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SPEISING Open

06.06.16 @ 23:17

Spießer-Alarm Tischmanieren

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Auch auf die Gefahr hin, als spießiger Benimm-Onkel getagt zu werden, muss ich mir etwas von der Seele schreiben: Ich halte es nicht aus mitanzusehen, wie wenig Kinder mit Messer und Gabel umgehen können. Ich ertrage es nicht, dass deren Eltern nicht imstande sind, ihren Kindern ein gewisses Mindestmaß an Tischmanieren mitzugeben. Was da gelümmelt wird, wie da mit offenem Mund gekaut wird, wie da die Haare ins Essen hängen, sich im Mund verfangen, wie das Besteck weit vorne und stets verkehrt gehalten wird – mich macht das fertig.

Für mich gehört ein Mindestmaß an Tischmanieren genauso zu einer Selbstverständlichkeit wie das Grüßen, das Bitte-Danke Sagen und das Zähneputzen. Und ich bin da auch nicht heikel. Die meisten basalen Regeln haben einen guten Grund. Die Ellbogen sollten zum Beispiel nicht auf der Tischplatte liegen. Tun sie es doch, so geht das meist auf Platz- und Entfaltungskosten des Sitznachbarn. Auch hat der Arm dann nicht die notwendigen Bewegungsfreiheitsgrade, um die Gabel oder den Löffel problemlos zum Mund zu führen. Und es verführt zum Lümmeln. Des Weiteren ist es kein Fehler auch dann manierlich essen zu können, wenn Sessel sehr eng gestellt werden. Spätestens beim ersten Bankett oder dergleichen weiß man es zu schätzen, wenn der Sitznachbar auch mit schmaler Silhouette seine Speise zum Mund führen kann.

Auch nimmt man weder Gabel noch Löffel von oben, mit Handrücken nach oben gedreht. Besteck ergreift man von unten, dann muss man auch das Handgelenk nicht verbiegen, wenn man das Teil zum Mund führt. Und man muss dann die Gabel auch nicht im Mund drehen, um den Happen abzuladen. Auch führt man, wenn man das Besteck von unten greift, das Besteck nicht direkt von vorne (mit verdrehtem Handgelenk und ausgefahrenem Unterarm), sondern eher von der Seite zum Mund. Es geht in Wahrheit einfacher und ist ein geringer Balance-Akt. Es landen in Folge mehr Bissen im Mund als auf der Kleidung.

Das Schneiden von Fleisch oder Gemüse muss auch gelernt werden, keine Frage. Es ist nicht leicht, das Stück mit einer Gabel zu fixieren und gleichzeitig mit einem Messer zu bearbeiten. Aber je früher ein Kind das zu üben anfängt, desto eher kann es das eines Tages. Warum erklärt aber den Kindern scheinbar niemand, dass ein Messer nicht besser schneidet, wenn man maximal fest auf das zu schneidenden Stück drückt und versucht, es mit einem Schnitt zu teilen? Stetige Sägebewegungen mit leichtem Druck sind tausendmal einfacher als brutales Werkeln. Und die Gefahr, dass ein Teil vom Teller rutscht, ist auch geringer. So what?

Beim Kauen sollte meines Erachtens der Mund geschlossen bleiben, der Blick auf frisch eingespeichelten Speisebrei ist ziemlich widerlich. Aber auch das sehen nur wenige Eltern so wie ich. Weiters denke ich ist es zumutbar, mit dem Essen zu warten, bis alle am Mahl Beteiligten bei Tisch sitzen. Das geht, glaubt mir.

Über die Kinder wurde ich darauf aufmerksam, wie schlecht eigentlich die Erwachsenen essen. Seither renne ich mit einer selektiven Wahrnehmung durch die Lokale und Esszimmer meiner Welt und staune, wie wenig sie eigentlich mit Messer und Gabel halbwegs umgehen können. Was da auf den Tellern rumgefuhrwerkt wird, ist mitunter atemberaubend. Woher sollen die Kids das dann auch können?

Leider sind auch besternte Fernsehköche da keine guten Vorbilder. Wenn sie Speisen testen und bewerten, die von Laien gekocht wurden, ist der gesamte Kanon der don´ts bei Tisch zu sehen. Schade, die sollten es eigentlich wissen.

OberkllnerPatzig

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