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Das Weinlog

04.05.06 @ 10:18

Ein Wein wie jeder andere?

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Jahre ist es her, dass sich Rudi Kellner im lange verblichenen "Pfiff um die Ecke" vom Nebentisch her in eine Diskussion über die Vielzahl unterschiedlicher Weine einmischte und erklärte, es seien weltweit 300.000 und das alle Jahre wieder, also brauche man sich keine Sorgen zu machen.
Einigermaßen verlässliche Zahlen kenne ich bis heute nicht, aber etliche Hunderttausend werden es schon sein, die Jahr für Jahr in Flaschen gefüllt werden und Käufer finden sollen.

Dennoch ist es auffallend, dass Weinjournalisten. –käufer und hoffentlich auch –trinker um eine Kategorie dieser Weine Jahr für Jahr ein besonderes Aufhebens zu machen scheinen. Es sind dies die Rotweine aus Bordeaux und zwei doch irgendwie im Widerspruch zu stehen scheinende Ereignisse sind es, die diesen Umstand dieser Tage wieder deutlich machen.

So hat Robert M. Parker jr., der nach wie vor unumstritten einflussreichste Weinkritiker aller Länder, vor gut zehn Tagen seine Beschreibungen der Weine des Jahrgangs 2005 veröffentlicht und kommt nach 445 der Veröffentlichung als Wert befundenen Weine zu dem Resumée: "Only time will prove the true quality of 2005, but it is beginning life as an extraordinary as well as remarkably consistent vintage."

Und seit einigen Tagen beginnen auch die ersten Subskriptionsangebote auf den Markt zu kommen und Châteaux und Händler scheinen fest entschlossen, die von Vielen bereits als exorbitant empfundenen Preise des Jahres 2000 nochmals um 30% und mehr zu erhöhen. Gegenüber 2004 ist bei einigen Weinen wohl mit einer Verdopplung der Preise zu rechnen und dennoch ist der Optimismus allerorten groß, die Gier der Weinfreaks und Spekulanten werde erneut diejenige der Erzeuger und Händler übertreffen.
Naja. Wir werden sehen.

Ganz im Gegensatz dazu jährt sich in wenigen Wochen – genaugenommen am 24. Mai – zum 30. Mal das je nach Standpunkt legendäre oder berüchtigte "Paris Wine Tasting of 1976". Damals stellte der Weinhändler Steven Spurrier – überzeugt von der Überlegenheit seiner französischen Weine – eine Blindprobe zusammen, in der anerkannte Weinkenner je 10 Weiß- und Rotweine aus Frankreich und Kalifornien gegeneinander verkosteten.

Bei den Weißweinen errangen die Kalifornier einen klaren Einzel- und Gesamtsieg gegen die hoch favorisierten Burgunder. Und auch in der Kategorie Rot landete mit Stag's Leap 1973 ein Amerikaner ganz vorne. Also keine Rede von einer Überlegenheit der Grande Nation.

Diese (zumindest vermeintliche) Niederlage machte damals großes Aufsehen und scheint immer noch so präsent zu sein, dass alle paar Jahre Quasi-Veteranen-Tastings stattfinden, bei denen versucht wird, die alten Ergebnisse zum singulären Ausrutscher zurechtzubiegen. So auch dieses Jahr wieder.

Unter großem Medienecho werden in London und im Napa Valley simultane Verkostungen mit einigen der bekanntesten Weinkritiker (nein, Robert P. ist nicht dabei) veranstaltet. Neben den Rotweinen von 1976 werden erneut aktuelle Weine aus Kalifornien gegen Burgunder (weiß) und Bordeaux (rot) ins Rennen geschickt. Auf das Ergebnis können wir gespannt sein. Oder auch nicht.

Denn den "Markt" scheinen derartige Hahnenkämpfe wenig zu interessieren und auch 30 Jahre nach dem in Paris erlittenen Bordelaiser Waterloo blickt alle (Wein-)Welt wie gebannt auf die neuen Angebote vom linken und rechten Ufer der Garonne. Woran mag das liegen?

Oder sind das alles Diskussionen und Entwicklungen, die den Traubinger Pinot-, Pinaut- oder sonst was –Freund kaum berühren?

14 Kommentare | Kommentar abgeben

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