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Das Weinlog

25.09.05 @ 20:45

Weinweltmeisterschaften (oder wieder einmal ein Outing)

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Das eine oder andere Mal wurde hierorts bereits das verhängnisvolle Wirken der Weinkritiker im Allgemeinen und speziell das des Marylanders Robert M. Parker jun. beklagt und dabei insbesondere der Umstand, dass diese selbsternannten Juroren der unausgesprochenen aber permanenten Weinweltmeisterschaften es für angebracht halten, ihr über einen Wein verhängtes Qualitätsurteil mit einer Punktewertung zu krönen, wie es sonst nur in Sportarten wie Eiskunstlaufen, Schispringen oder rhythmischer Sportgymnastik oder aber in der Schule üblich ist.

Mir ist keineswegs völlig klar, worin nun wirklich die Ursachen des anhaltenden Erfolgs dieses Berufsstandes begründet sind, denn vermutlich waren die Kritiker von Literatur, Oper und Theater historisch gesehen die ersten, die maßgebliche Einfluß auf den wirtschaftlichen Erfolg der kritisierten Bemühungen hatten und bekanntermaßen gibt es auch HiFi-, Computer- und Fotozeitschriften, die Produkte testen und dann entsprechend der vermeintlichen Qualität in Punkte gegossene Werturteile publizieren (Kunstkritiker tun Letzteres meines Wissens – noch – nicht).

Aber mit ähnlich atemloser Gespanntheit wie von Weinhändlern, -produzenten und und -käufern (!) werden deren Bewertungen wohl kaum erwartet. Und was mindestens ebenso aussagekräftig ist: die Auswirkungen der obigen „Punkte” auf verlangte und auch erzielbare Preise von Büchern, Opernkarten, Lautsprechern, Videoplatinen oder Fotoobjektiven ist wohl kaum mit dem vergleichbar, was sich auf Weinauktionen oder im Handel abspielt.

Gut. Die Gastrokritik (auch die „nachbarschaftliche”) tut Ähnliches und bewertet Betriebe mit Punkten, Sternen, Hauben und Vergleichbarem. Ein wichtiger Unterschied liegt für mich jedoch darin, dass hier ein Betrieb als Ganzes und nicht ein konkretes Produkt bewertet wird, und der Gast zwar hoffen darf, keineswegs aber sicher sein kann, beim Besuch eines hochbewerteten Betriebs ein ähnlich „drei-Sterne würdiges” rekonstruiertes „minimalistisches” Lammhaxerl wie der Kritiker serviert zu bekommen.

Öffnet jemand jedoch eine Magnum Petrus 1947 so erwartet er sich sein 100 Parkerpunkteerlebnis. Und aus.

Woraus resultieren also Einfluss und Erfolg der wichtigen Weinkritiker und wie halten es die werten TraubingerInnen selbst mit Punkten von Robert Parker, Luigi Veronelli oder Peter Moser, wenn sie nun im Restaurant vor einer Weinkarte sitzen, die neueste Preisliste des Weinhändlers ihres Vertrauens studieren oder aber bei einer Auktion überlegen, einen Wein des Geburts- oder Hochzeitsjahrgang zu ersteigern?

Ach ja. Zum Outing:

Ich gestehe, Weinkritiken von Robert M. Parker, Clive Coates, Steven Tanzer, Allen Meadows, Pierre A. Rovani, David Schildknecht, René Gabriel und einer Reihe anderer gelesen zu haben und immer noch zu lesen und das zum Teil sogar regelmäßig. Darüber hinaus bekenne ich sogar, Kaufentscheidungen immer wieder auch nach von anderen verfassten Beschreibungen und Bewertungen ausgerichtet zu haben und weiterhin auszurichten.

Teilweise glaube ich, damit gar nicht so schlecht gefahren zu sein.

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