Feinschmeckerstadt Rust
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"Es begann tatsächlich mit den Oleandern", erinnert sich Tina Mooslechner an die Zeit, als sie zu Beginn der 90er das kleinste Restaurant des Burgenlands, wenn nicht ganz Österreichs in einer gotischen Ruster Backstube eröffnete. "Damals machte Rust von außen den Eindruck einer Festung. Während es in den Innenhöfen blühende Oleandermeere zu entdecken gab, sah man in den Gassen nur nackte, abweisende Fassaden."
Die Salzburger Wirtstochter, die von ihren Eltern gelernt hatte, "dass man das, was man an Schönem besitzt, nach außen kehren muss, wenn man Gäste ansprechen will", öffnete also das Portal, stellte ihre Oleander auf den Gehsteig - und begründete damit in der Weltkulturerbe-Stadt einen Trend, der bis heute anhält.
Rust, die alte Frei- und Weinstadt (500 ha Rebflächen) und Stadt der Störche, gilt weltweit als Modellstadt für Denkmalschutz, unter dem auch das gesamte Stadtensemble steht. Sehenswert ist hier nahezu jedes Haus, allem voran das Rathaus mit dem Rathauskellers und dem „Storchenpostamt“, wo Sonderstempel erhältlich sind. Kunsthistorisch bedeutsam ist vor allem die im Kern romanische katholische Fischerkirche, die mit ihrem reichhaltigen Formen- und Freskenschatz als wichtigstes sakrales Bauwerk des Burgenlands gilt. Außer dem frühbarocken Pankratiusaltar, dem Drei-Heiligenaltar, einem Sakramentshäuschen aus dem 14. Jahrhundert und einem Dorfmeister-Gemälde sollten Sie vor allem der sogenannten Fischermadonna, einer spätgotischen Marienfigur, sowie der gotischen Marienplastik um 1450 und der steinernen Pietà aus dem 15. Jh. Beachtung schenken.
Man tut keiner der Weinbaugemeinden am Neusiedlersee Unrecht, wenn man die Freistadt Rust nicht nur als "Prima inter pares", sondern als "geheime Hauptstadt des burgenländischen Weines" bezeichnet. Der tokajerähnliche Ausbruch, der aus händisch selektionierten (sprich: ausgebrochenen) überreifen, edelfaulen und rosinenartig geschrumpften Botrytis-cinerea-Trauben gekeltert wird, denen bei der Verarbeitung jedoch auch frischer Most derselben Sorte und Lage beigesetzt werden darf, ist immer noch das eigentliche Flaggschiff der Ruster Winzer.
Einen Abstecher wert ist schließlich auch der in der Haupstraße 31 gelegene Seehof, der von 1643 bis 1712 als Rathaus und später als Kaserne diente, bevor er zu Österreichs önlogischem Nervenzentrum, dem Sitz der Weinakademie, wurde.
empfohlen am 11.05.07 @ 18:48
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