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Maurice Maggi: Essbare Stadt
Ein Buch für Hedo- und Individualisten
26.05.14 @ 20:34
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Immer öfter ertappe ich mich dabei, dass ich ein neues Kochbuch nach dem Durchblättern bei meiner Lieblingsbuchhändlerin wieder in ihr Regal stelle. Zu glattgebügelt, zu perfekt und letztlich mutlos ist das, was die meisten Verlage derzeit produzieren. Aber hin und wieder gibt es die rare Ausnahme, ein Buch das Lust macht, vor subversiver Freude sprüht und schräge Fotos enthält, die nicht so aussehen als wären sie von David Loftus.
Maurice Maggi, der Schweizer mit dem problematischen Namen, hat so eines verfasst: "Essbare Stadt". In Zürich ist Maggi bekannt wie ein bunter Hund, hat er doch in den vergangenen zwei Jahrzehnten als Guerilla-Gärtner dessen Stadtbild erheblich verändert. Kaum ein Fleckchen öffentlicher Grund, an dem er nicht Samen (vorzugsweise von Malven) gestreut hätte. Und so ist Zürich im Sommer wunderbar bunt. Das Buch ist nach Jahreszeiten gegliedert und enthält kurze Beschreibungen der Stadtpflanzen, die im jeweiligen Quartal in essbarer Qualität verfügbar sind, sowie dazu passende, vorwiegend vegetarische, Rezepte. Und die machen Spaß, weil sie ohne oberlehrerhaften Absolutismus auskommen, oft ein bisschen unpräzise bleiben und immer wieder mit Alternativen spielen. Genau so wie ich es mag. Definitiv kein Buch für Leute, die sich bei Julian Barnes ("Der Pedant in der Küche") wiederfinden. Auch kein Buch für jene, die bereits beim Eierschwammerlsuchen zum Pilzbestimmungsbuch greifen, denn manche verwendete Wildpflanze ist leicht mit ihren giftigen Artgenossen zu verwechseln. Maggi wagt sich beispielsweise auch an die Eibe (die "Giftpflanze des Jahres 2011"), von der lediglich das rote Fruchtfleisch der reifen Beeren essbar ist. Mit einem lakonischen "Die Eibenbeeren durch ein Haarsieb streichen. Vorsicht: Die schwarzen Kerne sind giftig und sollten nicht verletzt werden" kommt er seiner Auskunftspflicht nach.
Pro Jahreszeit kann man in Fotos schwelgen, auf denen Maggi Freunden an einer großen Tafel einen Teil der vorangegangenen Rezepte kredenzt. Diese "Tavolatas" finden schon einmal auf einem schmalen Rasenstück zwischen zwei Schnellstrassen oder in einem Schrebergarten statt. Mit sicherem Auge hat die Fotografin dabei die Freude, die gemeinsames Essen bereiten kann eingefangen. Ein Buch für alle, die ein Hedonismus und einen individuellen Zugang zum Kochen schätzen.
Essbare Stadt
Maurice Maggi, Juliette Chrétien
ISBN: 978-3-03800-777-7
Einband: Gebunden
Umfang: 319 Seiten
Gewicht: 1467 g
Format: 19.5 cm x 26.5 cm
Michael Vesely
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