sicherlich zu den Pionieren in Österreich. Verwendet werden bei allen Weinen zwei Drittel französische und ein Drittel amerikanische Eiche.

Vorbild und Ratgeber bei seiner Entwicklung war der Bordelaiser Wein-Graf Neipperg, dem wir nicht nur griffige Zitate wie "es wachsen dort die besten Trauben, wo sie Wasser sehen" verdanken (Wobei ja Schindler die besten Voraussetzungen hat), sondern auch die Umsetzung des Biologischen Säureabbaus, der ursprünglich in Österreich verboten war, gelang Schindler mit Neippergs tatkräftiger Unterstützung.

Die absolute Qualitätsspitze des Hauses stellt die Grande Cuvée d'Or dar, die Superlativen jeglicher Art gerecht wird. Dieser Wein wird nur in den besten Jahren gemacht. Extreme Ertragsreduktion, händische Selektion und behutsamste Verarbeitung sind die Stationen auf dem Weg zum Spitzenwein. Zweimalige Füllung und Lagerung in neue Barriquefässer geben dem Wein ein Rückgrat wie Herkules.

Der 1999er Grande Cuvée D'Or hat ein opulentes Bukett mit erstaunlich viel Frucht nach Heidelbeeren und Rum-Kirschen sowie typischen Holz-Aromen wie Mokka, Bitterschoko, Leder und Unterholz. Am Gaumen cremig mit viel Schmelz, geballter Kraft ohne adstringierend zu sein. Unendlich im Abgang.

Bei den Schindlers arbeiten beide Generationen Schulter an Schulter und alle Entscheidungen werden gemeinsam gefällt. Junior Ferry Schindler hat in der Weinbauschule Klosterneuburg maturiert und Praktika bei Hirtzberger, Feiler-Artinger und Schandl absolviert. Die geplante Lehrzeit bei Graf Neipperg wurde gestrichen, weil der Jungwinzer schon so weit in den Betrieb integriert ist, dass man auf ihn nicht mehr verzichten will.

www.weingut-schindler.at

Bernhard Degen
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