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SPEISING Open

29.09.10 @ 15:30

Widerstand!

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Der Zugang zu einem guten, fairen und sauberen Essen basiert auf einer Grundhaltung der Person, welche diese „Naturzustände“ bewusst in ihrem Essen will.
Was gut und fair ist, darüber lässt sich herrlich streiten. So ist es nur natürlich, dass ein großer Teil der Bevölkerung überhaupt keine Vorstellung von fair, gut, sauber im Bezug auf seine Nahrung haben kann.

Dafür sorgt eine - von mir aus gesehen – in schönfärberischer Sprache verkleidete, doch für mich bösartige Grammatik, die es dem zeitgenössischen, oberflächlichen Genießer immer leichter macht, sich recht gedankenlos zu entscheiden. Doch wie so oft sind die leichten, schnellen Denkwege nicht die besten.

Manny Howard, der Autor von „My Empire of Dirt“ faßt es in seinem Buch kurz zusammen: Wer ein Büschel Bohnen kauft, die völlig ohne Wurmlöcher und Farbfehlern erscheinen, wird solche aus wahrer natürlicher Produktion ablehnen. Solcherart gezogene Früchte sehen einfach nicht so aus wie alles was wir aus den Märkten kennen. Man wird dazu auch eine TV-Kochshow vergebens suchen, wo der Meisterkoch vielleicht Früchte mit Hagelschaden und Mehltau vorzeigt. Auch die Qualitätskriterien für das Essen in den Gourmetrestaurants richten sich nach den Geschmacksmachern mit ihren Industriestandards. Ebenso wie die Qualität hinter den vielen Bio-, Natur- und Ursprungs-Gütesiegel. Waren, die immer wieder Gegenstand kritischer Zeitungsberichte werden.

So wird der Konsument doch langsam so „zubereitet“, daß er für die längst vorbereiteten und vermutlich kommenden Reißbrett - Techno – Lebensmittel reif sein wird. Zuerst muß alles riesig groß sein. Dann mit intensivem Geschmack ausgestattet, lang haltbar für weltumspannende Verkehrswege und Spekulation. Am Ende machbar mit größtem technologischem Aufwand für die neue Landwirtschaft. Von elektronischen Wachstumssteuerungen bis zur Abpack- oder Füllanlage – alles bis zum Dünger und Gießwasser, aus industriell geschaffenen Materialien. Viel Umsatz – viele Steuern – wenige Arbeitskräfte. Die Feldwirtschaft wandert in die Hallen und Hochhäuser.

Was ich in der Praxis bemerke, ist Grund zur Sorge: Immer öfter findet man begastes, verdorbenes Fleisch in den Kühlregalen der Märkte. Kaum jemand bemerkt es, nur hin und wieder geistern Meldungen davon durch die Presse, wenn es im Einzelhandels-Supermarkt von Inspektoren der Arbeiterkammer entdeckt wird. Regelmäßig bin ich in einem Großmarkt der Einzige, der das bemerkt und reklamiert. Dabei kaufe ich dort recht selten Fleisch ein und es kann nicht sein, daß gerade ich das einzige verdorbene Stück erwische. Offenbar wird das von den meisten Käufern gar nicht mehr registriert, der garantierte Haltbarkeitszeitraum wird immer länger, üble Gerüche stören offenbar kaum. Den Rest erledigen die ungeübten Gourmets, die sich von gewissen Nebeneffekten am Teller günstig blenden lassen oder gar an einem gewissen originellen Geschmack glauben …

Faires, gutes und sauberes Essen setzt also immer mehr Gemeinschaften voraus, die dafür sorgen, daß man wieder Herr über das eigene Essen und damit auch übers eigene Leben werden kann; die Suche danach, die Förderung und der Genuß solcher Nahrungsmittel, welche gut und nachhaltig sind, reicht nicht aus. Man muß dazu auch die soziale Gerechtigkeit wiederbeleben, welche die kleinen Wirtschaftskreisläufe belebt, aus denen jene „anderen“ Lebensmittel kommen. Man muß gegen den Strom schwimmen!
So kann die Plattform „Speising“ als solches Bündnis gesehen werden, wo sich Menschen mit diesem klaren Willen treffen und sich darüber rege geistig austauschen. Sieht man den einen Teil der Nahrungsmittelwelt, welche immer mehr der Industrie verfällt, als eigenen Staat, der wie eine Diktatur über dem Volksgeschmack thront und auch uns zu vereinnahmen droht, dann wird es Zeit für etwas Gesetzlosigkeit , weil wir uns diesem Willen nicht unterordnen wollen; schlicht unsere persönliche Freiheit schützend, zu der auch ein autonomer Geschmack gehört!

Als das römische Reich ab 150 nach Christus bis zum Ende nur mehr ein absterbender korrupter Staat war, gründeten sich in den Provinzen neue Dorfgemeinschaften. Die so genannten „Pievi“, wo man sich um die immer wilder werdenden Gesetze, und auch modische Extravaganzen aus der Hauptstadt, nicht mehr scherte. So etwas muß ein erfolgreiches Beispiel für unsere Gegenwart werden, um eine weitere Verschlechterung der Lebensqualität zu stoppen. Die Organisation von Slow Food richtet sich in ihren Conviven nach dieser einfachen Regel aus.
Hat SPEISING.NET das Zeug, so eine Gemeinschaft zu werden? Will es das?


Euer Burning Börnie

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