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Christoph Wagner's Weblog
16.04.04 @ 16:48
Der Griesgram und sein Krapfen
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Die folgende Geschichte hätte ein paar Wochen vor Ostern mit Sicherheit noch besser in dieses Weblog gepasst, doch leider hat sie mir mein Freund G., ein großer Bonvivant und Feinschmecker, erst heute Mittag erzählt. Da sie jedoch an die Wurzeln der hedonistischen Existenz rührt, erlaube ich mir, sie jetzt, obwohl Faschingskrapfen längst keine Saison mehr haben, dennoch weiter zu erzählen.
Ein Griesgram, so beginnt die Geschichte, war unter all seinen Freunden und Bekannten als missmutig, depressiv, verstört und launisch verschrien. Nur einmal im Jahr, so erzählte man sich, brach er aus dem allgegenwärtigen Grau seines Alltags aus. Da suchte er nämlich eine Konditorei auf, um sich dort den ersten Faschingskrapfen des Jahres zu leisten. Er setzte sich an einen der Marmortische, biss hinein — und sobald seine Geschmackspapillen mit der Marillenmarmelade in Berührung kamen, erhellten sich seine Züge, und er war einige Sekunden lang, für jedermann deutlich sichtbar, glücklich. Nachdem er den Krapfen gegessen, gezahlt und die Konditorei wieder verlassen hatte, verfinsterte sich sein Gesicht wieder und blieb ohne Lächeln, bis ein Jahr darauf der nächste Faschingskrapfen fällig war.
Das ging viele Jahre so, bis eines Tages ein kleiner Unfall passierte. Der Griesgram betrat, wie jedes Jahr, die Konditorei, um den ersten Faschingskrapfen des Jahres zu bestellen. Er setzte sich an sein Marmortischchen und biss wie jedes Jahr in den Krapfen, um die Marillenmelade auf seinen Geschmackspapillen zu verspüren.
Doch da war keine Marmelade.
Der Griesgram legte also den angebissenen Krapfen zurück, zahlte, verließ ohne zu lächeln die Konditorei und kehrte nach Hause zurück, wo er sich dann noch am selben Tag unter dem Dachfirst erhängte.
Diese Geschichte ist zugegebenermaßen nicht wirklich aufbauend, aber sie zeigt doch recht deutlich, wohin ein Leben führen kann, wenn Genuss darin keine Rolle mehr spielt.

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