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Christoph Wagner's Weblog
21.04.04 @ 02:00
Eine Geschichte aus dem gastronomischen Alltag
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Ein Wiener Küchenchef – er gehört meiner Meinung nach zu den besten der Stadt – erzählte mir gestern die folgende Geschichte.
Ein Gast, nicht wirklich schlecht, aber doch ziemlich schlampig gekleidet, betrat sein Lokal. Er hatte einen Tisch reserviert, nahm Platz, und ließ sich die Speisekarte kommen. Er bestellte eine warme und eine kalte Vorspeise, ein Hauptgericht und dazu jeweils ein passendes Glas Wein.
„Der stinkt, Herr Chef", meinte der Service. „Mit dem ist was nicht in Ordnung."
Der Küchenchef warf einen Blick auf die Bestellung und erwiderte: „Der hat doch ganz ordentlich bestellt" – und servierte den ersten Gang.
„Der stinkt unglaublich", sagte der Kellner, als er das nächste Mal in die Küche kam.
„Weiter servieren", beharrte der Küchenchef und ließ die zweite Vorspeise und das zweite Glas Wein servieren.
„Wir haben ihn jetzt mit Raumspray abgesprüht und ein Räucherstäbchen angezündet", sagte der Kellner, als er die Hauptspeise abrief.
„So schlimm wird´s schon nicht sein", sagte der Chef. Der Gast erhielt die Hauütspeise, ein drittes Glas Wein und schien frohgemut.
„Der Gast ist jetzt auf die Toilette gegangen", sagte der Kellner. Die anderen Gäste haben alle die Nase gerümpft.
„Gebt ihm noch ein Dessert", sagte der Küchenchef. „Er wird schon wieder gehen."
Das Dessert wurde serviert. Der Gast bestellte einen Kaffee, eine Grappa und die Rechnung. Alles kam wie bestellt.
„Schauen Sie sich einmal an, was der Gast in die Rechnungsmappe gelegt hat", sagte der Kellner, nicht ohne einen kleinen, aber deutlichen Triumph in seinen Zügen erkennen zu lassen.
In der Rechnungsmappe befand sich ein handgeschriebener Zettel. „Danke für dieses hervorragende Essen", stand darin zu lesen. „Ich kann es allerdings leider nicht bezahlen, da ich obdachlos bin. Bitte rufen Sie die Polizei,"
„Polizei, das fehlte noch", sagte der Chef. „Lasst ihn einfach gehen, er war unser Gast."
Eine Woche später stand ein Fotograf der Obdachlosen-Zeitung „Augustin" vor der Tür. „Ich muss Sie fotografieren", sagte der Fotograf, „Sie sind von unserer Redaktion zum menschenfreundlichsten Gastronomen Wiens gewählt worden."
Der Menschenfreund überlegte kurz, zückte seine Geldbörse und händigte dem Fotografen einen Hundert-Euro-Schein aus.
„Das", sagte der Koch, „ ist dafür, dass Sie nichts darüber berichten. Ich danke Ihnen dafür."
Womit der Mann die alte P.R-Maxime „Tue Gutes und rede darüber" ein für allemal widerlegt hatte. Denn besser ist es oft, Gutes zu tun und darüber, wie man auf gut Wienerisch sagt, „die Goschen zu halten."

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