Spargel und Fisch
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Wer in Orth an der Donau bei der Michaelskirche rechts einbiegt und der Straße bis ans Donauufer folgt, der gerät in eine fast unwirkliche Welt, in der es — außer um Wasser und Fische — so gut wie nichts geht. Bis vor etwa einem Jahrzehnt wurde das auch dadurch dokumentiert, dass sich in diesem „Uferhaus“ mitten im Augebiet nicht ein einziger Telefonanschluss befand, eine schöne Sitte, der erst das Handyzeitalter endgültig den Garaus machte. Heute reserviert man. Früher war es einfacher: Man kam, aß und ging wieder spazieren. Denn schließlich wollten ja auch andere essen.
Ganz früher kam man gar nicht mit dem Auto, sondern mit dem Donauschiff. „Um den Fahrgästen der Dampfschiffe eine Unterkunftsmöglichkeit während der Wartezeit zu bieten“, liest man in einer Orther Chronik aus dem Jahr 1906, „ wurde auf Gemeindegrund nächst dem Anlegeplatz ein Uferhaus errichtet“, das „für die größte Auswahl an Süßwasserfischen und deren traditionelle Zubereitung bekannt ist.“
Die Fischbrutzler hießen damals wie heute Humer, sind schon seit 1704 als "bürgerliche Fischmeister" in Orth ansässig, und nach Großmutter Aloysias Originalrezepten aus der Gründerzeit des damaligen Fachwerkbaus wird auch heute noch gekocht.
Und wie. Das "Uferhaus" erwies sich ein ganzes Jahrhundert lang als eine dermaßen sichere Bank, dass dem Erfolg auch zahlreiche Donau-Hochwasser nichts anhaben konnte. Nur vom alten Fachwerkbau ist mittlerweile nichts mehr zu sehen.
Das "Kulturprogramm" beginnt schon vor der sprichwörtlichen Haustür des Uferhauses, wo die einzige Schiffsmühle, die heute noch an der Donau in Betrieb ist, mitsamt Museum besichtigt werden kann. Der alte Treppelweg wurde in einen Aulehrpfad umgewandelt. Kinder finden auch einen eigenen Abenteuerspielplatz auf einem gestrandeten Piratenschiff vor.
Wieder zurück in Orth, sollte man dem vermutlich ältesten der Marchfeldschlösser (1021) und der schon 864 an diesem "Orth" geweihten (mittlerweile barockisierten) Michaelskirche einen Besuch abstatten. Das mit seinen vier markanten Ecktürmen mitten in der Ortschaft gelegene Schloss war ursprünglich von einem Wassergraben umgeben und ist nach den Vorbildern die Wiener und der Wiener Neustädter Burg angelegt. Heute dient das Schloss als Unterkunft für vier gleichermaßen sehenswerte Museen: das Bienenzuchtmuseum, das Fischereimuseum, das Donaumuseum und ein Heimatmuseum.
Etwas weiter östlich liegt mit Eckartsau eines der attraktivsten Marchfeldschlösser. Das von einem weitläufigen Park umgebene Jagdschloß, das erstmals 1180 urkundlich erwähnt wird, wurde nach Plänen von Fischer von Erlach in Zusammenarbeit mit Lorenzo Mattielli und Daniel Gran errichtet. Bemerkenswert sind vor allem das "Corps de logis" im Westtrakt sowie der barocke Festsaal mit Daniels "Verherrlichung der Diana" im Spiegelgewölbe. In den Mittelpunkt der Weltgeschichte rückte Eckartsau gegen Ende des Ersten Weltkriegs, als hier der letzte Habsburgerkaiser Karl I. residierte. Nachdem er am 11. November um 15 Uhr in Schloß Schönbrunn seine Resignationserklärung unterzeichnet hatte, brach er nach Eckartsau auf, von wo er - nach Zurücknahme aller seiner Erklärungen — 1919 auch ins Schweizer Exil aufbrach. Die kaiserlichen Wohnräume mit Originaleinrichtung können heute noch besichtigt werden.
Eine andere kriegerische Auseinandersetzung bildet den Schwerpunkt im sehenswerten Napoleonmuseum im Erzherzog-Carl Haus in Deutsch-Wagram erinnert an die 1809 von Napoleon siegreich geschlagene "Schlacht am Wagram".
Südöstlich von Marchegg lädt Schlosshof zur Besichtigung.
Christoph Wagner
empfohlen am 11.05.07 @ 22:25
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