Home | Blogs | Christoph Wagner's Weblog | 19.07.04

Christoph Wagner's Weblog

19.07.04 @ 01:38

Uhudler

Kommentar abgeben

ausblendenSie müssen eingeloggt sein um diese Option zu nutzen. Falls Sie noch nicht Mitglied von SPEISING.NET sind, können Sie sich hier registrieren.

Man schrieb das Jahr 1989, als ich erstmals aufbrach, um einen Uhudler zu finden. Ich fuhr nach Heiligenbrunn, traf einen (mittlerweile verstorbenen) Mann namens Rübezahl (er sah auch so aus), fand viele verschlossene Türen, zuletzt auch eine offene — wo ich zu einem Verhackertbrot von Volksfestdimensionen, meinen ersten Uhudler trank. Verbotener Weise, denn angeblich sollte er ja blind machen.

Das war kein großes Problem für mich. Als alter Wallfahrtsexperte weiß ich nämlich, dass es in Heiligenbrunn nicht nur Uhudler, sondern auch ein Augenbründl gibt. Also: Erst Uhudler trinken, dann zum Augenbründl, drei Ave Maria, und nix is passiert.

Am 1. 8. 1992 kam der Obrigkeit dann die Erkenntnis, dass Uhudler weder blind noch blöd macht, und sie erlaubte den Anbau der damals schon von etlichen Journalisten favorisierten "autochthone Rebsorte", die tatsächlich so autochthon ist wie Cheeseburger mit Pommes.

Es handelt sich nämlich um amerikanische Unterlagsreben wie "Isabella", "Ripadella" oder "Elvira", die vor einem Jahrhundert aus Notwehr gegen die Reblauskatastrophe eingeführt wurden und, da sie sich schnell vermehren, ein walderdbeerig-himbeeriges Eigenleben entwickelten, das mit dem Wort "Weinkracherl" am besten umschrieben ist.

Mein Freund, der Theaterkritiker Reinhold Reiterer, macht aus dem Weinkracherl auch Uhudlermarmelade, und das ist vermutlich das beste, was man daraus machen kann.

Nun soll der Uhudler aber, wie ich magazin.orf.at/bgldmagazin/imland/geniessen/stories/15571/ entnehme, ein Lifestyle-Drink ( fruchtig und beerig, spritzig und leicht) werden.

Allein: Im Hintergrund warten schon die Uhudler-Killerbienen, die, wie die meisten großräumigen Verhinderer kleiner Dinge heutzutage, in Brüssel ansässig sind. Laut EU-Richtlinie darf der Uhudler nämlich nur noch bis zum Jahr 2020 verkauft werden, dann müssen die verbliebenen Uhudler-Parzellen gerodet werden.

Also, wenn das keine antiamerikanischen Umtriebe sind...

Aber vielleicht gelingt bis dahin ja auch die Globalisierung des Uhudlers. Und dann kauft vielleicht Master Food oder Nestlé das neue Lifestyle-Getränk und beschert ihm ein ewiges Leben.

17 Kommentare | Kommentar abgeben

Neue Kommentare

--- 04.09.18 @ 20:56
Über eine Monokultur aus Klonen künstlich geschaffener Lebewesen – über den Weinbau / PICCOLO: Aus einem alten "Spiegel" Artikel 30.10.1978 - Deutsche Winzer ziehen der Biene wegen den Zorn des Waldgängers Wellenstein auf... [mehr]

--- 04.11.17 @ 09:30
Über würdige, reife Weine / schischi: Mein persönliches Highlight - Uns hatte einmal ein Winzer, das muss so um 2010 gewesen sein, einen Weißwein... [mehr]

--- 09.10.17 @ 20:27
Was Chemtrail-Glaube und Biodynamischer Weinbau eint / OberkllnerPatzig: Feuer - Was man womöglich noch hinzufügen kann ist, dass manche Winzer, die sich rühmen,... [mehr]

--- 18.04.17 @ 12:49
Rauf die Preise! / PICCOLO: Schnell kommt man ans Bildermalen... - Doch schwer an Leute die es bezahlen. So salopp sagen, die Preise sollen rauf,... [mehr]

--- 13.10.16 @ 13:42
Rauf die Preise! / Meidlinger12: Beisl - z.b. das Quell kann noch immer das große Gulasch um 6,90 anbieten. Muß aber... [mehr]

Blogs Archiv

Peter Gnaiger's Sternen-Logbuch --- 04.08.07 @ 20:16
Tischgespräche --- 11.05.07 @ 11:48
Das Gastlog --- 04.09.06 @ 16:45
Das Weinlog --- 25.04. @ 13:29
Christoph Wagner's Weblog --- 04.02.06 @ 13:33

SPEISING Suche
suchen!
Gesamtkarte
Lokal finden
suchen!
?ber uns | Sales | Kontakt | Impressum | Presse | Partner
JPETo™ Content Management System
design by
DMC

Diese Website verwendet Cookies, um die angebotenen Services zu verbessern. Die weitere Nutzung der Website wird als Zustimmung zur Verwendung von Cookies betrachtet. Einverstanden | Mehr erfahren