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Christoph Wagner's Weblog

12.04.04 @ 16:22

Eierpecken

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Seit Jahren suche ich nun schon nach handfesten Beweisen für die liturgische Funktion, die dem Osterei innewohnt, und habe nicht viel mehr als da oder dort ein paar volkskundliche Apercus gefunden.

Doch dann kam ich nach Xanten, besuchte die Domkirche, und da war es endlich, das ultimative sakrale Ei, im Zentrum eines der schönsten Altarschreine, die ich je gesehen habe, in Begleitung von seltenen Vögeln, Schnecken und Rankenwerk, vor allem aber von Weintrauben.

Einmal mehr bestätigt sich meine alte Vermutung, dass der weltweite Erfolg des Christentums nicht auf dessen Verboten beruhte, sondern daran, dass das Katholische als einzige Religion der Welt die Erlaubnis beinhaltet, alles zu essen (und auch zu genießen), was essbar ist. Nicht seine asketische Komponente hat das Christentum zweitausend Jahre lang so populär gemacht, sondern seine hedonistische, oder noch besser; das bewusste Begenntnis zum Wechselbad aus Lust und Sünde.

Das Ei ist dafür ein gutes Beispiel:

Im Schrifttum der Jesuiten etwa gilt es als Symbol der Vollkommenheit, aber gleichzeitig auch als Zeichen der Zerbrechlichkeit durch die in die Welt gelangte Sünde. Und im christlichen Volksglauben wurde das Ei sogar als Auferstehungs-Szenario empfunden: Das Eigelb symbolisiert den gekreuzigten Leib Jesu, das Eiweiß die Grabtücher und die Schale das Grab selbst. Durch das Eierpecken konnte man die Auferstehung des Herrn daher selbst Kindern anschaulich machen. Und sogar für das lustige Ostereiersuchen findet sich eine plausible theologische Erklärung: „Sage mir wohin du ihn gelegt hast?” (Johannes 20, 15) fragt nämlich die im Garten nach Jesu Leichnam suchende Maria Magdalena.

Habe über Ostern auch im Kreise meiner drei Damen das Problem Tussi diskutiert. Die meinten, man(n) möge diese Diskussion einmal von der maskulinen Seite her aufrollen und versuchen, eine männliche Entsprechung zum Begriff Tussi zu finden. Meine Töchter schlugen „Schnösel” vor, meine Frau beharrte jedoch — und ich zögere nicht, ihr da beizupflichten — auf dem schönen Wort „Koffer”.

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