Das Weinlog

14.09.04 @ 22:30

Chauffeure für Kroatiens Priester

12Mio € pro Jahr fordern zweitausend kroatische Priester rund um Zivko Kustic von ihrer Regierung, da es ihnen sonst nicht mehr möglich wäre, ihren beruflichen Pflichten nachzukommen und dabei die neue 0,0 Promille-Regelung einzuhalten.
Sie argumentieren, gezwungen zu sein, mehrere Messen pro Tag abzuhalten und die Wege dazwischen im Auto zurückzulegen.
Mit ihrer vor der Beschlussfassung erhobenen Forderung, von den Alkoholkontrollen befreit zu sein ("Priester im Dienst") waren sie nicht durchgedrungen.

Ohne die eucharistischen Pflichten der Kirchendiener geringreden zu wollen, möchte ich doch darauf hinweisen, dass auch Weinkoster oder -berater sowie Gourmetkritiker (soferne sie im Besitz eines Führerscheins sind) ähnliche Forderungen erheben könnten, da sie in ihrer Berufsausübung eingeschränkt seien.
Darüber hinaus haben viele protestantischen Kollegen sich schon vor Jahren dazu entschlossen, aus Rücksicht auf Kinder und alkoholkranke Gemeindemitglieder nur mehr Traubensaft auszuschenken. (Ein Lösungsweg der den anderen oben erwähnten Berufsgruppen kaum offensteht)

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14.09.04 @ 02:08

In Rüssels kühlem Grunde

Wellanschitz, das Weingut der Fahnenschwinger und Donatus-Anbeter aus Neckenmarkt, hat mir heute eine große Freude beschert. Der Cabernet Sauvignon Rüsselsgrund 2002 ist wahrlich ein Grund, seinen Rüssel tief in das Glas zu tauchen und dem purpurnen Nass obendrein wieselflink nachzuzüngeln. Je länger man schnieft, desto malstromartiger zieht einen der Wein in seinen Sog, und wenn man ihn dann erst einmal auf der Zunge hat, dann möchte man vor lauter Freude prusten wie ein Nilpferd. Das unterlässt man als wohlerzogener Koster selbstverständlich und übt sich nach einem panoramatischen Schwenk des Glases über der Tischplatte nur in den üblich-maßvollen Glucks- und Schlürfgeräuschen. Die Nase könnte einem Nachtfalter gehören, der sich im schwarzen Ribiseldickicht verfangen hat; dicht wie ein Oachkatzlschwoaf präsentiert sich der Fruchtschwall auf wabernder Zunge, stark wie ein Höhlenbär aus dem Toten Gebirge lämpft sich der Abgang – Speiseröhre sei wachsam! – hinab in den Schlund.
So wird ein Elefant von Wein über den Umweg von Ahörnchen und Behörnchen schnurstracks zu einem Verwandten von Meister Petz. Man muss nur den richtigen Rüssel dafür haben...

(Aus: Brehms Tierleben für Weinverkoster)

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