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Christoph Wagner's Weblog
01.10.04 @ 02:43
I solemnly say hallo to: t-zones
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Und weil mir von den Fachleuten erklärt wurde, dass T-Zoniker nicht gerne viel lesen, verabreiche ich ihnen zur Begrüßung häppchenweise – alt, aber gut – ein paar Rossini-Anekdoten:
Das Kalbssteak
Als Rossini in seinen späteren Jahren, die eher der Kochkunst als dem Komponieren geweiht waren, einmal Besuch von einer etwas ältlichen Verehrerin erhielt, stellte der "Schwan von Pesaro" zu seiner Verärgerung fest, dass seine Küchenvorräte bis zur Neige aufgebraucht waren. Dennoch versprach er, sich bereits in Kürze mit einem neuen Gericht, das er extra für diese Begegnung zu kreieren gedachte, bei Tische einzustellen. Tatsächlich servierte der begeisterte Hobbykoch kurz darauf eine Mahlzeit von so hoher aromatischer und geschmacklicher Qualität, dass sie Nase und Gaumen gleichermaßen zu betören wusste. Als die Dame ihr Besteck weggelegt hatte, fragte Rossini sie lächelnd: "Nun Madame, was glauben Sie, haben Sie da soeben verkostet?" Sie antwortete: "Ein Kalbssteak von unvergleichlicher Zartheit." Rossini daraufhin verschmitzt: "Ein Kalbssteak? - Sehr gut, aber leider falsch. Was Sie mit soviel Genuß verspeisten, war nichts anderes als ein alter Steinpilz."
Vom Genie kosten
Als Rossini wieder einmal in seine Heimatstadt Pesaro zurückkehrte, war er bei der Familie von Contessa Costanza Perticari, der Tochter des Dichters Vincenzo Monti, zu Gast. Sie zählte zu jenen Frauen, die beweisen, dass Rossini in Sachen Culinaria alles andere als ein Kostverächter war und von seinen weiblichen Verehrerinnen keineswegs nur für seine Melodien geliebt wurde. Ob Rossini wirklich ein Verhältnis mit der Contessa begann, ist allerdings nicht genau bekannt. Überliefert ist lediglich, dass Frau Costanza, sobald Rossini aufgestanden war und das Haus verlassen hatte, splitternackt ins Bett des Komponisten hüpfte und sich fest in eine Decke einwickelte, um, wie sie sagte, "wenigstens einen Teil von Rossinis Genie in sich aufzunehmen."
Wenn Rossini weinte
Gioacchino Rossini wurde trotz seiner offensichtlichen Frohnatur von einem seiner Ärzte in einem medizinischen Bulletin einmal als manisch-depressiver Charakter bezeichnet. In der Tat hatte er auch häufig Stimmungstiefs, was zum Teil mit seiner angeschlagenen Gesundheit, zum Teil aber auch mit seiner Unfähigkeit, im Alter an seine früheren musikalischen Erfolge anzuknüpfen, zusammenhing. Geweint hat Rossini nach eigenen Angaben jedoch nur dreimal in seinem ganzen Leben: das erste Mal, als sein "Barbier von Sevilla" bei der Uraufführung ausgebuht wurde, das zweite Mal, als er den Sänger Carafa, eine Art Pavarotti des neunzehnten Jahrhunderts, eine seiner Arien singen hörte, und das dritte Mal, als ihm während einer Bodenseefahrt ein getrüffelter Truthahn, den er sich gerade zu verzehren anschickte, plötzlich ins Wasser fiel.
Rossini als Sommelier
Dass Rossini ein äußerst penibler Mensch war, läßt sich anhand seines Kellerbuches nachvollziehen, in dem er jede angebrochene Flasche Wein mit einem roten Kreuz vermerkte, wodurch er niemals den Überblick verlor, wieviel bei welcher Festivität in seinem Hause getrunken worden war. Als kundiger Sommelier hatte sich Rossini auch schon viel früher erwiesen, als er seinem ebenfalls durchaus weinfreundlichen Herrn Papa in Pesaro brieflich gute Ratschläge in Sachen Weinkultur gab: "Ihr seht also, lieber verehrter Vivazza, um einige Flaschen guten Weins zu trinken, muss man viel Geld ausgeben und sich viel Mühe geben, und auch mindestens sechs Monate warten, bis sich der Wein in der Flasche entwickelt hat." Eine Maxime, an die sich übrigens auch Rossini selbst hielt. "Mein Gott", soll er bei der Inventarisierung seines Weinkellers einmal geseufzt haben, "wie glücklich sind die Armen, dass sie kein Geld ausgeben müssen!"
Die falschen Makkaroni
Auf seinen Streifzügen durch die Delikatessenläden des Pariser Maraisviertels besuchte Rossini, in Begleitung seines späteren Biographen Edmond Michotte, eines Tages einen italienischen Pasta-Laden, der dem Italiener Canaveri gehörte. "Signor Canaveri", sagte Rossini, "ich habe gehört, dass Ihr Laden neapolitanische Makkaroni führt." Canaveri bejahte und breitete ein ganzes Bündel davon vor Rossini aus. Die Miene des Komponisten, der jahrelang als Operndirektor in Neapel gearbeitet hatte, verfinsterte sich augenblicklich, und er erwiderte knapp: "Das sind Makkaroni aus Genua. Die können Sie sich behalten." Worauf Rossini sich umdrehte und ging. Canaveri jedoch hielt Michotte noch einen Augenblick zurück und fragte ihn, wer denn dieser Herr gewesen sei. "Rossini, der große Komponist", erwiderte dieser. "Kenne ich nicht", schüttelte Canaveri den Kopf, "aber wenn er von Musik soviel wie von Makkaroni versteht, dann muss er ziemlich gute Sachen schreiben."
Kastilischer Schinken
Als Rossini während eines erfolgreichen Spanien-Gastspiels auch von Königin Isabella II. in einer Audienz empfangen wurde, soll ihn diese — sehr zu des Komponisten Leidweisen — mit einer wertvollen Schatulle beschenkt haben. Rossini schluckte seinen Ärger zunächst hinunter, machte ihm aber nach der Audienz Luft: "Warum hat sie mir keinen kastilischen Schinken gegeben? Auszeichnungen finde ich überall, aber kastilischer Schinken, das ist doch hier die Spezialität!"
Komponist oder Metzger?
Als Rossini, der stets von Würsten und gefüllten Schweinsfüßen zu schwärmen pflegte, einmal gefragt wurde, ob er nicht doch lieber Metzger als Komponist geworden wäre, antwortete er: "Ich war als Kind bei einem Metzger in Bologna in Pension, und damals hätte ich auch Lust gehabt, selbst einer zu werden. Doch es war nicht möglich, und es war nicht einmal meine Schuld. Ich wurde einfach falsch beraten."

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