Rybí trh (CZ-Prag)

Mitten im Ungelt-Viertel, dem nach der alten Zollstation benannten ältesten Stadtteil von Prag, befand sich früher der Fischmarkt "Rybí trh". So heißt auch jenes Mitte der 90er Jahre eröffnete Luxus-Fischrestaurant, das seinem Namen erfreulicherweise alle Ehre macht.

In den alten Markthallengewölben gelang es, ein Lokal einzurichten, das mit wenigen, aber unübersehbaren nautischen Akzenten gleichermaßen atmosphärisch und gemütlich, aber dennoch höchst elegant ist. Das erste, worauf der Blick des Kenners fällt, sind allerdings weder die vom Tierpräparator liebevoll herausgeputzten Schwertfische noch die dekorativen Zierfischaquarien (in denen sich auf den zweiten Blick übrigens auch Schaltiere tummeln), es sind vielmehr die auf einem Treibeis-Buffet äußerst liebe- und geschmackvoll drapierten Fische und Meerestiere, die man in dieser Vielfalt überall, aber gewiss nicht in ein er Binnenstadt wie Prag erwarten würde. Während man früher vor allem Luftfrachten aus exotischen Meeren bemühte, stammt heute der größte Teil des dreimal wöchentlichen "Fangs" aus nordischen Gewässern.

Rund ein Dutzend frischer Fische stehen täglich auf der Karte. Mit Karpfen, Hecht, Waller und Zander hat man zwar experimentiert, stieß aber bei der vorwiegend einheimischen Klientel damit nicht auf rechte Gegenliebe. Die betuchten Prager ziehen nun einmal Hummer, Austern, Jakobsmuscheln, Black Tigers, Angler, Thunfisch, Steinbutt und Beluga-Caviar den Produkten böhmischer Teichwirtschaften vor.

Niemand weiß das besser als der junge Chefkoch Pavel Mares, der all das Meeresgetier vorbildlich — das heißt: sehr leicht, stets mit einem kreativen Pfiff und einem untrüglichen Gespür für den Garpunkt — zubereitet. Die Weinkarte ist vor allem im Weißweinbereich auffallend gut sortiert (kein Wunder, das Stammhaus ist ja weinwundersame "Flambée"). Man muss übrigens gar nicht in die Ferne schweifen, sondern kann beispielsweise den exzellenten mährischen Chardonnay von Tanzberg aus Mikulov bestellen.

Christoph Wagner

- 8.05.2005 -

1 Kritik | Kritik verfassen

Minimalist, 12.09.05 @ 17:57

Dieses Wochenende, zu viert.
Mit CW's Beurteilung stimme ich überein.
Und ich vergesse ihm diesen Tipp nicht!

Bemerkungen:

1. In der Zeit der kommunistischen Herrschaft, war Ungelt einfach zugesperrt (die Leere war zu blamabel)

2. Mein Prager Geschäftsfreund, mittel-wohlständig, war noch nie im Rt. Leuchtende Augen. (Prager) Stolz und Genuss.

3. Das Ambiente: Der "meeres-aquarium-hellblaue" Anstrich des Gewölbes mit den "Fischchen" und die blau-gehaltene "Sitzerei" ist etwas "sossig" (Geschmackssache). Gewölbe! Weiss!

4. Phantastische Fischqualität (vor allem bei Fischen, die es gerne "kalt" haben). Auf den Glaspunkt gebr. Heilbutt mit Krensauce und Erdäpfel-Kren-Püree. Himmlisch. Die Einstreuung der leichten, dunklen Sauce mit Eiereschwammerl hatte ich weggelassen (Minimalist!).

5. Riesling Cuvee (womit?) von Tanzberg, 2003. Wunderbar.

6. CZK 9000 (EUR 300) zu viert.
(viele Prager schaffen das noch nicht kontinuierlich)

7. gehört nicht hierher, aber für die "Musik-Speisinger": Eine unglaublich packende "Jenufa", mit Top SängerInnen und Orchester im Prager Nationaltheater. Eine Küsterin ganz knapp an der Randova.