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Christoph Wagner's Weblog
19.06.04 @ 11:08
Und jetzt auch noch die Schwammspinner-Raupe!
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Nach den Wildschweinen im Kobernaußer Wald bedroht nun, vom Osten her kommend, auch noch eine Raupenplage den heimischen Baumbestand. Nachzulesen auf www.orf.at: „Raupen in den Haaren, in den Schuhen, am ganzen Körper: In manchen Wäldern haben Spaziergänger das Gefühl, es regnet Raupen. Denn die Schwammspinner-Raupe ist nach etwa zehn Jahren wieder aktiv und frisst ganze Baumkronen leer. Nähere Info: oesterreich.orf.at/oesterreich.orf?read=detail&channel=2&id=326095
War es mir bei der Wildschweinplage noch ein Leichtes, ein wohlschmeckendes Rezept dagegen zu verordnen, so muss ich bei den Raupen schon etwas tiefer schürfen und Vincent M. Holts 1885 in London erschienes Büchlein „Why not eat insects?” zitieren.
Der viktorianische Landedelmann verfasste es damals, um zwei der wesentlichen Probleme seiner Zeit in den Griff zu bekommen: die zunehmende Schädlingsplage und die chronische Unterernährung der Armen. Sein Vorschlag: Die Armen sollten die Schädlinge erst aufsammeln und dann aufessen — womit beide Probleme gelöst wären. Dabei kam Mr. Holt notgedrungenerweisen auch immer wieder auf die Raupen zu sprechen:
„Die Chinesen (...) essen die Larven der Seidenraupen, nachdem die Seide aus den Puppen herausgeschält wurde. Sie braten sie in Butter oder Schmalz, fügen Eidotter hinzu und schmecken mit Pfeffer, Salz und Essig ab. Ein gewisser Mr. Favand, ein chinesischer Missionar, bestätigt, dass er diese Nahrung als erfrischend und kräftigend empfunden habe. Auch Dr. Darwin erwähnt dieses Gericht in seiner
„Phytologia und sagt, dass eine weiße Erdraupe und die Larven der Nachtfalter ebenfalls gegessen wurden, was auch er später probierte und als lecker empfand.
Die Hottentotten essen Raupen sowohl gekocht als auch roh. Sie sammeln diese und tragen sie in großen Kalabassen nach Hause, wo sie sie in eisernen Geschirren über mäßiger Flamme braten und dabei die ganze Zeit umrühren. Auf diese Weise zubereitet essen sie die Tiere, immer eine Handvoll davon, ohne sie zu würzen oder eine Sauce dazu zu reichen. Ein Reisender, der dieses Gericht bei unterschiedlichen Gelegenheiten versuchte, teilt uns mit, dass er es als delikat, nahrhaft und gesund empfand, wobei ihn der Geschmack an gezuckertes Obers oder an Marzipan erinnerte.”
Ich möchte diesen kleinen Exkurs über Schädlingsbekämpfung und Volksgesundheit nicht beenden, ohne ein paar Auszüge aus dem „Insektenbankett” wiederzugeben, das Mr. Holt durchaus auch für höhere Stände verträglich schien:
Larves de Guêpes frites au Rayon
Wespenlarven in der Wabe gebraten
Phalènes à l´Hottentot
In Butter sautierte Nachtfalter
Choufleurs garnies de Chenilles
Karfiol garniert mit Raupen
Petites Carottes, Sauce blanche aux Rougets
Junge Karotten mit Drahtwurmsauce
Larves de Hanneton Grillés
Scharf gewürzte Maikäferlarven
Cerfs Volants á la Gru Gru
Hirschkäferlarven auf Toast
Boeuf aux Chenilles
Geschmortes Rindfleisch mit Raupen
Crême de Groseilles aux Nemates
Stachelbeercreme mit Blattwespen

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