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07.09. @ 17:56

New-Prog-Cultivator im Interview mit Schmalz & Tiegel

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Schmalz & Tiegel: Gregor Fauma, als prominenter Vertreter der New-Prog-Cultivators, wie beschreiben Sie Ihre doch sehr intellektuelle Weinbauweise?

Fauma: Als maximal naturfern. Ich arbeite mit Reben, die es auf natürlichem Weg in der Natur nie geben würde. Ich lasse sie dort wachsen, wo sie nie wachsen würden. Und wenn der Stock beginnt, die Trauben auszuformen, schütze ich die Trauben vor jeglichem Zugriff durch die Tierwelt. Max-Intervention-Weine sind mein Ziel.

Schmalz & Tiegel: Wie ist da Ihr Zugang?

Fauma: Die Natur bleibt bei mir außen vor, der Mensch muss in dieser Form des Weinbaus möglichst alle natürlichen Kreisläufe unterbinden. Das nenne ich persönlich progressiv-artisanalen Weinbau. Der Wein als Produkt einer Kulturausformung, weit weg von den Beliebigkeiten der Natur und maximal unabhängig von kosmischen Energien.

Schmalz & Tiegel: Wo stehen Ihre Reben?

Fauma: Der Gelbe Muskateller steht auf dem Stahlbetondach einer Garage, in der Drainagemulde des Wohnbaus. Die Erdauflage beträgt ca. 40 cm und ist mit Zierfplanzen versehen. Der Stock wird ab Mittag von einer Kastanienallee beschattet.

Schmalz & Tiegel: Wie wird der Stock erzogen?

Fauma: Ich lege es auf Ertrag an. Drei Stockwerke hoch und mehrere Meter breit dehnt sich die gut verholzte Struktur aus. Kein Laubarbeit, kein Ausdünnen, regelmäßiges Wässern und Düngen des Wurzelbereichs. Wir ernteten fast 16 Kilogramm Trauben von diesem Stock.

Schmalz & Tiegel: Wie schützen Sie die Trauben vor Wespen, Wanzen und Vögeln?
Fauma: Jede Traube wird in einen atmenden Traubenschutzsack gesteckt, der natürlich aus Plastik gewoben ist. Der Trend, viel Plastik in die Weingärten einzubringen, ist auch an mir nicht spurlos vorübergegangen. Die Säcke werden aber jedes Jahr wiederverwendet.

Schmalz & Tiegel: Sie haben das Pressen ja geändert …?

Fauma: Richtig, die letzten Jahre haben wir die Trauben durch eine Flotte Lotte gejagt, dieses Jahr haben wir, auch ohne EU-Förderung, eine kleine Weinpresse besorgt. Und der Wein wird gerebelt, Beere für Beere von Hand.

Schmalz & Tiegel: Wird sich diese unnatürliche, nachgerade naturferne Methode durchsetzen? Gibt es Gleichgesinnte?

Fauma: In Sachen "Wider die Natur" bin ich nicht am Peak, da sind mir die Anthroposophen um Lichtjahre voraus. Deren Alchemie, ich sag nur Schafgarbenblüten in Hirschblasen, ist sogar mir zu schräg, quasi out-of-space. Aber deren Weine sind gut. Das unterscheidet sie auch von meinen.

Schmalz & Tiegel: Ihre Weine sind nicht gut?

Fauma: Was interessiert mich das Ergebnis meiner Arbeit? Geht es nicht um den Prozess, die Philosophie, einen kulturell-artisanalen Wein zu erzeugen? Die Frage nach dem Geschmack und den Geruch empfinde ich mit Verlaub als retrograd. Ich mache Wein nicht für den Markt, sondern als Statement der Avantgarde. Das muss der Markt erst verstehen, aber darum kann ich mich nicht kümmern. Mir gefällt, was der berühmte Koch Lukas Nagl in einem Spot sagt, nämlich dass er nicht für seine Gäste koche. Daran möchte ich mich orientieren.

Schmalz & Tiegel: Vielen Dank für das Gespräch.

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