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Für eine Handvoll Chips

05.06.07 @ 20:30

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Mit dem Jahrgang 2006 dürfen österreichische Weine erstmals offiziell mit Eichen-Chips aromatisiert werden, um den gewünschten Barrique-Geschmack zu erlangen. Den gesetzlichen Rahmen setzt eine EU-Verordnung, die für alle österreichischen Winzer verbindlich ist. Die Regierung hat darauf verzichtet, eine nationale Einschränkung dieser Verordnung vorzunehmen.

Das Thema der Barrique-Aromatisierung wird unter Winzern und Weinfreunden sehr emotional diskutiert und wirft viele Fragen auf: Wie kann ich wissen, ob mit modernen Methoden oder klassischen Barrique-Fässern gearbeitet wurde? Gibt es eine Deklarationspflicht? Wie wirken sich Oak-Chips bei jahrelanger Reife aus? Und wie viel Chip-Weine stehen eigentlich schon in den Regalen?

Es hinterlässt einen schalen Beigeschmack, dass es nicht auf dem Etikett vermerkt werden muss, wenn ein Winzer Eichenchips verwendet hat. Allerdings dürfen dann laut EU-Recht auch keinerlei Hinweise auf Barrique, Eichenfässer und nicht mal Fässer allgemein angebracht werden. Wenn also "Barrique" auf der Flasche steht, kann der Konsument sicher sein, dass die Reife im echten Barriquefass erfolgt ist.

Da der Gesetzgeber keine nationale Einschränkung der Verwendung von Chips vornahm, liegt es nun an den einzelnen Verbänden entsprechende Regeln zu erstellen. Die Vinea Wachau und die Renommierten Weingüter Burgenlands verbieten ihren Mitgliedern den Einsatz von Eichen-Chips. Andere, wie beispielsweise die mittelburgenländischen DAC-Winzer, lassen sich diese Option in ihren Richtlinien offen.

Josef Schuller, Leiter der Weinakademie und einziger Master of Wine Österreichs, sagte dass auch Chip-Weine gut gemacht sein müssen, da sie sonst entlarvt würden. Für ihn ist es aber unvorstellbar, dass Winzer wirklich hochwertigen Wein so ein billiges Finish verpassen würden: "Das wäre so, wie wenn man den besten Wein mit Almdudler mischen würde".

Es geht es bei der Lagerung in kleinen Holzfässern nicht nur darum, Geschmack und Tannine in den Wein zu bekommen, sondern vor allem darum, eine schonende und ausgewogene Reife mit dosiertem Sauerstoffkontakt zu erzielen. Wenn auch in der Jugend eines Weines sensorisch kein Unterschied feststellbar ist, haben echte Barrique-Weine bei längerer Lagerung einen Vorteil. Axel Stiegelmar vom Weingut Juris sagt, dass echte Barrique-Weine ab der Füllung immer besser werden, während die "gechipten" nur auf den Verkaufsstart hingetunt seien.

Der Vorteil für Eichen-Chips oder vergleichbare Präparate wie Sticks, Beans oder Rice liegt ganz klar im Preis und der einfachen Handhabung. Während ein Barriquefass um die 500 Euro kostet, kommt ein Kilo Chips auf rund 10 Euro. Und zusätzlicher Lagerraum für Eichenholzstücke, wie es im Gesetzestext heißt, wird auch nicht benötigt. Eine Mischform liegt übrigens dann vor, wenn der Wein in einem gebrauchten Barriquefass lagert und dann Chips zugeführt werden. Aber auch in diesem Fall darf sich kein Hinweis auf Holzreife am Etikett finden.

Wie viele Chip-Weine gibt es? Bei dieser Frage halten sich die Behörden bedeckt. Der Winzer muss etwaigen Chipeinsatz zwar in seinem Kellerbuch vermerken, die Kellereiinspektoren dokumentieren dies laut Walter Flak vom Weinbauamt aber nicht. Das Landwirtschaftsministerium verfügt über die genauen Zahlen der Chip-Weine am Markt, hütet diese aber wie ein Staatsgeheimnis.

Dass aber eine große Nachfrage nach Eichenchips besteht ist offensichtlich, denn bereits beim angemeldeten Versuch im Vorjahr wurden laut Branchenmagazin "Der Winzer" 43 (!) verschiedene Handelspräparate bei den Bundesämtern registriert. Und in einer Umfrage der selben Ausgabe deklarieren sich 45 Prozent der befragten Winzer als Chipbefürworter.

Bernhard Degen

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