Harald Brunner im Servitenviertel (Wien)

Spitzenkoch Harald Brunner (Korso, das Turm, ... Kussmaul) hat ein neues Zuhause im ehemaligen Servitenwirt gefunden. Und es scheint, dass seine Küche, sein Stil hier perfekt herpassen: Ausgezeichnet zubereitete Speisen, hochwertig und höherpreisig, und das in einem bildungsbürgerlichem Ambiente. Na wunderbar.

Wir entschieden uns für das Menü mit 5 Gängen zu 89 Euro.

Vorweg gab es ein selbstgebackenes Weckerl/Flute mit einer Scheibe Coppa reingesteckt - von einer Journalisten böse desavouiert - meines Erachtens eine gute Idee, noch viel besser umgesetzt, denn dieses Kleingebäck, noch warm serviert, gab durch seine Wärme der Coppa den richtigen Schmelz, und die Süße der Stärke und die Salzigkeit des Fleischs waren schon ein sehr durchdachter, gemeinsamer Auftritt.

Die beiden Austern zu Beginn mit Schalotten-Vinaigrette. Klassisch.
Der marinierte Matjes auf Apfelrahm mit Kaviar-Erdäpfel schon sehr gut.
Großartig und wuchtig die Bouillabaisse mit Hummer und Seeteufel Wangerl. Richtig geil, richtig schwer, und mächtig Einwaage von Hummer und Angler. Geil.

Gebratenes Kalbsbries mit Entenzungen in Madeira mit schwarzem Trüffel: Alles, was ich liebe auf einem Teller. Aber für mich ging das nicht zusammen. Das war mir zuviel von allem, zu weich alles, nichts Knuspriges dabei. Zu belastend fast die Aromen. Selten hat mir ein Gericht so wenig geschmeckt.

HB´s knusprige Ente mit Grammelknödel und Chili-Kraut: Tadellos. Jedoch nach der schweren Suppe und dem unerwartet fetten Bries-Gericht war ein Grammelknöderl als Beilage zur Ente schon eine ziemliche Challenge.
Soufflierte Crepe Suzette: Mehr Salzburger Nockerl als Crepe Suzette, ich gab auf.

Hm, tu mir schwer, das einzuordnen. Zuviel des Guten, zu schwer. Und schon sehr, sehr klassisch ... jedes Gericht ein Vierteltelefon am Festnetz und der Kirchschläger Rudl noch Präsident ...
Das nächste Mal a la carte, da gibt es noch einiges zu kosten - ich komme wieder und freu mich drauf.

Gregor Fauma

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1 Kritik | Kritik verfassen

OberkllnerPatzig, 19.06. @ 12:49

alles ganz vorzüglich
Die Ceviche mit Garnele und Meeresfrüchten ein aufgetürmert Salat mit Agrumen und Kräutern - sehr gut, jedoch ziemlich viel am Teller.
Gebratener Wolfsbarsch mit Fenchel, weissen Bohnen, Bouillabaisse und Vongole exquisit. Auch bei diesem Gericht recht viel los am Teller.
Das pochierte Ei mit Eierschwammerln in einer Liebstöckl-Sabayon mit gut schwarzer Trüffel darüber sehr deliziös, wenn auch eher suppig.
Schlicht perfekt der rosa gebratene Rehschlögel mit Steinpilzen und Polenta.
Zum Abschluss einen perfekten Marillenknödel mit Eis.
Kulinarisch war das ein wunderbarer Abend.
Der Schmäh der Gebrüder Brunner (Küche, Service) gehört auf jeden Fall dort dazu und unter Denkmalschutz gestellt.
Mein bald üblicher Gegner jedoch sind diese riesigen, fix verankerten dunklen Sonnenschirme, die sich über 3-4 Tische erstrecken und über einem komplett zu machen. Ich kann die Gastronomen verstehen, aber der besondere Wert, am Servitenplatz unter uralten Bäumen zu sitzen, geht so auf jeden Fall verloren, auch die Luftzirkulation leider. Es ist unter solchen Schirmen immer stickig. Da kann man sich schon überlegen, besser drinnen und klimatisiert zu sitzen als draußen unter diesen riesigen Stoffplafonds.