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Christoph Wagner's Weblog

25.06.04 @ 18:24

Uncoole Proben

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Dan Zevin, der Autor des unter coolen jungen Menschen zirkulierenden Kassibers „Uncool oder die Kunst erwachsen zu werden", hat unter anderem ein paar Kriterien dafür aufgestellt, wann ein junger Mensch ins Erwachsenenalter übertritt und damit die Grenze vom coolen Zeitgenossen zum uncoolen Ungustl überspringt:

1.Man schreibt sich in einen Golfclub ein
2. Man beginnt Zeit in die Verschönerung seines Heims zu investieren
3. Man findet Freude an Gartenarbeit
4. Man macht einen Kurs für Stressmanagement
5. Man besucht eine Weinprobe

So gesehen müsste ich zumindest der Papierform nach ziemlich cool sein. Golf ist mir zu versnobt. Für die Verschönerung meines Heims habe ich vor lauter Schreiben keine Zeit. Garten besitze ich keinen, und die paar Balkonblumen gießt meine Frau. Und Kurse besuche ich sowieso nicht, da ich ein Freund des Learning by Doing bin.

Bleibt ein einziger Makel: diese verdammte Weinprobe. Zu leugnen, dass ich auf ungezählten davon herumgestanden bin, wäre unglaubwürdig. Zu leugnen, dass mir viele der verkosteten Kreszenzen die schiere Freude bereitet haben, ebenfalls.

Andererseits: Die Verkostungen selbst haben mir kaum jemals Freude bereitet. Diese Philateliekongressatmosphäre; dieses wichtigtuerische Flüstern; dieses rudelmäßige Rüsseln und Schlürfen,; dieser Schreibzwang, um nicht in den Verdacht zu geraten, ein Trinkerzu sein; diese ewigen sinnlosen Ratespiele, bei denen dann immer der gewinnt, der zuvor den Flaschenhals gesehen hat; diese immergleichen Kommentare, oft auch noch in fremden Sprachen, aber dafür immer mit den selben 85 Wörtern...

Nein, das bräuchte ich, gehörte es nicht zu meinem Job, wirklich nicht oder zumindest nicht allzu oft. Ich ziehe es bei weitem vor, den einen oder anderen und vielleicht noch einen weiteren Tropfen daheim oder im Restaurant bei einem guten Essen zu verkosten (und dabei die Flasche(n) gegebenenfalls auch, zwei-, drei- oder allerhöchstens viersam zu leeren). Das ist dann auch keine Probe mehr, sondern bestenfalls ein Exempel.

Und dass gut essen und fein trinken uncool sei, hat Herr Zevin ja auch gar nicht behauptet.

Die Großmutter meiner Frau pflegte zu sagen: „Wer mit 45 Jahren noch nicht erwachsen geworden ist, der kriegt erst wieder an seinem achtzigsten Geburtstag eine Chance."

Ich habe also, wie es scheint, noch eine schöne, coole Zeit vor mir.

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25.06.04 @ 01:43

Kulinarisches Oberösterreich (Die Rache des Kobernaußer Walds)

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Bis vor kurzem dachte ich ja, ehrlich gesagt, dass der Wald von Birnam aus Shakespeares Macbeth der einzige sei, der sich bislang aktiv gegen Menschen in Bewegung setzte. Allein: Der Kobernaußer Wald im Innviertel hat gute Anlagen, Shakespeares streitbaren Forst zu einem harmlosen Waldlehrpfad zu deklassieren.

Erst kürzlich setzte sich — speising.net berichtete darüber — ein streitbares Rudel Wildschweine gegen das Eindringen des Menschen in seinen Lebensraum zur Wehr, richtete allerdings (es waren vermutlich pazifistische Schweine) nur Sachschaden an.

Doch mittlerweile hat der Widerstand des Kobernaußerwaldes eine völlig neue Qualität bekommen. Auf ooe.orf.at/oesterreich.orf?read=detail&channel=4&id=327147
erfahre ich, dass ein Rehbock, der sich von einem Jogger in seinem Revier bedroht gefühlt hatte, sein Geweih gegen den Peiniger richtete. Mit gesenktem Kopf ging er auf den Läufer los und hackte diesem mit seinem Geweih in die Oberschenkel, bevor er nach diesem Ausbruch anarchistischer Gewalt das Weite suchte.

Wie das nur weiter geht?

Ich für meinen Teil werde heuer jedenfalls, obwohl des Joggens absolut unverdächtig, nicht in den Kobernaußerwald zum Schwammerlsuchen gehen und „Kobernaußer Schwammerln* allenfalls bei einem Fleischhauer meines Vertrauens bestellen.

(* oö. f. weiße Nierndln alias Stierhoden)

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