Christoph Wagner's Weblog

14.04.04 @ 03:13

Süßes Österreich

Der Kampf um das Amt des Bundespräsidenten am Stuhl von Kaiser Franz Joseph, seines Zeichens Erfinder des Kaiserschmarrens, geht ins Finale. Was anderswo Demonstrationen, Aufmärsche, erbitterte Fernsehdebatten oder gar Morddrohungen im Gefolge hätte, lässt hierzulande, wenn der Zuckerguss erst einmal abgeschleckt ist, tief in die Volksseele blicken:

Der SPÖ-Kandidat Heinz Fischer soll regelrechte Mannerschnitten verteilt haben, und Benita Ferrero-Waldner gar wahrhaftige "Ferrero-Küsschen". 1:0 für Fischer; das Symbol süßer österreichischer Integrität schlägt den welschen Zuckerl-Tand allemal aus dem Rennen.

Am 7. April soll Ferrero-Waldner das Match jedoch wieder ausgeglichen haben, indem sie sich offiziell dabei ertappen ließ, den Wiener Sängerknaben Schokolade-Osterhasen geschenkt zu haben. In ihrem Interesse gehe ich davon aus, dass es sich um burgenländische Ware handelte und nicht um die globalisierten Hasen des Lindt-Sprüngli-Weltkonzerns, also 1:1. Dafür, dass sie die Hasen nicht an die VOLXtheaterkarawane verschwendet, sondern den Sängerknaben gestiftet hat, gibt´s einen Zusatzpunkt. (2:1) Dafür, dass sie damit die Milchzähne der Goldkehlchen nachhaltig schädigte und der VOLXgesundheit keinen guten Dienst erwies, muss allerdings ein Punkt abgezogen werden. Es bleibt beim 1:1.

Während Benita sich an der Melker Bevölkerung mit einer Benita-Torte vergangen haben soll (2:1 für Fischer), habe der süße Heinz, so heißt es, mit Minzbonbons wieder zum 2:2 ausgeglichen.

Da freilich war Heinz Fischer, der seit seiner Pfeifen-Vergangenheit ohnedies unter Verdacht steht, ein klammheimlicher Insel-Überläufer zu sein, schlecht beraten. Immerhin stehen Minzbonbons seit jeher im Ruche des (allzu) Anglophilen. Fehlt nur noch, dass der alte Komintern-Sympathisant "Fisherman´s Friends" zur Verteilung bringt. Hätte er hingegen Katzenzungen unter die Leute gebracht, so würde der Spielstand mit Sicherheit heute schon 3:2 für Fischer lauten.

Da ich der Außenministerin als Sister-in-Weblog jedoch durchaus wohl gesonnen bin, gebe ich ihr hiermit noch einen freundschaftlichen Rat mit auf den Weg in die Hall of Fame: Warum nicht Ildefonso verteilen? Das klingt spanisch ("Don Alonso, Ildefonso!") und ist dennoch österreichisch. 101 ausländische Staatschefs würden ihr buchstäblich aus der Hand fressen.

Und sollte doch Heinz Fischer Bundespräsident werden, dann wären´s — als kleiner Trost für Benita — sogar schon 102.

Gottlob kam Frau Ferrero-Waldner dank ihrer schicksalsschweren Erfahrungen bei den Sanktionen bis dato noch nicht erst auf die Idee, die Österreicher mit Pariser Spitzen zu füttern. Denn in diesem Fall, so wage ich es zu prophezeien, müsste sie sich am Wahltag wohl die Mozartkugel geben.

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