Home | Blogs | Christoph Wagner's Weblog | 29.08.04

Christoph Wagner's Weblog

29.08.04 @ 18:22

Gesund und wohlgenährt...

Kommentar abgeben

ausblendenSie müssen eingeloggt sein um diese Option zu nutzen. Falls Sie noch nicht Mitglied von SPEISING.NET sind, können Sie sich hier registrieren.

...wie katiza es erhofft hat, bin ich nun wieder aus Ischia zurück und blicke voll Stolz auf zwei von mir aufgerissene und mit insgesamt 43(!) Kommentaren gestopfte Sommerlöcher zu Themen zurück, von denen Andrea Riegl (ihres Zeichens Generalgouverneurin von Speising und nebstbei eine studierte Philosophin) meinte, kein Mensch würde auf so was je antworten.

In Wahrheit hab ich ja einen Vertrag mit dem Duden-Verlag, dessen Umsatz an Fremdwörterbüchern seit meiner Theodizee-Geschichte im Raum Wien signifikant gestiegen sein soll.

Ein kleiner gnostischer Nachtrag noch dazu (und eine spezielle Replik auf steppenwolfs durchaus achtbare Ansicht, dass das Thema Theodizee nichts mit Scherz, Satire und Ironie zu tun habe): Eine meiner Lieblingsgeschichten zu diesem Thema stammt von Pierre Grippari, heißt „Der kleine Jehova” und ist in seinem Buch „Göttliche und andere Lügengeschichten” (Matthes & Seitz 1992) nachzulesen. Sie geht, sehr verkürzt nacherzählt, ungefähr so:

Frau Gott, eine Witwe und Bewohnerin der vierdimensionalen Welt, hat Probleme mit ihrem kleinen Sprössling Jehova. Sie hat ihm gerade ein Spiel namens „Dreidimensionaler Kosmos” geschenkt und ihm gesagt, das sei sein Spiel, und er könne damit tun, was er wolle. Sechs Tage lang hat er damit auch gespielt wie ein Wilder und sich ein richtig liebes kleines Universum gebastelt. Dann schläft er einen ganzen Tag lang. Und als er am achten Tag aufwacht und weiterspielen will, hat er plötzlich alle Lust daran verloren, beginnt zu sabbern und ist nur noch sauer, weil das, was er geschaffen hat, hinten und vorn nicht so funktioniert wie er es will.

Weil der kleine Jehova immer neurotischer reagiert, sucht Frau Gott mit ihm einen Psychiater namens Dr. Geist auf. Der diagnostiziert einen veritablen Mutterkomplex und befreit den kleinen Jehova mittels Psychoanalyse von seinem Selbsthass, der, wie er richtig konstatiert, in Wahrheit gegen die Mutter gerichtet ist. Er bringt also das Kind dazu sich in seinem Kosmosspiel selbst zu spielen und zu bestrafen, indem er sich von seinen kleinen Geschöpfen ans Kreuz nageln lässt. Das Experiment klappt, der kleine Jehova ist seine Schuldgefühle los und liebt seine Mama wieder, die jetzt nur noch das hohe Honorar für Dr. Geist berappen muss.

„Und was soll ich jetzt mit dem Kosmos-Spiel machen und Jehovas ganzem Universum?” fragt Mama Gott. Dr. Geist zuckt mit den Achseln und meint, das Spiel habe seine Schuldigkeit getan und sei nunmehr zu nichts mehr zu gebrauchen. „Schmeißen Sie ´s doch einfach auf den Müll”, rät er.

Und wer nun fürchtet, dass es dort noch immer liegt, der hat, so meine ich, schon ein wenig von dem begriffen, was Theodizee ist.

P.S.: Ich entschuldige mich für diese neuerliche Abschweifung von meinem eigentlichen Thema, den rebus culinaribus. Im Grunde wollte ich mich ja bei katiza nur dafür entschuldigen, dass ich ihr wenig Brauchbares mitgeben kann auf ihren Wegins schöne Kampanien. Während meines Urlaubs in Ischia streife ich meinen Beruf als Restaurantkritiker nämlich völlig ab, sitze die ganze Zeit nur in einer Strandbar namens „ Paradiso di Peppe”, gehe morgens und abends schwimmen, lasse mir von Peppe den ein oder anderen Dry Martini mixen und von seiner Mama hin und wieder ein Kaninchen im Tontopf schmoren. Mitunter schaue ich auch zu „Dai-Tu” (das ist der Mann, der in „Cleopatra” mit Liz Taylor die Piraten befehligt hat und seither eine Hafenkneipe führt) hinüber auf ein paar Seeigel oder zu Cocó auf einen Hummer mit Linguine und Festungsblick. Ansonsten blicke ich über Procida hinweg auf den Vesuv und warte, während ich meine Toscani rauche, darauf, dass er vielleicht doch wieder einmal zu qualmen beginnt, und denke dabei über Gott und die Welt nach.

Was dabei rauskommt, haben Sie ja gerade wieder einmal gelesen.

3 Kommentare | Kommentar abgeben

Neue Kommentare

--- 04.09.18 @ 20:56
Über eine Monokultur aus Klonen künstlich geschaffener Lebewesen – über den Weinbau / PICCOLO: Aus einem alten "Spiegel" Artikel 30.10.1978 - Deutsche Winzer ziehen der Biene wegen den Zorn des Waldgängers Wellenstein auf... [mehr]

--- 04.11.17 @ 09:30
Über würdige, reife Weine / schischi: Mein persönliches Highlight - Uns hatte einmal ein Winzer, das muss so um 2010 gewesen sein, einen Weißwein... [mehr]

--- 09.10.17 @ 20:27
Was Chemtrail-Glaube und Biodynamischer Weinbau eint / OberkllnerPatzig: Feuer - Was man womöglich noch hinzufügen kann ist, dass manche Winzer, die sich rühmen,... [mehr]

--- 18.04.17 @ 12:49
Rauf die Preise! / PICCOLO: Schnell kommt man ans Bildermalen... - Doch schwer an Leute die es bezahlen. So salopp sagen, die Preise sollen rauf,... [mehr]

--- 13.10.16 @ 13:42
Rauf die Preise! / Meidlinger12: Beisl - z.b. das Quell kann noch immer das große Gulasch um 6,90 anbieten. Muß aber... [mehr]

Blogs Archiv

Peter Gnaiger's Sternen-Logbuch --- 04.08.07 @ 20:16
Tischgespräche --- 11.05.07 @ 11:48
Das Gastlog --- 04.09.06 @ 16:45
Das Weinlog --- 25.04. @ 13:29
Christoph Wagner's Weblog --- 04.02.06 @ 13:33

SPEISING Suche
suchen!
Gesamtkarte
Lokal finden
suchen!
?ber uns | Sales | Kontakt | Impressum | Presse | Partner
JPETo™ Content Management System
design by
DMC

Diese Website verwendet Cookies, um die angebotenen Services zu verbessern. Die weitere Nutzung der Website wird als Zustimmung zur Verwendung von Cookies betrachtet. Einverstanden | Mehr erfahren