Ella's (Wien)

Ella's. Mediterranes Soulfood. Das klingt nach Broadway oder, für alle, denen Woody Allen's Lieblingsitaliener "Elaine's" noch ein Begriff ist, nach Upper East Side. Wer in "Ella's" am Wiener Judenplatz nach Ella fragt, kommt jedoch allenfalls an Eli. Das ist der Spitzname von Eleftherios Dermitzakis, der das "Orpheus" in der Spiegelgasse 10 während der letzten Jahre zu einem der besten Griechen Wiens machte. ("Der beste Grieche" schreibe ich nie wieder, denn sonst kommen wieder all die "Taverna-Lefteris"-Mänaden über mich, die mich zuletzt wie den sagenhaften Sänger Orpheus — zumindest leserbrieflich — in Stücke gerissen haben.)

Eli erklärt gerne, was es mit Ella's auf sich hat. Wenn man das E wie im Griechischen behaucht, wird plötzlich ein "Hellas" draus, während "ela" soviel wie "Komm rein!" bedeutet. Und auf heimtückische Weise hat dann doch auch eine Ella ihre Hand im Spiel, die allerdings Katharina heißt. Katharina Dermitzakis, Eli's Ehefrau, war es nämlich, die die "immer nur kretische Küche" bei "Orpheus" satt hatte und auf eine kulinarische Öffnung ins Allgemein-Mediterrane drängte, das zurzeit der kleinste gemeinsame Nenner einer Küche zu sein scheint, die jedem schmeckt.

"Mediterran" – so nennt sich heute praktisch jede Küche, die ohne DOC, also ohne Angabe einer spezifischen Herkunft, Assoziationen an Sand und Meer, Oliven und Meeresfrüchte, Bitterkräuter, Tomaten, Pasta & Pesto herstellt. Das tut auch "Ella's" mit seinem 3- oder 4-gängigen Mezesmenü, einer mediterranen Amuse-gueule-Folge, die nach eigener Wahl etwa Spinat mit Sardinen, Pulpo mit Oliven und Kapern, Gemüsesalat mit Kaninchen oder Süße Ravioli enthalten kann. Die Hauptkarte bietet die übliche Bandbreite von Octopuscarpaccio über roh marinierten Thunfisch und Zucchinischaumsuppe bis hin zu gebratenen Calamari und Perlhuhnbrust.

"Ella's" läuft seit dem ersten Tag wie die Hölle. Die meisten Gerichte sind so konzipiert, dass wenig schief gehen kann (außer vielleicht bei der etwas zu trocken geratenen Brasse). Bewundernswert, wie der furchtlose Service das mediterrane Gästemeer auch bei hohem Seegang immer noch mit einem, und sei's gequälten Lächeln auf den Lippen durchschifft.

Der Judenplatz verwandelt sich, wenn sich die zwei Baustellen wegdenkt, schnell in eine Piazza oder Plaka. Der mediterrane Konsens macht's möglich. Auch wenn mir persönlich, ich gestehe es ehrlich, die spezifisch kretische Küchenspielart des (zur Zeit ein wenig unter Liebesentzug leidenden) "Orpheus" letztlich doch lieber war als "Ella's" Öffnung zu einer wohl feinen, aber doch auch ein wenig gesichtslosen "Meeresküche".

Christoph Wagner

6 Kritiken | Kritik verfassen

Strasse, 18.07.13 @ 14:48

Gegrillte Gänseleber, Vorspeisenteller für zwei Personen, Steinbutt ... alles ganz ausgezeichnet, ohne jedoch zu zünden. Irgendwas fehlt ...
Der Gastgarten ist perfekt, das Service dezent arrogant, aber flott. In Summe erfreulich.

OberkllnerPatzig, 01.08.11 @ 21:19

Eh.
Für Euro Drei wird in einem sehr kleinen Schüsserl ausgesprochen grünes Olivenöl serviert, Brot dazu kommt aus dem Körberl. Teller gibt es keine, man legt das abgezupfte Stück Brot halt auf das Tischtuch. Wobei mir für dieses Maß an Lockerheit das Lokal nicht wirklich locker genug scheint. Für 3 Euro vermessen.
Zahlreiche Servicekräfte mit wenig Distanzgefühl fragen im Minutentakt, ob wir schon wüssten - aber wir wussten noch nicht. Das ging eine ganze Weile so, wir waren halt im Plaudern, das scheint in der Welt des Ella-Service nicht vorgesehen.
Endlich: Vorspeisen für Zwei, dann ein mildes Garnelencurry bzw. Sedanini mit Pomodorini, Büffel-Mozzarella und Rucola.
Die Vorspeisen: 6 Häppchen für jeden. Fritierte Garnele auf Avocado, Lachsparfait, thunfischtartare, Gänseleber-Ildefonso, ... alles ein wenig zu kühl serviert, es war nich heiß genug an diesem Abend. 24,-

Das Garnelencurry war anständig. Ein mildes, grünes Curry mit vielen Garnelen und Ananasstückchen, begleitet von einem sehr gut gedämpften Reis.
Die Pasta war gut, ohne Fehl und Tadel.

Die Speisekarte kann natürlich viel mehr, als diese Kostprobe. Es gibt Steaks und Fisch, alles klingt hochwertig und ist auch höherpreisig, aber nicht dramatisch. Die Preisgestaltung bei den Flaschenweinen lässt den Wirten überleben.

In Summe ein netter Abend an einem der schönsten Plätze Wiens. Ich möchte wiederkommen und richtig schlemmen.

Wiener, 05.01.09 @ 12:52

Silvester-Essen
Wir waren an Silvester im Ella's.
Auch in 2008 lässt der Service noch deutlich zu wünschen übrig.
Das Menu (80 Euro) war sehr gut. Leider war die Gangabfolge sehr unkoordiniert. Auf mehrfache Nachfrage wurde sich dafür weder entschuldigt noch Kulanz gezeigt.
Wenn wir den Wohlfühlfaktor miteinbeziehen, werden wir das Ella's trotz guten Essens nicht mehr besuchen.

Peter1977, 22.09.06 @ 15:06

Das Essen war sehr gut, bis auf die Fischsuppe, welche aber nach Reklamation auch nicht verrechnet wurde. Doch leider war der Service nicht wirklich aufmerksam bestellte Speisen wurden falsch serviert, naja sollte bei den Preisen nicht vorkommen. Hier gibt es sicher noch Verbesserungspotential.

phaedra, 18.08.06 @ 03:01

Hallo ich kann mich Andreas Biegler`s Kommentar nur anschließen;
sehen und gesehen werden (darum sitzt man in einer Auslage!)
Das angebotene Essen ist nicht schlecht, aber die Preise sind wirklich für das Gebotene überhöht.
Leider werden von den guten angebotenen Weinen, nur die wenigstens glasweise ausgeschenkt.
Natürlich verstehen wir das, denn diese exponierte Lage, muß eben bezahlt werden.
Und die Mitarbeiter sind zu bedauern, bei der noch nicht eingespielten Organisation der Besitzer !
Es wird sich sicher etwas ändern müssen.
So kurz vor der Weihnachtszeit werden wir wieder einen Kurzbesuch abstatten.

das meint
Phaedra

Als Speiselokal sehen wir das "Ella's nicht !

Auf und wirkte die Architektur schöner als im *Fabios*.