Home | Blogs | Das Weinlog | 24.06.04

Das Weinlog

24.06.04 @ 18:06

Nördlicher Wein

Kommentar abgeben

ausblendenSie müssen eingeloggt sein um diese Option zu nutzen. Falls Sie noch nicht Mitglied von SPEISING.NET sind, können Sie sich hier registrieren.

Tatsächlich bin ich auf meiner kurzen Reise nach Berlin gekommen, das einzige Model, das mir aber dort begegnete (und mich faszinierte), war Alice Springs. Doch Berlin war nur ein Intermezzo von wenigen Stunden, es zog mich nach Werder an der Havel.

Gänzlich unvorbereitet traf ich dort auf Weine aus lokalem Anbau, die mit unerwarteter Frische und Fruchtigkeit überraschten. Ein trockener Müller-Thurgau etwa war von dezentem sortentypischen Aroma und herzhafter Süffigkeit (und passte ausgezeichnet zum frischen lokalen Spargel); Neugierde aber erweckte vor allem ein Gewächs namens Saphira: die mysteriöse Dame duftete nach zartwürzigen Blüten, im Hintergrund war ein Hauch von Hollerblüten zu erhaschen, am Gaumen kamen dann auch Anklänge von Orangen daher, eine frische Säure, die sich aber harmonisch einfügte in ein Gesamtrund, belebte die vom Blick in unendliche Weiten der Havel-Seenlandschaft müden Sinne.

Vor allem aber waren die Weine des Werderaner Wachtelberges (Teil des bis vor kurzem nördlichsten Weinbaugebietes Deutschlands Saale-Unstrut; der Bundestag stimmte vor kurzem der Aufnahme des Stargarder Landes in Mecklenburg-Vorpommern als eigenem Weinbaugebiet zu) ein belebender und erfreulicher Kontrast zu den im Laufe eines Sanssouci-Nachmittags im Potsdamer Weinkontor verkosteten anderen deutschen Weine (von einem Dreier- und einem Fünfer-Set – im 0,1-Glas, übrigens eine nette Idee für zufällig einkehrende neugierige Weinnasen wie wir – mochten nur zwei gefallen).

Saphira hat riesling- und burgunderverwandte Eltern, die sich in idealer Weise bemerkbar machen; erstaunlich ist, wie auf einem so sandigen Boden Weine von so anregender Säure gelingen können, auch 2003! Die Weine sind nicht ganz billig, um die 7 €, was sich durch den zahlenmäßig geringen Anbau und die Tatsache, dass noch keine eigene Kellerei leistbar ist und der Wein „auswärts”, im Landesweingut Kloster Pforta, vinifiziert wird, erklärt wird. Dass sie sich aber trotz ihrer frischen Fruchtigkeit, der mundfüllenden Eigenschaften und überhaupt ihres zugänglichen Charakters (und sie solcherart auch in einem Wiener Heurigen gute Figur machen würden) nicht mehr in der lokalen Gastronomie durchsetzen, ist ein wenig verwunderlich.
-ad-

9 Kommentare | Kommentar abgeben

Neue Kommentare

--- 04.09.18 @ 20:56
Über eine Monokultur aus Klonen künstlich geschaffener Lebewesen – über den Weinbau / PICCOLO: Aus einem alten "Spiegel" Artikel 30.10.1978 - Deutsche Winzer ziehen der Biene wegen den Zorn des Waldgängers Wellenstein auf... [mehr]

--- 04.11.17 @ 09:30
Über würdige, reife Weine / schischi: Mein persönliches Highlight - Uns hatte einmal ein Winzer, das muss so um 2010 gewesen sein, einen Weißwein... [mehr]

--- 09.10.17 @ 20:27
Was Chemtrail-Glaube und Biodynamischer Weinbau eint / OberkllnerPatzig: Feuer - Was man womöglich noch hinzufügen kann ist, dass manche Winzer, die sich rühmen,... [mehr]

--- 18.04.17 @ 12:49
Rauf die Preise! / PICCOLO: Schnell kommt man ans Bildermalen... - Doch schwer an Leute die es bezahlen. So salopp sagen, die Preise sollen rauf,... [mehr]

--- 13.10.16 @ 13:42
Rauf die Preise! / Meidlinger12: Beisl - z.b. das Quell kann noch immer das große Gulasch um 6,90 anbieten. Muß aber... [mehr]

Blogs Archiv

Peter Gnaiger's Sternen-Logbuch --- 04.08.07 @ 20:16
Tischgespräche --- 11.05.07 @ 11:48
Das Gastlog --- 04.09.06 @ 16:45
Das Weinlog --- 14.09. @ 17:01
Christoph Wagner's Weblog --- 04.02.06 @ 13:33

SPEISING Suche
suchen!
Gesamtkarte
Lokal finden
suchen!
?ber uns | Sales | Kontakt | Impressum | Presse | Partner
JPETo™ Content Management System
design by
DMC

Diese Website verwendet Cookies, um die angebotenen Services zu verbessern. Die weitere Nutzung der Website wird als Zustimmung zur Verwendung von Cookies betrachtet. Einverstanden | Mehr erfahren