Birgit Eichinger (Straß im Straßertal)

Birgit Eichingers Weingut sieht aus wie ein kleines Herrenhaus, ist aber in Wahrheit ein großes Frauenhaus. Die Winzerin, die mittlerweile auch Besitzerin eines halben Hektars in der Nobellage Ried Lamm ist, führt seit 1992 das schmucke Weingut am Fuße des Gaisberges in Strass und hat mittlerweile die Betriebsgröße von damals verdreifacht. Heute kann sie stolz auf das bereits geleistete, seit der Betriebsgründung 1992, zurückblicken. Immerhin 50 Prozent der Gesamtproduktion werden exportiert, woran die zahlreichen internationalen Auszeichnungen nicht ganz unschuldigen gewesen sein dürften. Birgit Eichinger liebt Weine mit Kraft und Eleganz. Zudem sucht sie die Individualität, den Charakter. Als größte Herausforderung sieht sie es daher, die Weine mit ihrer unverwechselbare Handschrift zu versehen. Denn von einem ist sie überzeugt: Große Weine entstehen nicht ausschließlich im Kopf, sondern auch im Herzen und im Bauch -ein hoher Anspruch, den sie aber überzeugend erfüllt. Wenn man von ihren Weinen sagt, dass sie „Frauenpower“ zum Ausdruck bringen, so tut man ihr bestimmt nicht Unrecht. Zu schreiben, dass man Winzerinnen oder Köchinnen „die weibliche Hand“ an schmeckt, ist indessen eine Plattitüde und obendrein frauenfeindlich, weil es die weibliche Leistung ja doch irgendwie relativiert. Also formulieren wir es anders: Birgit Eichinger vinifiziert ihre Weine mit der Professionalität eines g´standenen Mannsbilds. Wenn man dann aber ihre Weine auf der Zunge hat, so spürt man etwas Charmantes, Verführerisches, liebevoll Lockendes, wie es – sagen wir es politisch korrekt-Männern nur höchst selten zu eigen ist. Oft wird von ihr als
Sie wird als "Fixstern unter Österreichs Topbetrieben" beschrieben, und sie wird dieser Beschreibung zweifellosgerecht. Die Kamptalerin hat sich in kürzester Zeit als eine von wenigen Winzerinnen Österreichs, an die Spitze herangearbeitet und sich medial einen Namen gemacht.

Als Mitglied der bekannten Vereinigung "11 Frauen & ihre Weine" ist sie angetreten um den
Stellenwert der Weinmacherinnen zu festigen und im regen Austausch mit den Kolleginnen über deneigenen Tellerrand zu blicken. Sehenswert ist neben dem geschmackvollen Äußeren des Weingutes auch die unterirdische "Weinbibliothek", die Birgit Eichinger gerne als das Gedächtnis des Betriebes tituliert. Dort kann man Jahr für Jahr am letzten Wochenende im April und am ersten Wochenende im Mai ihre gereiften Weine aus Magnumflaschen probieren.
All das erfordert große Hingabe, aber auch viel Gefühl und Liebe zum Kulturgut Wein. Das Ergebnis sind hochelegante, ausdrucksstarke Weine mit sehr persönlichem Charakter. Eben im Stile Birgit Eichingers.

Kellermeister: Birgit Eichinger
Anbaufläche: 9 Hektar
Produktion: ca. 70.000 Flaschen – 100% Weiß
Die besten Lagen: Wechselberg, Gaisberg, Heiligenstein, Lamm
Rebsorten: Grüner Veltliner (60 %), Roter Veltliner (10 %), Riesling (25 %), Chardonnay (5%)
Spezialitäten: Große Auswahl an Magnumflaschen
Öffnungszeiten/Verkauf: Montag bis Samstag 8.00-18.00 Uhr gegen tel. Voranmeldung

www.11frauenundihreweine.at

2 Kritiken | Kritik verfassen

OberkllnerPatzig, 24.05.10 @ 15:44

Tradition sucks.
Eichinger rules.
Im Rahmen der Tour de Vin 2010 ungefähr 10 Betriebe der Vereinigung "Traditionsweingüter Österreich" besucht und verkostet, bildete die Visite bei der nicht dazu zählenden Birgit Eichinger den Höhepunkt eines vinophilen Wochenendes.
Ungekünstelt freundlich, bar jeder professionellen Floskel und liebenswert von ihrem Mann unterstützt, schenkte Birgit Eichinger ein und ließ ratlose Münder offen: Warum können das die anderen nicht? Und die anderen sind das Huishu, sind immerhin "Traditionsweingüter Österreich" , bei denen laut Website "Das Spannungsfeld zwischen Tag und Nacht eine große Rolle spielt".

Von den jungen Weinen verzückt schickte mich Frau Eichinger noch in den Keller (auf Eigenverantwortung), wo dann im "Expedit" auf einem zentralen Tisch große Gebinde mit älterem Inhalt standen, so auch der eichenfassgereifte "Goliath": Welch´ Wucht, was für ein Wahnsinn, wie was wo wieso - sagenhaft.

Randnotiz: Birgit Eichinger scheint eine der letzten WinzerInnen zu sein, die noch zu der Sorte Chardonnay steht und diesen auch unglaublich gut in die Flasche bringt. Sämtliche andere Betriebe, die ich aufsuchte, hatten keinen mehr im Programm, die Stöcke wurden vernichtet. Das ist sehr schade und falsch verstandenes Modebewusstsein.

Gregor Fauma

kubse, 23.11.06 @ 23:26

Vorgestern in netter entspannter Runde wurde eine Magnum vom Roten Veltliner 2002 zum Verdunsten gebracht. Erste Reife ist wunderschön in Nase und Mund, immer noch Primärfrucht zu erahnen, aber die Pubertät ist endgültig überwunden. Frische, Schmelz, Länge, universelle Begleitoptionen, aber auch jetzt schon Meditationsweinqualitäten - ich bin ohnehin längst ein RV-Fan, bei dieser Magnum wurden es vier mehr... Danke, liebe Birgit Eichinger, dass Sie sich noch mit dieser unpopulären Sorte auseinandersetzen! Ein Hoch auf einen der universellsten und langlebigsten Weißen!