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Anbauen und Verzehren
Zwei beste Bücher
06.01.13 @ 12:08
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Liebes Christkind,
dieses Jahr hattest Du es ganz einfach. Ich habe mir schlicht zwei Bücher gewünscht. Wie Du weißt, gibt es für mich kaum Garten- und Kochbücher, die ich zu akzeptieren bereit bin. Und ja, klar, Karel Capeks „Das Jahr des Gärtners“ hat mir viel Freude bereitet. Aber trotzdem, die klassischen Gartenbücher, die mir erklären, wie ich mit einem Bindfaden und vier Pflöckerln ein Beet abstecke, sprechen mich nicht sehr an. Aber als ein Gartler, der die wilden Ecken liebt, der eine Schwäche für Ruderalflächen und deren Pionierpflanzen pflegt, als solch ein Gartler habe ich eine stille Freude zur wilden Leidenschaft erhoben: Das Bestimmen von Unkraut in frühen Vegetationsstadien.
Foraged Flavour
Gehört das daher, gehört es gerupft? Habe ich das eingesetzt, hat es sich eingesetzt? Wie lange schaue ich mir das an? Und vor allem: Kann man das essen? Und just diese Frage, die Frage nach der Verzehrmöglichkeit von diversen Kräuteln und Graserln, treibt mich zu erweitertem Literaturstudium. Und da der Garten meine Kreativität mit der Küche teilen muss, sind Kombinationen aus gutem Wuchs und schmackhaften Biss von höchstem Interesse. Und daher wünsche ich mir von Dir, liebes Christkind, ein Buch, in dem eine sympathische, ehemalige Finanzanwältin in New York, die nun in Gstättenschutz macht, liebevoll beschreibt, wie sie die Lust am Sammeln wilder Kräuter gefunden, sich dazu Wissen angeeignet und letztendlich als Chefsammlerin des berühmte New Yorker Restaurants Daniel einen Namen gemacht hat. Ihr Name ist Tama Matsuoka Wong. Ihre hingebungsvolle, liebenswerte Prosa rund um das Thema „wann kann ich wo welche Pflanzen extensiv rupfen und wozu verkochen“ liest sich so wunderbar leicht und versetzt den Leser in eine ebensolche Stimmung, dass er sich schon bald mit einer Schere bewaffnet im Unterholz diverser Lichtungen wiederfindet, um zeitig am Morgen für den notwendigen Kick diverser Gerichte, nach Rezepten von Eddy Leroux aus dem Daniel, am Abend zu sorgen. So schaut´s aus.
Tender|Gemüse
Und als bescheidener Gartler und eingebildeter Koch gab es nur noch einen zweiten Wunsch: Das Werk von Nigel Slater, zarte 600 Seiten schwer, im Rahmen dessen er darstellt, wie er seinen verdreckten, versifften und komplett nutzlosen londoner backyard zu einem wahren Gemüse-Eldorado mutiert hat. Slater, Kochbuchaffinen kein Unbekannter, zeigt in diesem epochalen Werk, dass ein Schreiberling durchaus auch ein guter Gardeling und sogar Cookeling, oh dear, sein kann. Und er geht es wunderbar pragmatisch an. Da haderte er erst mit dem Boden. Schlammige Tone verfluchte er in tiefsten Tönen, grub einfach einmal die Scholle samt Rasen ab und schleppte in Folge zentnerweise Kompost de-luxe, 80 Säcke Pferdedung und jede Menge Schafwolle durch sein Haus nach hinten den backyard. Very nice der resultierende Tipp, die Pferdemistsäcke an trockenen Tagen durch das Haus zu schleifen. Auf das erste Jahr als Ertragsjahr verzichtete er großmütig, baute Luzernen und Rot- und Gelbklee als Gründünger an. In Folge widmete er sich Samenbanken, um nach einer Saison unnötigen Vorziehens draufzukommen, dass es eh Gärtnereien mit kräftigen und gesunden Setzlingen gibt. Er baut sich einen Kompost, lässt darin Erdäpfel gedeihen und seit er den Kompost via Gartenschlauch ausreichend feucht hält, kompostiert er auch. In Folge beschreibt Slater rund 30 Gemüsesorten, führt zu jedem Gemüse das dazu notwendige Gartenknow-how an, erklärt die Aromen und wie man diese via Zubereitung maximiert. Eine Handvoll Rezepte rundet jedes Gemüsekapitel ab. Dieses Werk, liebes Christkind, habe ich gebraucht. Dieses Werk, liebes Christkind, steht über allem und dieses Werk, liebes Christkind, solltest auch einmal lesen, dann wirst vielleicht auch eines Tages erwachsen – so Du Dein Gemüse isst.
Foraged Flavour
Tama Matsuoka Wong with Eddy Leroux
Clarkson Potter Publishers, New York
Tender|Gemüse (erhältlich bei www.hartliebs.at )
Nigel Slater
DUMONT
1 Kommentar | Kommentar abgeben
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