Sporthotel Stock (Finkenberg, Tirol)

In den Städten mögen Hotelrestaurants ja mit einem gewissen Nimbus des Unbetretbaren behaftet sein (es sei denn, ein großer Name sorgt für Attraktion – aber diese Zeiten scheinen sich dem Ende zuzuneigen), am „Lande“ freilich sieht dies anders aus. Denn die – immer aus Sicht der Städter – relative Entlegenheit, die aber gleichzeitig eine große Nähe zum Vergnüglichen sein kann, macht nicht nur die Grundversorgung (= Frühstück) zur Pflicht, sondern die kulinarische Tagesbegleitung zur Kür. Und dies fügt sich, im Verein mit anderen Komponenten zum erholsamen Leben, manchmal zu einem besonders geglückten Beispiel eines interimistischen Aufenthaltsortes.

Im Sporthotel Stock, am Steilhang von Finkenberg im hinteren Zillertal bereits so hoch gelegen, das etwaige Nebel nicht mehr heraufreichen, die Sonne etwas früher hinter erhabenen Bergspitzen hervorkommt und der Blick hinunter aufs nächtliche Mayerhofen ein Glitzern bekommt, geschieht genau solches. Es ist ein Haus der Achtsamkeit, in dem nicht nur das große Wellnessthema auf 4000 m² in allen essentiellen wie luxuriösen Stückl´n gespielt wird, sondern gerade die Kleinigkeiten die Besonderheit ausmachen. Dass etwa in jedem der großzügigen Zimmer ein Rucksack hängt – denn den eigenen hätte man ja vergessen können, und in den Bergen ist ein solcher dem schnöden Handtaschel vorzuziehen. Oder ein Regenschirm lehnt, denn es gibt nicht nur Schnee oder Sonne. Ach und die feinen Matratzen, die Salzlampe, das Zirbensackerl, der Korb mit Handtüchern für den Spa-Ausflug … viele Zutaten für wohliges Sein.

Welches auch über den Magen geht und so darf man bereits beim Frühstück ausgiebigst flanieren und sich zusätzlich zum gehobenen Üblichen an selbst gemischten Bergkräutertees, einer heilsamen Basensuppe (!) und Joghurt und Käse aus der Sennerei Zillertal delektieren; mittags steht hier ein überdurchschnittlich reichhaltiges Buffet (weil halt grad kein Gletschertag ist und der Hunger schon vom bloßen Anschauen kommt), Getränke außerhalb des Alkoholbereiches gibt’s ohnehin den ganzen Tag. Und abends wird, manierlich an elegant gedeckten Tischen, dann fünfgängig geschlemmt, Küchenchef Anton Grünberger sorgt mit seinem Team für lückenloses Vergnügen: geräucherte Entenbrust auch als Sulz, dazu erfrischender Apfel-Selleriesalat und ein intensiv-fruchtiges Orangen-Kürbis-Chutney; zart schmelzende Blutwursttaler zum knusprigen Zander, dazu cremige Petersiliensauce - nach der saftigen Hirschkeule mit Hagebuttensauce kann das opulente Dessertbuffet nur mehr eines erschöpften Blickes gewürdigt werden.

Der Wein ist dem Hause Stock auch ein besonderes Anliegen, das ist nicht nur dem umfassenden Weinbuch oder der hauseigenen Weinlinie „Mount Stock“, von Sohn Daniel kreiert, zu entnehmen. Jährlich im November gibt die Weinwoche einen Einblick ins Schaffen heimischer und internationaler Winzer, treffen Weinmacher und Genussmenschen aufeinander, begleitet von Aktionen wie gemeinsamem Schifahren am Gletscher – in kundiger Begleitung von Hans Enn oder Leonhard Stock, oder kleinen Seminaren zum Wein, die auch Wissenderen ein willkommene Vertiefung sein können. Im abschließenden Galamenü zeigt die Küche dann ihre Ambitionen zu kniffligeren Kreationen - ein ziemlicher Quantensprung vom Restaurant „Bratpfandl“ von 1976 bis hierher!
Nicht minder essentiell und eigentlich die Grundlage: wie über allem die so persönliche, durchgängig aufmerksame und liebevolle Betreuung mit sorgfältig ausgebildeten Servicekräften unter Führung von Familie Stock schwebt – welcher junge Kellner trägt sonst schon gern ein Kleinkind spazieren? Da tritt auch das fröhlich zusammengewürfelte, moderat dekorsüchtige Ambiente der stetig erweiterten Räumlichkeiten in den Hintergrund.

Angelika Deutsch

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