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Das Weinlog

13.09.22 @ 09:59

COCHE DURY

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Für viele Weinfreunde ein klingender Name. Es ist nicht selbstverständlich, eine Flasche dieses Winzers am Tisch zu haben. Seine Heimat ist das Burgund, MEURSAULT um genau zu sein. Mittelgroß, mit einem Großteil Weißweinen im Portfolio. ROBERT PARKER adelte ihn vor einiger Zeit, als einen der besten Chardonnay-Produzenten der Welt. Nun ja, seit damals steigen die Preise ins uferlose. Hier kommt die Bedeutung des Sekundärmarktes ins Spiel. Weine, die ab Hof einen durchaus erschwinglichen Preis haben, werden von Händlern wesentlich teurer verkauft. Das liegt natürlich an der enormen Nachfrage. COCHE DURY ist da kein Einzelfall. Er verkauft an eine kleine Zahl von Restaurants und Weinhändlern direkt, vor Jahren ware es immer noch möglich, fair gepreiste Flaschen zu trinken oder zu kaufen. Mir sind im Laufe der Zeit immer Weinkarten mit COCHE DURY zu direkt günsigen Konditionen untergekommen.

In Wien war es vor 20 Jahren das Restaurant WALTER BAUER. In Paris das TAILLEVENT und in Brüssel, das COMME CHEZ SOI. Heute darf man sich freuen, wenn man zu einer Trinkgelegenheit kommt. Der Stil des Hauses ist schon mit gut Holz, zum Teil neu und das prägt die Weine auch. Sie besitzen eine großartige Struktur und brilliante Säure. Eine Mineralität, die von einer herrlichen Salzigkeit unterstützt wird. Selbstverständlich muß man diesen Stil auch mögen. Flaschen und Jahrgangsunterschiede sind zu berücksichtigen. Ich hatte schon den eine oder andern COCHE am Tisch und dabei waren natürlich auch schwächere Flaschen dabei. Meist jedoch großartig. Ich oute mich als Fan. Der Preis ist mittlerweile extrem und eine ganz andere Geschichte.

Bei ANDREA und BERNDT MAY, alias MAYWINES, gab es dieser Tage eine bemerkenswerte Probe. COCHE DURY in rot und weiß und in beindruckender Zahl.
Es wurden recht interessante Flights zusammen gestellt, verdeckt serviert und dann gleich aufgelöst.

BOURGOGNE 2010

Eine sehr tolle Flasche. Sehr beeindruckend, wie sich der Wein präsentiert. Man schätzt ihn jünger. Präzise, leicht cremige Struktrur, gute Länge. Crispy lemon könnte man, Zesten. Am Punkt und in feiner Harmonie. Ganz toll. Geht als Village Wein durch.

MEURSAULT 2010

Hier hat man gleich diese leicht rauchige Note, die ich allgemein bei Weinen mag. Sie deutet meist auf guten Holzeinsatz, reduktiven Ausbau hin. Das trinkt sich auch recht toll. Lemon Curd, Apfel, weiße Blumen und etwas Wiese. Lang und dicht am Gaumen. Später kommt eine leichte Zederenholznote hinzu. Schöner Wein.

MEURSAULT 1er CRU LES PERRIERES

Nun wird es recht richtig teuer, aber auch richtig gut. Der Villages nebenan, wäre schon ein tolles Glas Wein. Der PERRIERES ist nochmals eine Klasse besser. Ganz jung und direkt zurückhaltend im Glas. Streichholzkopf, dicht, irre Struktur und Länge. Die säure zeigt sich wie ein Laserschwert. Zitrus, Minze, Melisse. Kokos wird immer präsenter. Großer Wein, am Beginn der Trinkreife, wenn man ihm Zeit im Glas lässt. Besser wird es im Chardonnay- Bereich nicht, höchstens anders.

MEURSAULT 2005

Reifer Apfel, etwas Apfelmus, es riecht einfach reifer. Alte Zitronen, Honigmelone. Es passt alles ganz gut zusammen. Gute Länge und Struktur, Kräuternoten im Finale. Mit Luft präsentiert sich auch die Säure noch fein. Trinkt sich gut macht Freude.

MEURSAULT 2009

Tolles Jahr in der Burgund, jedoch für Rotwein. Und dann kommt diese perfekte Flasche. Rauchig, salzig, vom Anfang bis zum Ende. Mineralisch, cremig, Minze, Kampfer, würzig. Eine Freude und eine Überraschung. Perfekt zu trinken.

ALBERT GRIVAULT MEURSAULT 1er CRU LES PERRIERES 2019

Ein feiner Winzer der einen schönen Vergleich zu COCHE bringt. Und um gutes Geld zu erwerben ist, ohne in die Famile des Händlers einheiraten zu müssen. Recht zitronig frisch mit einer dezenten Rauchigkeit. Einladend, Kräuter, Himbeeren. Fruchtiger als der COCHE DURY Stil, ein großer Gaumenschmeichler aus dem schönen Jahr 2019. Anzutrinken im Moment. Mit Luft zeigt sich natürlich was hinter dem Wein steckt, nämlich viel. Tipp.

ALBERT GRIVAULT MEURSAULT 1er CLOS de PERRIERES 2019

Eine Monopollage des Winzers, eine besondere Parzelle. Er ist in der Aromatik vergleichbar, aber mehr Zug am Gaumen und auch Länge und Struktur sind besser. Sehr präziser Wein, der einen Hauch verschlossener wirkt. Sehr schön.

MEURSAULT 2011

Lemon Curd, Zitrone, Rauchnoten. Zu Beginn die typischen Noten, dann fehlt dem Wein etwas. Die Flasche lässt vielleicht zu wünschen übrig. Schade.

MEURSAULT LES PERRIERES 2011

Ein Burner, könnte man sagen, toller Wein, er matcht sich mit den beiden anderen Jahrgängen der Lage um den Titel des Weins des Abends. Wiederrum sehr präzise und ruhig. Jung und verhalten. Deutet große Klasse an. Später Kokos, Honigmelone, Early Grey Tee. Toll.

MONTRACHET MARC COLIN 2011

Ein Vergleich der Titanen. Klassewinzer auch bei den einfachen Weinen. Sein Top ist natürlich der von einem der Weinberge schlechthin. Er kann selbstversändlich mit den PERRIERES mithalten, zeigt sich aber ganz anders. Offener,vielschichtiger, Grapefruit. Schon sehr fein im Glas, extrem elegant und lang. Buttriger im Still, etwas offener. Tee, Kaktusfeige… Großes Kino. Eine Freude.

MEURSAULT 1er LES CHEVALIERES BOISSON VADOT 2014

Abermals ein tolles Weingut und eine feine Lage. Auch Streichholzaromen, Kräuter, Apfel. Kamille, Lindenblüten. Alles da, bei bereits einer Harmonie, die Freude macht. Seine Gegner im flight sind allerdings übermächtig. Somit etwas im Hintergrund heute.

MEURSAULT 1er LES PERRIERES COCHE DURY

Zum Abschluss noch ein Kracher. Alle Attribute der anderen Jahre, etwas im Schatten der beiden vielleicht. Ich denke es fehlt auch noch an Reife. Die Perrieres gehören sicher zu den besten Weißweinen der Welt, sind nur leider unbezahlbar geworden. Die normalen Meursault für sich, ganz toll, nur neben den premier Cru verblassen sie, zu Unrecht. Eine Freude war diesmal auch wieder der Bourgogne, in perfektem Zustand.

Bei den Roten ist der gute Mann, heute führt sein Sohn bereits das Gut, nicht so gehypt und auch nicht so teuer. Im Windschatten der Weißen, sind sie aber auch nicht wirklich günstig. Heute gab es eine Serie an AUXEY DURESSES Villages Weinen. Ich kann mich an mehrere feine BOURGOGNE und einen VOLNAY 1er in rot erinneren. Man war gespannt.

1994

Eine Überraschung, für die eine Tischhälfte schon scheintot, für mich und einige andere ein reifes Vergnügen. Altersnoten, mit Laub, trockenen Kräutern und etwas Kirsche. Gute Länge, Orange im Abgang. Ich mag das.
2007
Hauch Pilz, Kirsche, Erde. Gutes Tannin, gute Länge. Hagebutte, Orange, Kaffee. Bereits gut zu trinken, weitere Lagerung wird nicht schaden.
2011
Laub, Holz, Brombeeren, braucht Luft. Gerbstoffe etwas spröde und aufdringlich. Wird besser und stimmiger, wohl nicht die beste Phase im Moment.
2014

Ähnlich, ich denke es fehlt noch an Jahren, hoffen wir mal. Die Tannine wirken etwas rauh und nicht einladend. Frucht zeigt sich, bleibt aber nicht wirklich eine Freude.
Es sei noch der vortreffliche CLOS DE VOUGEOT 2019 von CHATEAU DE LA TOUR erwähnt, ein toller Abschluß dieser einmaligen Probe. Aus dem Portfolio von MAY WINES ein typischer Burgunder, der schon Freude bereit und viel Leben in sich trägt.

Danke
www.maywines.com
Michael Kantor www.herbeck.wien

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13.09.22 @ 09:34

Ü 40+

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In Österreich wird Wein viel zu früh getrunken. Oft wird den Flaschen ihre Chance genommen, all die Klasse auszuspielen, die ihnen inne wohnt. Außer beim Heurigen ist die Jungweinfanatik nicht wirklich lobenswert. Um so älter der Wein, um so mehr kommt es auf die Verfassung der Flasche an. Ab einem gewissen Alter sagt man, es gibt nur große Flaschen, keine großen Weine. Wenn es dann Richtung 40, 50 Jahre Lagerung geht, gilt es noch mehr. Wie war die Lagerung, sind die Flaschen durch die halbe Welt gereist. Gibt es eben eine Kellergeschichte. Die letzte Probe der TRINKREIF Truppe hatte das Thema Ü 40. Und es war ein toller und feiner Abend.

PIPER HEIDSIECK HORS SERIE 1971 DEGOREMENT 02/21

Alte Flaschen wurden wiederentdeckt und frisch degoriert auf den Markt gebracht. Demnächst folgt ein 1982er. Die Nase hat einen Hauch Reife, Apfel, Honigmelone, kandierte Orangen. Hefegebäck. Frische und gute Säure am Gaumen, gute Länge mit einem Finale in rRichtung Mandel und Champignons. Spannend und schön.

GUT HERMANNSBERG RIESLING AUSLESE 1949

Der Wein setzt gleich einmal ein Statement was dieser Abend bringen kann. Toller Wein von Anfang bis Ende. Marillenröster, Toast, Kräuter, Orangenzesten. Cremig und voller feiner Struktur. Tolles Mundgefühl. Lang am Gaumen. Alles in Harmonie. Tee, Earl Grey, Bergamotte, man könnte lange über die Aromen philosphieren. Ein goldfarbenes Erlebnis. Diese seidige Struktur. Top.

KOLLWENTZ TRAMINER SPÄTLESE 1979

Rosenwasser, Sandkuchen, sehr jugendliche Farbe. Pfirsich und gute Säure. Gebratenes Fleisch und frische Kräuter. Spannender Wein, der alleine getrunken ein Vergnügen ist. Heute steht er im Schatten des Riesling. Ein feines Glas Wein, der eine Lanze für reifen Traminer bricht.

CHATEAU BEYCHEVELLE 1945

Die Flasche wurde 1988 am Weingut neu verkorkt. Eine leicht reife Farbe mit tiefroten Reflexen. Leicht staubige Kellernoten zu Beginn. Erdig klassisch. Mit Luft kommt eine dezente Johannisbeere hinzu, Paprika. Leder, Tabak, Fleisch. Feinste Gerbstoffe, sehr mürbe natürlich. Kräuter, wiederum eine perfekte Flasche. Der Wein bleibt im Glas bestehen, keine Altersäure. Lang und präzise im Abgang. Ein Bordeaux Erlebnis der Extraklasse.

GIUSEPPE MASCARELLO BAROLO VILLERO 1979

Recht trüb und braun ist der erste Eindruck, auch das Reinriechen deutet auf eine sehr reife Flasche hin. Waldboden, Erde, Pilze, Tee, etwas Liebstöckl. Erst mit Luft zeigt sich, dass der Wein nicht ganz verloren ist. Zimt, Piment, Lebkuchen und Wacholder. Dezente Süße kommt. Er bleibt auf der morbiden Seite ist aber zum Verkosten gut und trinkbar. Immerhin wird Flagge des Piemont doch hochgehalten.

EMIDIO PEPE MONTEPULCIANO D’ABRUZZO 1975

Eine Flasche dieses Altmeisters hat mich erst unlängst begeistert. Meine Erwartung war sehr hoch heute, wurde aber nicht ganz erfüllt. Gute Nase, Kräuter, Blauschimmelkäse, Kümmel, Auch etwas krautig. Wird mit der Zeit stimmiger und kurz bin ich sehr angetan. Jedoch fehlt es heute an Harmonie und Fruchtsüße, die letztens so betörend war. Eher eine malzige Süße kommt und die ist nicht so fein. Naja, gut, aber geht besser.

CLOS DE VOUGEOT 1934 LEGRAND FRERES

Tolle Farbe, hellrote Reflexe, ziegelbraune Ränder. Die Nase ist betörend schön. Kirsche, Milchcafe und Milchschoko. Hagebutte und eine feine Säure und unglaubliche Süße stellt sich sein. Mon Cherie und eine elegante Länge. Tee und helles Flesich. Tymian. Minze. Toller Wein. Burgund halt.

VEGA SICILIA UNICO 1960

Einer der ersten Kultweine aus Spanien. Cuvee aus Cabernet Cauvignon, Tempranillo und Malbec in dieser Flasche. 10 Jahre nach der Ernte kommt der Wein erst in den Handel. Spannend, viele hatte ich auch noch nicht davon. Dunkle Farbe, wie ein Cold Brew Kaffee. Kräuter, Medizin, Erkältungsbad, sind die ersten Eindrücke. Ganz ein eigener Stil, den man auch mögen muss. Auch am Gaumen erinnert er mich an eine kalten Kaffee mit mehr Frucht. Ich hatte mal ein Gebräu aus Kaffeekirschenschalen, so in etwa. Sehr komplex und lang am Gaumen. Ganz feine Säure. Sehr elegant und fordernd. Erinnert an Fernet, sagt jemand am Tisch. Sicher ein großer Wein, nicht ganz mein Geschmack.

MUSCAT DE BEZIERES 1920

Eine Gabe von JÜRGEN SCHMÜCKING, der auch am Tisch war. Ein gespriteter Wein, ähnlich dem Port, aber aus Südfrankreich. Basis eine Traube aus der Muskatfamilie. Heute gehört das zum Roussilion und solche Weine gibt es immer noch. Muscat de Rivesaltes, als Beispiel. Wieder viel Kaffee und Schokolade. Bailyes. Viel Kräuter der Garrigues. Unglaubliche Länge und Eleganz. Säure und Struktur, es fehlt nur das Schokodessert. Ein Erlebnis.

CHATEAU FILHOT 1893

Ein Sauternes der alten Schule, damals im Besitz der Famile LUR SALUCES. Sie waren lange auch Eigentümer von YQUEM. Die Flasche wurde irgendwann im Auftrag des deutschen Kellerbesitzeres nahe Stuttgart, von der Remstalkellerei neu verkorkt. Genau solche Infos, die der JULIUS NEUBAUER an diesem Abend erzählt, sind wichtig, sind eben Keller und Flaschengeschichte. Die Remstalkellerei ist kein Renomierbetrieb. Der Besitzer war aber großer Weinfreund und hatte die Technik um dem Freund und Sammler alte Flaschen zu rekonditionieren. Tolle Farbe, goldgelb. Feine Nase, sofort auch die typische Schuhcreme. Kandierte Früchte, Bischofsbrot. Bisquit, Marille, Kokos. Perfekte Säure und Struktur. Unglaublich eigentlich. Besteht im Glas. Minze, Melisse, frische Aromen im Abgang. Großartig. Danke. Ein Erlebnis.

NIEPOORT COLHEITA PORT 1962

Eine schöne Flasche als Abschluß, jedoch steht sie im Schatten manch Weines heute Abend. Mir kommt sie auch sehr reif vor. Fein, aber nicht groß.
Danke, und keine Angst vor reifen Flaschen.

www.trinkreif.at
Michael Kantor www.herbeck.wien

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