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SPEISING Open

12.11.08 @ 20:30

Ein kleiner Schluck zum großen Glück

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Einmal Katze, einmal Freyenstein - also wirklich ganz ausgezeichnet gegessen vergangene Woche, aber das steht ja eh schon in der Rubrik Essen. Was mich aber seit Tagen frohlocken läßt: Ich habe endlich wieder eine perfekte Kombination von Kaffeebohne und meiner Gaggia Classic gefunden.
Die Espresso-Maschine, bei der nichts automatisch funktioniert, habe ich vor ca. 17 Jahren geschenkt bekommen. Damals hat mein Espresso-Fetisch eingesetzt. Dazu gesellte sich sofort eine Kaffeemühle von Braun und eine bis heute wärende Versuchsreihe mit unterschiedlichen Bohnen. Die Kombinationsmöglichkeiten aus Mahlgrad, Anpressdruck, Kaffeesorte, Uhrzeit und Luftfeuchtigkeit (eventuellen Mondphaseneinfluss hatte ich nie kontrolliert) sind Legion und in der Regel frustrierend. Sämtliche Standardbohnen, deren Erzeuger schicke italienische Namen tragen, sind mühsam, müssen sehr fein gemahlen und mächtig im Siebträger angedrückt werden - und so wird der Espresso dann aber sauer. Das schmeckt nicht gut und riecht nach nichts.
Die sauteuren Spezialmischungen von Heissenberger funktionierten natürlich perfekt, doch als mittelloser Student war das nicht zu finanzieren. Wiewohl ich erkennen konnte, worauf es bei den Bohnen ankommt: Sie müssen ölig sein, glänzen - dann braucht man auch nicht zu fein zu mahlen, kaum anzudrücken und hat nach ca. 20 Sekunden Durchlaufzeit einen perfekten, cremösen Caffè (so nennen die Italiener das, was bei uns Espresso genannt wird). Welch Glück.
Trotzalledem probiere ich ständig alle möglichen Sorten aus, der Markt tut das Seinige dazu. Da ich aber nichts wegwerfen kann und ein Konsum-Messie bin, brauche ich unter täglichem Ärger eine "nicht funktionierende" Kaffeesorte bis zur letzten Bohne auf, spiele mich mit dem Mahlgrad und dem Anpressdruck `rum und schlürfe seufzend das Geschloder, täglich und für Wochen.
Aber nun! Nun habe ich den Topf zum Deckel, nun habe ich den Reinhard zum May und das Gimmick zum Yps: Es ist eine Konzernbohne, nämlich von Saeco. Und es ist nicht die affektierte 100%-Arabica-Tusse, sondern die grundsolide Magd, also die mit Robustabohnen abgewertete Bar-Mischung, die den perfekten Kaffeegenuss jeden Morgen garantiert. Vom ersten bis zum letzten Tropfen dickste, nougatbraune Crema (hört mich schreien!), der Zucker will nicht untergehen (ich ringe um Luft!) und erst der Duft (ich sinke darnieder) - so beginnen meine Tage doch recht zufriedenstellend.
Merkur hatte Saeco-Bohnen früher im Sortiment, doch das ist vorbei - ich beziehe diese nun bei Karal, einen Saeco-Tandler und mein Bohnen-Dealer im 17. Bezirk in der Jörgerstraße. Das Leben kann so schön sein ...

Rundschau:
Der Standard bemerkte massives Scharwenzeln um Spesenesser im Melograno (1010 Wien), der Presse wird im Palais Coburg warm ums Herz (1010 Wien) und der Kurier wünscht sich vom Barbaro (1010 Wien) ein bisschen mehr. Der Zueritipp des Tages-Anzeigers konstatiert zum Thema Atmosphäre in der Brasserie Schiller (8001 Zürich) "weiß gedeckte Tische". Klasse!

gf

www.karal.at
www.heissenberger.com
www.coffeegeek.com/reviews/consumer/gaggia_classic
www.kaffeeabo.de/saeco-miscela-bar-p-1053.html

www.derstandard.at
www.diepresse.at
www.derkurier.at
www.zueritipp.ch

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12.11.08 @ 16:57

Die dunkle Seite

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Architekten, also auch ich selbst, werden oft und gerne als "Glasfetischisten" bezeichnet. Persönlich ist mir "Lichtanbeter" lieber. Die Vorliebe für natürliches Licht treibt mich üblicherweise in Lokale, die Fenster anstelle von Gucklöchern und Transparenz anstelle von dekorativen Holzsprossen anbieten. Das Auge isst bekanntlich mit und dazu gehört auch der Ausblick.

Und dennoch gab mir meine letztwöchige Kritik zum Anzengruber zu denken. Während einer Bimfahrt in das gute alte Kaffee Alt Wien stellte ich dann fest, dass mich trotz aller Ausbildung und Lichtanbeterei die dunkle Seite - das finstere Lokal immer wieder anlockt. Seit ich den Geschmack von Bier kenne zieht es mich in verrauchte Höhlen, oftmals als Kaffeehäuser bezeichnet. Patinierte - fast schwarze - Wände, gedimmte Lampen, die das Gulasch beinahe schwarz färben, schwerer Samt vor ehemaligen Fenstern - manchmal brauche ich das.

Was zieht mich zur dunklen Seite der Gastronomie?
Die verbotene Weltrevolution plane ich jedenfalls (noch) nicht.

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