Home | Blogs | Das Weinlog | 20.02.05
Das Weinlog
20.02.05 @ 18:15
„Barriquewein" ohne Barrique
Kommentar abgeben
Sie müssen eingeloggt sein um diese Option zu nutzen. Falls Sie noch nicht Mitglied von SPEISING.NET sind, können Sie sich hier registrieren.
Es geht nichts über Weine, an deren Zustandekommen man selbst beteiligt war. Nein, keine Angst, ich bin keiner von jenen Schreiberlingen, die nächtens von eigenen Weinbergen in der Toskana träumen und tagsüber den Winzern mit gutgemeinten, aber meist schlechten Ratschlägen in den Gärtank spucken. Es muss schon klar bleiben, wer den Wein macht und wer über ihn schreibt.
Heute war Karl Kadlec bei mir. Erinnern Sie sich noch an die „Cuvée Naturell”? fragte er mich.
Ich war zunächst etwas verduzt, doch dann fiel es mir ein. Vor einem Jahr hatten wir in seinem Weinkeller einen großartigen jungen Zweigelt aus dem Tank gekostet. „Eigentlich schade”, sagte ich damals, „dass das beste Material der Winzer immer im Barrique landet und der normale Konsument niemals erfährt, wie der Wein im Naturzustand geschmeckt hätte.”
„Wie könnte man denn einen solchen Wein vermarkten?” fragte mich Kadlec damals, und ich antwortete en passant: „Man müsste ihn vielleicht Cuvée Naturelle nennen. Natur kommt zurzeit ziemlich gut.”
Ich hätte nicht damit gerechnet, dass Kadlec unser kleines Gespräch von damals so ernst nehmen würde. Jetzt ist er jedenfall am Markt und auch gerade in meiner Koststube eingelangt, der Lyss rouge Naturell 2003, der zu 90 Prozent aus Zweigelt und zu 10 Prozent aus St. Laurent besteht, bestes, feinstes und hochreifes Traubenmaterial, so richtig „zum Beißen”, aber ohne eichenhölzerne Unterbutterung. Dem „Fettgehalt” des Weines tut das freilich keinerlei Abbruch. Der Wein duftet, als wäre er irgendwo zwischen den Erdbeer- und Tomatenfeldern von Nachbar Stekovics gewachsen. Der Abgang hat zumindest die Länge einer kleineren Rossini-Arie, als Stimmlage würde ich mir einen schönen Bariton vorstellen. Hermann Prey auf der Höhe seiner Schaffenskraft, das könnte hinkommen. Kurzum: Einer der schönsten östereichischen Rotweine des Jahrgangs 2003, die ich bis jetzt getrunken habe.
Kadlec erzählte mir übrigens, dass die meisten, die er den Wein bis jetzt verkosten ließ, der Meinung waren, dass es sich um einen Barriquewein handelte und bass erstaunt waren, als der Winzer ihnen wahrheitsgemäß mitteilte, dass dieser Wein niemals ein Holzfass gesehen habe.
Sollte das womöglich bedeuten, dass das Barrique da oder dort entbehrlich sein könnte - vor allem dort, wo der Wein selbst über jeden Zweifel erhaben ist?

--- 04.09.18 @ 20:56
Über eine Monokultur aus Klonen künstlich geschaffener Lebewesen – über den Weinbau / PICCOLO: Aus einem alten "Spiegel" Artikel 30.10.1978 - Deutsche Winzer ziehen der Biene wegen den Zorn des Waldgängers Wellenstein auf... [mehr]
--- 04.11.17 @ 09:30
Über würdige, reife Weine / schischi: Mein persönliches Highlight - Uns hatte einmal ein Winzer, das muss so um 2010 gewesen sein, einen Weißwein... [mehr]
--- 09.10.17 @ 20:27
Was Chemtrail-Glaube und Biodynamischer Weinbau eint / OberkllnerPatzig: Feuer - Was man womöglich noch hinzufügen kann ist, dass manche Winzer, die sich rühmen,... [mehr]
--- 18.04.17 @ 12:49
Rauf die Preise! / PICCOLO: Schnell kommt man ans Bildermalen... - Doch schwer an Leute die es bezahlen. So salopp sagen, die Preise sollen rauf,... [mehr]
--- 13.10.16 @ 13:42
Rauf die Preise! / Meidlinger12: Beisl - z.b. das Quell kann noch immer das große Gulasch um 6,90 anbieten. Muß aber... [mehr]

Peter Gnaiger's Sternen-Logbuch --- 04.08.07 @ 20:16
Tischgespräche --- 11.05.07 @ 11:48
Das Gastlog --- 04.09.06 @ 16:45
Das Weinlog --- 24.07. @ 11:56
Christoph Wagner's Weblog --- 04.02.06 @ 13:33
