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Das Weinlog
30.10.05 @ 23:25
Alter Wein in neuen Schläuchen oder auf den Inhalt kommt es an?
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Thomas William Carlyon Angove begeht in diesem Jahr nicht nur seinen 88. Geburtstag, sondern kann sich auch über ein Jubiläum freuen. Vor nunmehr 40 Jahren präsentierte er sein wenige Monate zuvor im Namen der jungen Elisabeth II erhaltenes Patent der staunenden (australischen) Öffentlichkeit.
Anfang November 1965 lieferte er erstmals weißen und roten Tafelwein, Port, Sherry und Muscat aus, aber nicht mehr wie bis dahin üblich in Glasflaschen, sondern in Kartons, genauer in Kunststoffbeuteln (Inhalt eine Gallone), die ihrerseits in Kartons gepackt worden waren.
„Bag in a Box” war geboren.
Die Vorteile liegen auf der Hand: weniger Verpackungsmaterial, effizienterer Transport, keine Gefahr von Korkgeschmack und insbesondere kann Wein dem Behälter entnommen werden, ohne dass die verbleibende Menge mit Sauerstoff in Berührung kommt. Damit ergibt sich eine deutlich längere Lagerfähigkeit angebrochener Gebinde.
Obwohl Angove's bereits in den frühen 70ern wieder von dieser Verpackungsart abkam (der zunächst verwendete Kunstoff war nicht stabil genug) so wurde die Füllmethode Mitte der 80er wieder aufgenommen und im zweiten Anlauf zum durchschlagenden Erfolg: Mittlerweile wird gut 50% des gesamten australischen Weins in Beutel gefüllt und Schachteln gepackt.
Auch in anderen Regionen der Welt wird versucht, an diesen Erfolg anzuschließen und man füllt in die unter „Bag in (a) Box” oder „fontaine” firmierenden Behälter mehr oder minder qualititätvolle Weine. Die Größe liegt im Allgemeinen zwischen 1,5l und 10l, die Marktanteile sind beachtlich und die Zuwachsraten lassen für die kommenden Jahre einiges erwarten.
Doch bislang waren es stets Weine, die in unteren Preisregionen angesiedelt sind und eher als "für jeden Tag" geeignet gelten. Dazu trägt wohl auch der Umstand bei, dass die Hersteller der Kunststoffbeutel eine Haltbarkeitsdauer der verschlossenen (!) „bags” von gerade einmal 10 Monaten angeben.
Dessen ungeachtet ist es erst einige Monate her, dass die Bordelaiser Winzer Jean Guyon (Château Rollan de By und weitere Domaines) und Jean-Luc Thunevin (Château Valandraud) Weine in dieser Verpackungsart präsentiert haben. Doch da wurde nicht ein einfacher vin de table oder vin de pays abgefüllt sondern ordentliche AOC-Qualität. Thunevin füllte immerhin seinen Bordeaux A.C. „Présidial” 2004 in drei, fünf oder zehn Liter Kartons. (Bettane et Desseauve vergaben dafür 14,5 Punkte und die Normalflasche kostet üblicherweise rund 15€.)
Jean Guyon ließ es nicht bei einem Wein bewenden sondern kreierte unter dem Namen „Bacchus Box” gleich eine eigene Marke, ließ sieben Kartons von der deutschen Designergruppe Escada entwerfen und befüllte sie unter anderem mit seinem Demoiselle-de-By (drei Liter um unter 10€), Rolland de By (rund 35€ für die gleiche Menge) aber auch dem Prestige Cuvée Haut-Condissas (90€).
Es entzieht sich meiner Kenntnis, ob die in diesem Fall verwendeten Beutel eine längere Regalüberlebensdauer ermöglichen als die sonst üblichen 10 Monate, aber kann - selbst wenn dem so wäre - davon ausgegangen werden, dass es für diese Verpackungsart einen signifikanten Markt im Bereich höherwertiger Weine gibt?
Was könnte dafür bzw. dagegen sprechen?

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