Kreuzwirt (Leutschach)

Wenn ich Ihnen heute erzählen würde, sie sollten eine Insel auf 46°38' N / 15°31' E ansteuern, und ich würde Ihnen garantieren, dass Sie dort so gut essen würden wie kaum anderswo auf der Welt — was würden Sie tun? Mich für einen alten Narren halten, vermutlich. Vielleicht würden Sie aber auch eine Karte zu Rate ziehen und überrascht feststellen, dass ich Ihnen keine Seefahrt, sondern eine Landpartie durchs steirische Weinmeer verordnet habe, die auf dem Gipfel des Pössnitzbergs endet, wo Sie Ihren "Schoner" beim "Kreuzwirt" einparken können, in dessen großzügig eingerichteten Luxuskabinen Sie auch mit "Meerblick" übernachten können. In der Kombüse steht, unterstützt von seiner Partnerin Yvonne Schwarzinger, Gerhard Fuchs, der, gerade einmal 35, einer der bedeutendsten Köche ist, die ich kenne.

Wie sonst nur Jörg Wörther (der sich zwischenzeitlich aus der Top-Gastronomie in seinen Salzburger Stanitzel-Mikrokosmos zurückgezogen hat) beherrscht Fuchs die Kunst des "ganz normalen Wahnsinns" am Teller. Wenn man ihn fragt, in welchen Momenten ihm denn seine Königsideen wie Saibling mit roten Rüben, Kren, Kalbskopf und zerdrückten Heurigen oder Hechtfilet mit Flusskrebsen, Kohlrabi, Sellerie und Eisenkrautnage einschießen, so antwortet er freimütig: "Die Vorstellung vom Küchengenie, das von der Muse Gastrea geküsst wird, ist völlig falsch. In Wahrheit wird eingekauft, was frisch ist, dann wird überprüft, was da ist — und zuletzt wird einfach gekocht."

Wie gekocht wird, ist dabei keineswegs vom Chef alleine abhängig, sondern von einem ganzen Team, in dem, wie Fuchs überzeugt ist, "nach dem Sous-Chef der Abwäscher die wichtigste Rolle spielt. Wenn es nicht gelingt, den Abwäscher in den Rhythmus der Küche einzubinden, wird's unrund. Und wenn ein Jungkoch sich mit meinem Abwäscher anlegt, dann fliegt in jedem Fall der Koch, nicht der Abwäscher."

Dass Fuchs dann nach der Eröffnung des "Kreuzwirts" vierzehn Tage ohne Abwäscher arbeiten musste, ist vor diesem Hintergrund fast schon als Ironie des Schicksals zu bezeichnen. Und als ich (sicher ist sicher) vor meinem ersten Essen beim "Kreuzwirt" einen meiner strengsten "Standby-Tester" zum Vorkosten vorbeischickte, notierte dieser: "Fuchs sieht abgearbeitet aus, hat etliche Kilo abgenommen, bringt aber schon mindestens 60 Prozent seiner Genialität auf den Teller, der Rest ist erahnbar."

Erahnt haben diese Entwicklung offenbar auch die Tester des soeben erschienenen Gault-Millau 07, die Fuchs nur wenige Monate nach seinem Abgang aus Albert Neumeisters Stradener "Sazianistuben" (wo Fuchs eine schmeckbare Lücke riss) in seinem neuen Domizil prompt mit drei Hauben als Durchstarter des Jahres abfeierten. Zum Zeitpunkt meines Besuchs brachte Fuchs übrigens bereits 80 Prozent seiner Genialität (Stichwort: Fasan auf Krautfleckerln und Hasenpfeffer mit Grünkohl und Schwammerln) auf den Teller. Und darauf, dass sich die restlichen 20 Prozent ohne Hektik, dafür aber mit kongenialem Abwäscher entwickeln mögen, trinke ich gerne ein Glaserl Muskateller vom Pössnitzberg aus dem Hause Polz, das nunmehr auch das neue Zuhause von Gerhard Fuchs ist.

Christoph Wagner

5 Kritiken | Kritik verfassen

haube, 20.06.11 @ 08:37

Kreuzwirt(Leutschach)
was das essen betrifft,hat uns das nicht vom hocker gerissen,auser der preis für das 4-gängige überraschungsmenü.habe mir vom küchenchef herrn fuchs mehr erwartet.
überfordert ist der sommelier der nur die weine der region an den mann zu bringen. beim wunsch nach einem guten rotwein mußte er passen.
dei zimmer sind sehr geschmackvoll,das frühstück in ordnung,aber der preis zu hoch.

wiressengerne, 16.10.08 @ 01:33

Alle Jahre wieder oder auch Öfter
Wir lieben die Südsteiermark über alles - aber lieber Herr Fuchs und Team - lasses Sie sich doch eine neues Betriebskonzept einfallen - Küchenleistung weniger als 50 % - Serive ohne Komentar!!! Auch das Neue Hotel hält nicht, dasssss was es verspricht!! Frühstück ist aber TOP durch die liebenswerten Damen!!

Bitte mehr anstrengen - die Sterne stehen sehr schlecht!!!!!

syda, 15.04.07 @ 18:06

was das essen betrifft, ganz toll, wundervoll, gerichte und es waren immerhin 10 gänge davon waren 8 gänge auf 3 sterne niveau. klasse, mit dem steirereck auf einer welle. leider kann der miserable und unkompetente service nicht einmal annähernd mit der küchenleistung mithalten.
frühstück gut zimmer geil

wiressengerne, 14.04.07 @ 23:21

Hat uns nicht vom Hocker gerissen dieses Mahl, da wir für unser Hochzeit noch etwas testen wollten. Unsere Meinung zuviel Personal um die Tische bei den wenigen Leuten, Essen gerade durchschnitt, gibt besseres in der Region, Preise sind der absolute Oberhammer - hoffffentlich hat man mit allen drum herum und Pi-Pa-Bo gut geplant.

gourmetino, 06.01.07 @ 11:33

Ich teile die Auffassung des Herrn Bügermeister in diesem Fall nicht.

Bei unserem Besuch beim Kreuzwirt war das Essen bestenfalls "durchschnittlich", soll heißen 15/20 wert; dies jedoch zu Preisen, die in Werfen oder Filzmoos angebracht sein mögen.
Natürlich gab es auch vereinzelt sehr gute Dinge, in toto war es jedoch eher enttäuschend.

Vollkommen überfordert ist jedoch das Serviceteam, das dem angestrebten hohen Niveau in keiner Weise entspricht.
Sei es, dass der Sommelier versucht, die verkaufte Flasche so rasch wie möglich an die Gäste "abzufüllen", sei es, dass man Mitarbeiter geradezu "abfangen" muss, um Wünsche deponieren zu können. Letzteres wird unserem Herrn Bürgermeister aufgrund seines Bekanntheitsgrades - zumindest in Österreich - wohl nie passieren.

Letztlich ein Wort zum Zubau, der zwar optisch reizvoll, aber aufgrund der Tischplatzierung vollkommen afunktional ist.
Entweder sitzt man auf der Lüftung/Heizung oder das Servicepersonal "quetscht" sich am Rücken vorbei - Körperkontakt nicht ausgeschlossen.

Noch ein Wort zu den Zimmern.
Diese sind ebenfalls sehr schick, jedoch stellt sich auch hier die Frage nach der Funktionalität.

Beim Frühstück sei den Speisinger Mitbürgern angeraten, möglichst beim ersten Kontakt mit den Servicemitarbeitern alle Dinge zu ordern, weil es sein kann, dass man danach eher ignoriert wird.
Dem Team des Kreuzwirts sei hiezu eine Exkursion zum Frühstück bei den Obauers empfohlen.