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No season no offen

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No season no offen

Wenn die grausliche Zeit im Jahr vier freie Tage in Aussicht stellt, so steht zumeist Udine-Umgebung in der Eingabemaske der Zielabfrage des Navis. Fünfeinhalb Stunden, meint es, fünf Stunden sind es. Aber in fünf Stunden ist man auch auf und in Krk, Kroatien, Grund genug, dies auszuprobieren. Und im Winter soll es ja dort besonders schön sein.

Die Anreise geht gefühlt noch viel flotter. Ohne Pack und Klagenfurt-Umfahrung ist man in wenigen Minuten nach Graz bereits außer Landes und damit quasi bereits angekommen. Die weiteren Stunden der Fahrt zählen bereits zum Urlaub.
Graz, Marburg, Zagreb – das Festland wird bei Smrika verlassen und Krk, das man wie Kirk ohne i ausspricht, über die beeindruckende Brücke befahren, die einst Tito bauen ließ. Die gut ausgebaute Schnellstraße führt durch karge Landschaften; niedrige Macchiengewächse und blankes Gestein wechseln einander ab. Menschen bekommt man nicht zu sehen. Das könnte in der Sommersaison anders sein.


Krk

Nach einer kurzen Fahrt bekommt man das Städtchen Krk zu sehen, ein liebenswertes Nest, direkt am Meer und mit einer kleinen, geduckten Altstadt ausgestattet, die komplett verfußgängerzont ist. Die Hotel-Entscheidung nimmt uns die Jahreszeit ab, es hat genau eines offen, und das ist das beste Haus am Platz. Euro 160 für ein DZ Ende Dezember. Was kostet das im Juli? Aber nicht raunzen, es bietet sehr schöne Zimmer, Geräumigkeit, fantastischen Blick auf die Bucht samt winterwildem Seegang und ein Frühstück, das keine Wünsche offen lässt. Auch das Restaurant ist sehr ambitioniert, zu ambitioniert jedoch, um hier den ersten Abend in der Kvarner Bucht zu verbringen.

Die kurze Anreisezeit erlaubt noch einen Kaffee in den milden, ja sogar wärmenden Strahlen der untergehenden Sonne. Lässig lässt es sich in den leichten Stühlen des einzigen offenen Hafenwirts im Gastgarten hängen und kroatischen Weins trinken. Die Bucht und der Hafen sind eine reizende Minimunduskulisse, die Jollen schlürfen und schmatzen im kräftigen Wellengang am Kai, der Wind lässt die Möwen lässig in der Luft stehen. Schön ist es hier. Die Vegetation ist voll im Saft, Dezember sieht hier aus wie in Wien der September- nur ohne Menschen.
Ein Bummel durch die enge, reizende Altstadt verlangt nach einer Jause, die Konoba Galija macht einen einladenden, weil gut besuchten Eindruck, selbst am späten Nachmittag.
Die Speisekarte ist dick wie ein Buch, aber kein Gericht scheint zu viel darin. Fisch, Krustentier, Weichtier, Paarhufer, ... es fehlt an nichts. Die Tische sind riesig, aus dickem Vollholz, das gesamte Lokal ist ausgesprochen rustikal - wie auch das Service. Rustikal, und sehr herzlich. Deutsch wird gesprochen und verstanden, das macht das Bestellen leichter und hilft bei der Wahl des Weines.

Ein anständige Jause beinhaltet vorweg Prsut und Schafskäse und in Folge ein kroatisches Fritto misto, dazu ein paar Viertel vom Weißen, ein, zwei Bier gegen den Durst und zum Schluss ein lokaler Kräutinger. Die Altstadt ist für den notwendigen Verdauungsspaziergang deutlich zu klein. Das Abendessen könnte obsolet sein, doch Urlaub bedeutet auch Verpflichtung. Abendessen fällt in die Kategorie Pflicht. Das zweite offene Lokal missfällt bereits von außen dramatisch, und so wird der Galija zwei Stunden nach der Jause wieder zum Abendessen betreten - kein Fehler. Die Silberbrasse, die gegrillten Kalamari waren ganz hervorragend, die Spaghetti mit Meeresfrüchten detto, wer braucht schon Hunger zum Schlemmen?

Selbst eine Bar hat noch offen. Eine schräge Mischung aus Schulschwänzerhütte, cooler Lounge und Wirtshaus mit offenem Kamin offeriert Gin & Tonic, saubere Toiletten und die Möglichkeit, den ersten Abend abroad schön in die Länge zu trinken. Wie unreif.

Wer Krk sagt, muss auch Cres sagen und mit der Fähre von Valpiska nach Merag übersetzen. Salziger, lauer Wind, gepeitschtes, blaugraues Adriawasser und die Aussicht auf ein creser Mittagessen vertreiben die übliche Nausea des ersten Morgens am zweiten Tag eines Kurzurlaubs.


Cres

Cres ist felsig-hügelig, von Gänsegeiern und Schafen besiedelt und die Straße führt straight nach Cres-City. Und Cres-City ist durchaus ein Heuler, verglichen mit Krk-Town und Gelsenkirchen. Eine lange Uferpromenade wird von offenen Lokalen gesäumt, Geschäfte gehen ihrem Wesen nach und Menschen sind nicht nur auf Plakaten, sondern auch in Natura zu sehen. Cres lebt! Die Gassen der Altstadt wären für Arnold S. zu schmal und lassen auf das sommerliche Wetter hier schließen: Verdammt heiß - und eventuell recht windig. Für das Mittagessen wurde nach eingehender Recherche im SPEISING.NET ein Wirtshaus in Lubenice auserkoren, die Konoba Hibernica. User Hirn_mit_Ei hat die Erwartungshaltung ins Unermessliche geschraubt. Kein Fehler, wiewohl in Lubenice nichts, aber auch gar nichts offen hatte. Denn der Weg der Anreise gab immer wieder wunderschöne Ausblicke frei, die einspurige, steinwallgesäumte Straße schneidet durch die dicht bewachsenen Hänge im Hinterland von Cres, und am Gipfel, in Lubenice, sind Schwindelfreiheit und Trittsicherheit willkommene Eigenschaften routinierter Turn- und Stöckelschuhtouristen. Atemberaubend, exakter kann man die Aussicht von Lubenice über das Meer nicht beschreiben. Atemberaubend ist aber auch, dass Lubenice im Dezember von genau einer alten Frau, oder war es ein Mann?, und 13 Katzen verwaltet wird. Der große Parkplatz am Ortsanfang lässt aber auf mehr Betrieb in der Hauptsaison schließen. Ebenso die modernen Toilette-Anlagen, die natürlich auch geschlossen waren.

Dann halt nach Valun, nach „der Sonne entgegen“, nach Vickerl und Dr. Zack, nach Joe und Tuschko ... wie tot kann ein Ort eigentlich sein? Nichts, niemand, nicht einmal Katzen, Möwen oder Tauben ... so wird aus der Kulisse einer 80er-Jahr-Serie eine reale Kulisse für antizyklich Reisende. Schade, sehr schade, denn Valun scheint entzückend zu sein. Eine Hand voll Häuser, eine Hand voll Wirten, ein kleiner Hafen, ein wenig Strand ... und der Hunger wird unangenehm vorlaut. Dass das Na Moru, auch ein HmE-Tipp, geschlossen hat, ist da schon schlüssig. No season, no offen.

Nicht lang fackeln, die größte Ansiedlung anvisieren: Mali Losinj. Die modern ausgebaute Schnellstraße lässt die karge, hartlaubig grüne Winterlandschaft vorbeifliegen, die Inseln per Brücke wechseln und das deutlich verspätete Mittagessen immer näher kommen.


Mali Losinj – Veli Losinj

Doch auch in der Metropole Mali Losinj hat alles geschlossen - zumindest die Wirtshäuser um 15 Uhr. In diesen Momenten darf man nicht verzagen, sondern muss sich durchfragen und von einem stockbesoffenen Einheimischen zum einzig offenen Wirtshaus führen lassen, dem Hajduk.
Den Hunger sieht der Wirt dieser einfachen Spelunke in den Augen des Gasts sofort und so biegt sich in der nächsten Stunde der Tisch unter Fischsuppen, Fischcarpaccio, Tintenfisch in Kräutern nebst seiner Polenta, Fritto misto, Wein satt und natürlich lokalem Kräuterling hinterher. Dann kann man immer noch ein Hotel suchen.
Es hatte eh genau eines offen, das Hotel Aurora. Der Kommunismus scheint ein Phänomen der Jahreszeiten zu sein. Fein für die Taxifahrer, denn das Aurora ist für einen Fußmarsch vom Stadtzentrum definitiv zu weit weg. Das Aurora ist ein riesiger, moderner Wellness&SPA Hotelkasten mit unzähligen Zimmer genannten Schuhschachteln. Aber die Terrasse zur piniengesäumten Bucht ist schon schön, unbestritten. Und wer ein Hallenbad oder ein Außenpool mit Meerwasser sucht, wird dort fündig.

Das Zentrum von Mali Lošinj legt sich um die schmale, langgestreckte Bucht, die Hafenpromenade scheint endlos, ist schön breit und von vielen sehr attraktiven Lokalen gesäumt. Am Scheitelpunkt der Bucht öffnet sich ein weitläufiger Platz, der per Christbaum geschmückt fast weihnachtliche Stimmung aufkommen lässt - wenn nur die laue Brise nicht wäre, welche die Menschen in die Gastgärten treibt und dort Coup Melba essen lässt. Freitagabend, ganz Mali Lošinj bummelt schick hergerichtet um den Hafen. Das bedeutet, dass die Männer, ausnahmslos alle Männer, blaue Jogginghosen und High-End-Turnschuhe tragen und sich die Damen in Wurstpellen aus Jeansstoff drücken. Hier herrscht Einigkeit. Der Entspanntheitsgrad der Mali Lošinjici ist schon fast prätentiös, aber das haben sie sich wahrscheinlich nach dem Horror einer Hochsaison verdient. Cool down scheint die Devise.
Für den Before-Dinner-Drink empfiehlt sich ein Abstecher ins nur wenige Kilometer entfernte, entzückende Veli Lošinj, die Miniaturausgabe von Krk, Cres und Mali Lošinj. Am winzigen Hafen hat, erraten, genau eine Bar offen - jedoch eine sehr gemütliche Abhänge mit guten Drinks und der lokalen Gioventù. Veli Lošinj liegt von den Hügel gut geschützt in einem Mini-Fjord, wodurch die Vegetation absolut sommerlich den Dezember aus den Gedanken vertreibt. Ein Schmuckkasterl als ideales Hide-away.
Das späte Mittagessen in Mali L. verschiebt das obligate Abendessen schon sehr in die Nacht - doch das milde Klima lässt einen dies sogar im Freien zu sich nehmen, bis Mitternacht am Wasser sitzen und auf die ewig lange Bucht der Stadt blicken. Mit einer blauen Trainingshose am Leib wäre die Entspannung perfekt gewesen.
Im Prospekt steht „Samstagabend Zagreb“, der Fuß am Gas und die Fähre im Hafen. Alles geht sich ob der hervorragend ausgebauten Straße gut aus, zwei Tage Urlaub in kroatischen Archipel fliegen vorüber und Zagreb eröffnet sich erst hässlich, dann aber umso schöner.

Insel Krk
Tito-Brücke
Krk-Town
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Zagreb

Wenig bemerkenswert sind Bauten, wie sie auch in Wien zu Hauf herumstehen, nur dass sie deutlich verrußter sind. Der Verkehr in Zagreb ist lauter, stinkiger und nerviger. Aber die Stadt ist hübsch, besticht mit großen Plätzen, Weihnachtsmärkten ohne Ende, einer Altstadt (Gornji Grad / Oberstadt) auf einem über der Stadt gelegenem Hügel und einer legeren Ausgehmeile (Kaptol zagrebacki) an dessem Fuß; Dresscode Trainer, versteht sich.
Futtersuche und Stadtbesichtigung gehen Hand in Hand, und quasi ums Eck von der Seilbahn, welche die Ober- mit der Unterstadt verbindet, befindet sich in einem schönen, alten Häuschen das Prasac. Dieses Restaurant bietet lässige, unprätentiöse Küche auf höchstem Niveau und setzt den perfekten Schlusspunkt einer Tour in den kvarner Winterschlaf auf Krk, Cres und Lošinj.

Gregor Fauma

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Speising sagt

sehr gut

empfohlen am 07.01.12 @ 17:52

Stationen

1) Hotel Marina (HR - Krk): Schönes, kleines Hotel, schick. Elegante, luxuriöse Zimmer mit Blick aufs Meer.... [mehr]

2) Konoba Pizzeria Galija (HR - Krk): Die Konoba Galija macht einen einladenden, weil gut besuchten Eindruck, selbst... [mehr]

3) Casa del Padrone (HR - Krk): Lässige Bar, Lounge, Disco ... mit offenem Kamin im Winter und großem Gastgarten... [mehr]

4) Konoba Hajduk (HR - Mali Losinj): Einfache Spelunke, mitunter der ideale Ort, um so richtig schön autentisch zu... [mehr]

5) Hotel Aurora (HR - Mali Losinj): Das Hotel Aurora liegt am Hang hin zu einer schmalen Bucht, quasi auf der... [mehr]

6) Restoran Prasac (HR - Zagreb): Das Restaurant Prasac liegt am Hügel in der Altstadt von Zagreb, der Oberstadt.... [mehr]

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