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Das Servitenviertel

04.07.14 @ 16:46

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In das Servitenviertel kann man eintauchen wie in einen kühlen See im Hochsommer. Der Verkehr wurde größtenteils verbannt, die Gassen zwischen Liechtensteinstraße und Rossauer Lände dösen vor sich hin. Die Häuser sind hoch und schön wie im Pariser Viertel Marais.

Das Zentrum ist eindeutig die Servitengasse. Über zwanzig Jahre hinweg läuft dort nun schon der Prozess des sich Mauserns. Keine Gentrifizierung, sondern ein ruhiges Wachsen an Qualität und Angebot. Es gibt die alten Betriebe, wie zB. seit 1983 das wunderbare Cafe Luxor, eine Hütte für alte Oberstufler, junge Studierende und hackenstaate Welterklärer, alle drei eint die dezente Fahne. Das Lokal ist eigentlich schön, noch schöner ist der große, schattige Gastgarten vor der Wohnstraße. Hier ist es ruhig, nur die Kirche lärmt gelegentlich läutend.

Das erste "neue" Lokal war La Pasteria, irgendwann um 1990 herum muss das gewesen sein, dass sich da jemand getraut hat, frisch gemachte Pasta als Geschäftsmodell zu etablieren. Mittlerweile beliefert(e) er die gesamte Wiener Gastronomie, es hängt ein Restaurant an der Feinkost dran und der Gastgarten ist auch immer gut besucht.

Es kamen spannende Lokale dazu: Das Bordeaux, das einst von Aurelio Nitsche atemberaubend gut bekocht wurde. Mittlerweile heißt es Porzellan (Lounge, Bar, Espresso, Restaurant) und ist nach wie vor sehr stylish und/oder schick. Oder die Serviette, die auf hohem Niveau einen langen Atem bewiesen hatte - denn mit nur 4-5 Tischen ein Lokal zu betreiben, bedarf schon viel persönlicher Zuwendung zum Gast und top Kulinarik. Beides war dort kein Problem. Die Serviette wird demnächst wieder aufsperren - mit einem neuen Konzept. Dazwischen der sympatische Italiener Ristorante Scala, dessen zahlreiche Stammkunden blind für die liebenswerte Hässlichkeit des Lokals sind. Porzellan, Scala, Serviette ... sie alle sind durch einen Gastgarten quasi verbunden. Es macht Freude, diesen entlang zu schlendern, ein wenig auf die Teller zu spechteln und zu überlegen, wo man sich denn selbst am ehesten niederlassen würde. Wer in Bordeaux die Rue des Faussets kennt, weiß, was gemeint ist.

Ganz im Trend der letzten fünf bis zehn Jahre sind Lokale wie die Suppenwirtschaft und das Caffé a Casa. Enges Produktsortiment (Suppen/Kaffee), sehr gewollt stylish mit dem Hang zur aufgeräumten Leere samt ein paar Minitischen und Sitzgelegenheiten für drinnen und draußen. Mitten drin das Fachgeschäft für Aromen und Gewürze Curry me home, ein schönes Geschäft, irgendwie gegen den lokalen Mainstream: dunkles Holz, Kristallluster, ... wie in einer alten Apotheke. Das Blumengeschäft nebenan e.bosco blumen. wecken. sinne hat a) sehr schöne Ware und weiß b) diese auch noch wirklich gelungen zu präsentieren. Auch hier spielt der Gehsteig eine wesentlicher Rolle der Gesamtinszenierung. Caffé a Casa, Curry me home, Suppenwirtschaft, dazu noch ein liebevolles Spielzeuggeschäft usw. ... alle sind sie in etwa gleich klein, stecken hinter entzückend alten Portalen und man merkt einfach, dass die Betreiber mit Liebe dabei und dahinter sind. Die Servitengasse wurde dadurch zu einem Gesamtkunstwerk.

Ein neuer Schmuckstein in diesem Kunstwerk ist das essenti Gegenüber vom Curry me home, neben dem Xocolat, öffnet sich ein fescher Raum, wieder helle Wände, helles Holz und ein aus mehreren Schreibtischlampen verdammt cool designter Luster. Wieder kleinste Bestuhlung, Zwergentische und ein Buffet, dass einem die Augen nur so übergehen. Es geht ums Mittagessen, eher noch um den Lunch, if you know what I mean. In gepflegten Rechauds warten ein Hühnercurry, eine Gemüse-Kokossuppe und gedämpfter Lachs nebst jeder Menge Salate, die schwer nach Ottolenghi aussehen. Alles wirkt unglaublich appetitlich und liebevoll. Speziell für Süße: Es gibt Frozen Yogurt, und darauf eine Unmenge an Toppings aus getrockneten Beeren, frischen Beeren, Drops und selbst Mannerschnittenwürfel, die zur Wahl stehen. Selten wo macht der optische Eindruck des Angebotenen eine solche Vorfreude wie hier im essenti. Gastgarten bekommt es auch noch, momentan steht dort ein Baukran.

Wo früher Herr und Frau Hofrat essen gingen, das alte Servitenstüberl, steht nun der neue Servitenwirt. Die Klientel hat sich wenig geändert, das Lokal wurde jedoch deutlich entmottet und in Summe leichter, frischer gestaltet. Das gilt auch für die Karte. War der Gastgarten früher eher eine Trutzburg, ist er jetzt einladend weitläufig und unter den riesigen Linden herrschen Ruhe und Gelassenheit. Das Rehbeuscherl sollte man sich nicht entgehen lassen.

Von gegenüber hört man heftiges Getratsche aus dem Gastgarten der Cafe-Konditorei Bürger,, dieser wiederum gegenüber befindet man sich im leo, so heißt das Lokal, dessen Gastgarten schön im Eck geschützt den besten Blick auf die Servitenkirche freigibt.

Flankierend um die Servitengasse gibt es noch einige fantastische Satelliten. Das Gasthaus Zum Roten Bären gehört zum Schönsten, was Wien diesbezüglich zu bieten hat, gut soll es obendrein sein. Die Szene-Pizzeria Riva, das wunderbare Gasthaus Zum Rebhuhn, das Altwiener Wirtshaus und mein all-time-favorite, das Stomach .

Neu dazugekommen ist das Zum Schwarzen Schaf: Zwei grundsympathische Autodidakte kaufen im Marchfeld „second hand Gemüse“, also die schwarzen Schafe, die sonst keiner mehr haben will. Diese kochen sie zu deliziösen Eintöpfen, Curries und Suppen und vertreiben diese, zum Teil liefern sie auch selbst aus, und das am Fahrrad. Applaus! Denn die Zustelleritis per PKW ist ein kommendes Problem, dessen sich die web2.0-Agiteure und Agiteusen noch nicht angenommen haben. Hauptsache, die Bienen sterben. Weiters betreiben die zwei ein Catering, und wer schon eine Küche hat, nimmt sich gleich ein Lokal dazu – und das ist es auch. Wieder helle Räume, helles Holz, karge Leuchtmittel, wieder die Aufgeräumtheit und Leere. Zu essen gibt es Mezze, die Gäste sollen zum Plaudern und Trinken kommen, und dazu Brauchbares essen können. Zu Mittag gibt es zwei Menüs, immer eines mit Fisch und/oder Gemüse. Sehr, sehr nett, findet auch der Falter.

Zum Schwarzen Schaf
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Zum Schwarzen Schaf
9., Porzellangasse 53
Tel: 236 29 21
Mo–Fr 10–23 Uhr

Zum Roten Bären
9., Berggasse 39
Tel. 01/317 61 50
Mo–Fr 9–23, Sa 18–24 Uhr

... bin im leo
servitengasse 14 - grünentorgasse 21
1090 wien tel.: 01 - 319 77 63 montag - freitag 16 - 24

CURRY ME HOME
1090 Wien,
Servitengasse 6 Telefon
+43 (1) 89 07 784
infocurrymehome.at
Mo-Fr 10:00-19:00 Uhr
Sa 09:00-14:00 Uhr

Alimentari, Ristorante & Bar La Pasteria
Servitengasse 10
A-1090 Wien
Tel.: +43 (0)1 310 27 36
E-Mail: benvenuto@lapasteria.at

Porzellan.
cafelounge - restaurant - bar
Servitengasse 2
1090 Wien
telefon +43.1.315 63 63
mobil +43.699.10862178
e-mail office@porzellan-lounge.at
mo - fr: 10.00 - 24.00 Uhr
sa, so & feiertag: 09.00 - 24.00 Uhr
juni-sept jeden tag: 09.00 - 24.00 Uhr

Ristorante Scala
Servitengasse 4 | 1090 Wien
Mo.–Fr. 11:00–23:00 Uhr
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