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Mallorca: Ballermann und Pensionisten, oder mehr?

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Als ich 2000 gefragt wurde, ob ich nicht nach Mallorca mitfahren möchte, sagte ich aus erstem Impetus heraus einfach nein. Ich wollte weder auf den Ballermann, noch fühlte ich mich alt genug, um auf der Insel der Deutschen und Pensionisten Urlaub zu machen. Erst als man mich mit ausgedehnten Radtouren durch die Insel köderte, willigte ich ein.
Und gut wars. Mallorca war ganz anders, als ich es erwartete. Ja, schon bummvoll mit Pensionisten, andererseits vor allem im Inneren und Norden der Insel harmonisch bis wild, manchmal sogar einsam. Aber immer aufregend, dramatisch, fremdartig und schön.
Ich hätte mich vielleicht doch nicht von Ballermann, Claudia Schiffer, Boris Becker oder gar Jürgen Drews abhalten, sondern von Chopin, Miró, Picasso, Gaudi und George Sand anregen lassen sollen. Mallorca ist eine der abwechslungsreichsten Inseln die ich kenne. Ich bin dann auch 2002 und 2003 hingefahren, hauptsächlich zum Radlfahren, lernte aber auch immer mehr kennen.

Natürlich kann man 2 Millionen Deutsche und fast genausoviele Engländer nicht wegmachen (keine Engländer, die in Eton und Cambridge gelernt haben, also nix mit nobel zurückhaltend, sondern eher solche, die in Liverpool am Fußballplatz zu finden sind), aber man kann zur richtigen Zeit fahren, nämlich Ende August/Anfang September bis Oktober oder angeblich im Mai.
Was man braucht, ist ein Auto oder ein Motorrad, um die Insel zu erkunden. Und zwar durchaus auch auf den ausgetretenen Touristenpfaden. Man muß sich nur überlegen wann man was tut.

Zum Beispiel die Eisenbahn Palma-Sóller, ein Prunkstück einer „Museumsbahn“, die keine ist sondern ganz normalen Linienbetrieb hat. Wir fuhren um 7 Uhr früh von Sóller weg und waren im Salonwagen (10 Sitzplätze in ausladenden Fauteuils) allein mit 2 Mallorquinern, die offenbar zur Arbeit fuhren. Die Bahn wurde um 1920 von Siemens gebaut und fährt heute so wie damals. Ruckelig, langsam, beschaulich quer über die Insel.
Auch Palma ist am Morgen nur von Einheimischen bevölkert, die Touristen machen sich frühestens um 10 breit. Und die Altstadt von Palma ist einfach eine Schau. Enge Gassen wechseln mit großen Plätzen, kleine enge Häuser mit Prachtbauten im Jugendstil. Und überhaupt die Kathedrale. Bitte besucht sie unbedingt an einem sonnigen Vormittag, wenn die Sonne durch die Kirchenfenster flutet und alles in bunteste Farben hüllt. In dieser Kirche wird man wahrlich erleuchtet.

Hafen, Kaffeehäuser und und....
Besonders empfehlen möchte ich eine Bar, die weniger wegen der Drinks (die sind gut und teuer), sondern wegen der überbordenden Innengestaltung einfach großartig ist. Die Bar Abaco (http://www.bar-abaco.com/), hingehen, anschaun, einmal genügt. Und wenn man schon im Dunstkreis von Palma ist: Das Miró-Museum in Cala Major, einzigartige Werke in einem einzigartigen Museumsbau. (http://www.fundaciomiro-bcn.org ) und wenn man nervenstark ist, eine Nacht am Ballermann und die Schinkenstraße und die Discos besuchen. Zum Beispiel im Oberbayern, wenn grad die Miss Oberbayern gekürt wird, mehr hüpfende Busen von exhibitionistischen Mäderln wird man kaum wo sehen, geistig schlichtere Unterhaltung ist kaum denkbar. Man muß dafür aber emotional ziemlich gefestigt sein, sonst verfällt man dem Alkohol, und der schmeckt dort einfach nicht gut. 2000 gings bei mir noch, später nicht mehr.
Zum Essen in Palma kann ich nicht viel sagen außer, dass die einschlägigen Führer genug darüber wissen. Ich nicht.

Heuer hatten wir die Gelegenheit ergriffen, in Port de Sóller wohnen zu können. Sóller, ein Kleinstadtjuwel im Nordwesten der Insel, mäßig von Touristen überrannt ist auf jeden Fall einen Besuch wert. Was man zwangsläufig als erstes besucht, ist der Hauptplatz von Sóller, wo unter Platanen sich Tapas-Bar an Kaffeehaus reiht und die Ruhe zwischen der Kirche San Bartomeu und dem Rathaus stündlich von der quer durch den Platz quietschenden historischen Straßenbahn (ca. 1920) nach Port de Sóller unterbrochen wird. So stellt man sich südliche Länder vor, laut, unruhig und trotzdem gemütlich und beschaulich.
Übrigens: Wer Ende August in Soller weilt, sollte eines auf keinen Fall versäumen: die “Gran Nit del Foc de les Festes de Sant Bartomeu a la Vall”. Ein großartiges Spektakel mittem am Platz mit martialischer Musik, grausigen Folterszenen und einem Stunden dauernden Feuerwerk, das mitten unter der riesigen Menschenmasse stattfindet. Die, die das schon kennen, vermummen sich mit nasser Kleidung, und gehen dann mitten ins Spektakel. Wir haben uns schon gewundert, dass wir anschliessend noch unverbrannte Haare am Kopf hatten.

Die Musts der Insel stehen eh in jedem Reiseführer: Cap Formentor, Sa Calobra, Valdemossa, wo jedes Jahr zu Ehren von Chopin, der dort lange lebte, Festspiele stattfinden, die Küstenstrasse im Norden und und ….

Essen kann man wahrlich genug auf Mallorca im allgemeinen und in Port de Sóller im speziellen, die Bandbreite reicht von der Strandbumsn, die unerwartet köstliche Überraschungen bieten kann bis zum Michelin-besternten Nobelrestaurant, die meisten in deutscher Hand. Wer dort hingeht, steht halt am Mittelmeer auf „norwegischen Wildlachs an Chichi mit Schmonzes“. Die guten Sachen muß man sich suchen und da kann schon auch eine Niederlage passieren. Und man findet auch witzige Dinge, zum Beispiel die Tapas-Bar Albatros in Port Soller, wo man sich zwischen 2 Bier und den wunderbaren roten Gambas aus Sóller die Haare scheiden lassen kann. Auf der Visitkarte steht dann auch: „Tapas & Wine Bar – Hairdresser“. Übrigens kann ich auch den Hairdresser uneingeschränkt empfehlen.
Was es überall gibt, sind die unnachahmlichen aceitunas con anchoa, Oliven, die in einer mit Anchovis gewürzten Lake zubereitet wurden, dazu Allioli (eine Art Knoblauchmayonaise) und Brot. Mallorquinischen Wein dazu, mehr brauchts nicht.

Hugo Gold

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4 Kritiken | Kritik verfassen

Speising sagt

sehr gut

empfohlen am 10.09.10 @ 14:11

Stationen

1) Can Miquelina (E - Soller): Am Hafen von Soller das hinterste aller Restaurants, nichtdestotrotz in... [mehr]

2) Só caprichos (E - Porto de Sóller): Das Só Caprichos liegt schon so weit hinten am Hafen von Sóller, dass sich die... [mehr]

3) Forn des Teatre [E - Palma de Mallorca]: Gottseidank wohn ich nicht in Palma. Diese Konditorei wär mein Untergang, ich... [mehr]

4) Restaurante Rincon del Mar (E - Palmanova): Das hier ist definitiv kein Restaurant, in Wien würde man sagen es ist eine... [mehr]

5) Es Faro (E - Sóller): Das Es Faro, direkt neben dem Leuchtturm auf Cap Gros de Moleta, hoch über... [mehr]

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