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Christoph Wagner's Weblog

09.02.04 @ 01:55

Dreisprung oder Hochsprung

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Bei meinen Irrfahrten durch Tyrol gelangte ich auch zu einem äußerst talentierten jungen Koch in Kirchberg, der, wenn er so weiter macht und eine gewisse Verbissenheit durch Lockerheit ersetzen würde, das Zeug zu einem der ganz Großen hätte.
Auch er laboriert zurzeit allerdings noch an einer Krankheit namens Dreisprungitis, die eine lange Wirkungsgeschichte hat. Es begann, glaube ich, mit Hans-Peter Wodarz, der schon Ende der 70er ein Dessert mit zwei Beerensorten aparter Weise „Dialog von Beeren" nannte. Es folgten Dutzende weiterer Dialoge, von Süppchen, Enten, Schokomoussen usw. Bis irgendjemand dann Mitte der 80er die Triologie aufbrachte. (Ich weiß, es heißt Trilogie, aber die meisten Köche wissen das bis heute nicht.) Der legendäre Weinwolf ausTanglberg wusste es möglicherweise auch nicht und machte aus der Triologie Ende der 90er sicherheitshalber einen so genannten Dreisprung, der im Zuge des immer schneller rotierenden Köchekarrussels über Mondsee nach Straden abwanderte, wo er in den Sazianistuben bis heute praktiziert wird.

An eine Tetralogie hat sich bis heute noch niemand gemacht. Was möglicherweise daran liegt, dass den wenigsten Köchen der Ring des Nibelungen geläufig ist, oder aber auch daran, dass sie die Nähe zum Tetrapack scheuen. Vielleicht gibt es aber auch bloß noch kein geeignetes Limoges-Geschirr dafür.

Den Dreisprung beherrschen mittlerweile alle, oder zumindest all jene, die, seit Johanna Maier auch mithüpft, glauben, dass drei Gänge, auf kleinen Schälchen zum selben Thema auf dem Tisch verteilt, der sichere Weg in den Vierhaubenhimmel sind.

Ich habe für den Boom der Dreisprünge eine andere Erklärung. Ich glaube nämlich, dass der Ausweg in die kulinarische Trinität lediglich davon ablenken soll, dass kaum einem Koch heutzutage noch ein wirklich schlüssiges neues Gericht einfällt. Dabei benötigte man für ein solches mit Sicherheit nicht mehr als einen Teller. Und es bedürfte statt eines Dreisprungs lediglich eines gelungenen Hochsprungs.

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