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Christoph Wagner's Weblog
28.09.04 @ 02:02
Soll uns nie schlechter gehen. Ein Thema mit sechs Variationen.
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Das Thema:
Irgendwo standen wir herum, auf einer Party, meine Frau und ich. Man schlürfte Champagner und reichte Canapées. "Soll uns nie schlechter gehen", sagte jemand. Und meine Frau zischelte mir ins Ohr: "Ich kann diesen blöden Sager einfach nicht mehr hören."
Variation I
"Ich sage das auch öfters", verteidigte ich den Mann. (Es war natürlich ein Mann. Komischer Weise habe ich dieses Diktum noch nie von einer Frau gehört.)
"Schlimm genug", erwiderte meine Frau. "Aber ich hoffe für Dich, Du sagst es anders."
Variation II
"Für mich ist das ein modernes Memento mori", erwiderte ich. "Wir tanzen alle auf einem Vulkan. Gleich dort drüben ist der Abgrund, und wir versuchen, todestrunken, noch ein letztes Mal zu genießen, was uns möglich ist."
"Das hat sich der Hohlkopf dort drüben aber sicher nicht gedacht", erwiderte meine Frau.
Variation III
"Was hast Du wirklich gegen den harmlosen Sager", fragte ich, als wir wieder zuhause waren, meine Frau. Und ich fuhr fort: "Ich finde, es ist ein moderner Trinkspruch. Früher hat man 'Ergo bibamus' gesagt, heute sagt man 'Soll uns nie schlechter gehen.' Das kommt letztlich nur davon, dass heute kein Mensch mehr Latein kann."
Variation IV
"Mir fehlt in diesem Satz das Gefühl der Dankbarkeit", sagte meine Frau. "So wie er immer gesagt wird, ist der Satz zynisch. Was soll das heißen, es soll uns nie schlechter gehen? Das ist ein Satz, der nichts bewirkt und sich auf nichts gründet. So wie es der Welt zurzeit geht, geht es ihr schlecht genug, und früher ging´s ihr auch nicht besser. Der Satz kann sich also nur auf den Schampus beziehen. Und das ist zynisch."
Variation V
"Sollen wir lieber sagen: Danke lieber Gott, dass Du uns den Champagner beschert hast? Das klingt dann wie ein Tischgebet", erwiderte ich.
"Das Schlimme an dem Satz ist, dass die Menschen, die ihn sagen, sich nichts dabei denken", sagte meine Frau.
Variation VI
"Ich finde einfach, es ist einfach ein neuer Trinkspruch", erwiderte ich. "Ein Trinkspruch, der ganz gut in unsere Zeit passt."
"Das spricht nicht für unsere Zeit", sagte meine Frau. "Aber es spricht auch nicht unbedingt gegen Trinksprüche", erwiderte ich.
Darauf tranken wir dannn noch ein Glas Champagner. Doch ich unterließ es wohlweislich zu sagen: "Soll uns nie schlechter gehen!"

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