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Christoph Wagner's Weblog
10.01.04 @ 15:45
Gold essen
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In einem Hamburger Nobelrestaurant — sein Besitzer heißt Wilhelm Klewinghaus und ist mir nicht bekannt — wird neuerdings eine mit Trüffeln, Entenstopfleber und Feingold belegte Pizza um 33,33 € angeboten. Das Gold, so versichert Herr Klewinghaus, sei gut verdaulich.
Nun ist diese Nachricht ungefähr so neu wie die Mitteilung, dass es Menschen gibt, die gerne Froschschenkel essen. Der Mythos von der Essbarkeit des Goldes ist spätestens seit dem Mittelalter bekannt und stand vermutlich auch am Beginn der Geschichte des Wiener Schnitzels. Dessen ursprünglich goldene Panier wurde nämlich in Zeiten, in denen rundherum Hungersnot herrschte, als obszön erkannt und verboten — was zum Surrogat durch goldene Brösel führte.
Versuche, Suppen, Marzipankugeln und Gänselebern zu vergolden, hat es seither immer wieder gegeben, nicht zuletzt auch von meinem Freund Rudi Kellner. Und als mein Vater vor vielen Jahren das Goldene Ehrenzeichen des Landes Oberösterreich erhielt, haben wir ihn auch zu Günther W. Hager ins damalige „Allegro" eingeladen und diesen gebeten, die Nachspeise „zu vergolden”.
Das Vergolden von Speisen ist an sich eine harmlose Sache, da das Blattgold im Grunde genommen eine relativ billige Zutat ist, die man etwa auch im Danziger Goldwasser oder anderen Likören und auch in einer niederösterreichischen Sektmarke findet. Was die Preisgestaltung betrifft, kein Vergleich mit Trüffeln oder Caviar.
Dennoch halte ich die ganze Vergolderei letztlich für ein Übel. Denn ich finde, dass das einzige, was den Genuss von Luxusprodukten in der Feinschmeckerie rechtfertigt, deren Geschmack ist. Gold aber ist geschmacklos. Das beste, was man aus organnoleptischer Sicht darüber sagen kann, ist, dass man davon kein Bauchweh bekommt.
So ist das Essen von Gold kein Zeichen von Geschmack, sondern ein Symbol für das Trachten nach Macht, die man sich über das Gold einverleiben will. Und das hat mit Feinschmeckerei nun wirklich ebensoviel zu tun, wie wenn jemand die Blaue Mauritius auf ein Butterbrot kleben und aufessen möchte.

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