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Das Weinlog
04.10. @ 14:37
DER GRÜNE VELTLINER
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Unbestritten die wichtigste Sorte in Österreich. 32% der Gesamtfläche sind bepflanzt. Eine natürliche Kreuzung aus Traminer und Sankt Georgen, benannt nach dem Fundort im Burgenland. Mehr lässt sich gentechnisch nicht zu dieser Rebe sagen. Ertragsregulierung ist wichtig, da der Veltliner sehr fruchtbar ist. Nicht verwandt mit dem rotem oder frühroten Veltliner. Er fühlt sich sehr wohl auf Löss, bringt aber auch auf anderen Böden gut das Terroir hervor. Weissgipfler ist ein Synoym. Die Bandbreite vom einfachem Heurigenwein bis zum burgundisch anmutenden, großen Wein ist erstaunlich. Ab und an auch als Süßwein.
SIMON SCHUBERT organisierte im REZNICEK eine Masterclass mit drei tollen Weingütern. BERNHARD OTT, HERBERT ZILLINGER und FRED LOIMER waren vor Ort.
Bernhard Ott ist am Wagram zu Hause und hat den GV zur Paradesorte erkoren. Seit 1889 gibt es den Betrieb, seit 1995 von Bernhard übernommen. Es gibt eine Bandbreite an Lagenweinen und eine schöne Auswahl an Lagencuvees.
Fred Loimer> ist ein einer der Stars des Kamptal und leitet seit 1998 das Weingut. Gut 50% gehören dem GV.
Herbert Zillinger vertritt die neue Welt des Weinviertels, auch wenn er es nicht auf das Etikett schreiben darf. Er zeigt, gemeinsam mit einigen anderen, dass das Weinviertel nicht ganz von der Weinwelt abgehängt wurde. Seit 2005 führt man das Gut und hat eine eigenständige Handschrift gefunden. Auch hier ist der GV einer der Leitsorten.
Alle drei Betriebe sind natürlich längst biodynamisch unterwegs.
Die erste Serie an Weinen sollte das Lagerpotenzial aufzeigen.
OTT
ROSENBERG 1999 Magnum
Gleich ein toller Einstieg, der Wein nähert sich dem Höhepunkt und zeigt keine Alterung. Lindenblüte, Kamille, Birne. Ein Maul voll Wein mit schöner Säure und Struktur. Minze und Frische im Abgang. Mineralität. Ein Vergnügen.
ROSENBERG 1982
Ein Erlebnis, mehr Reife in der Nase, Kräuter, Hauch erdig und cremig am Gaumen, Restzucker spürbar, der ihn aber am Leben gehalten hat. Tolle Säure und ein Vergnügen. Kamille, Birne, Würze. Top.
LOIMER
1998 KÄFERBERG
Etwas verwaschener und braucht Luft, mir gefällt er ganz gut, jedoch nicht so präzise und frisch am Gaumen. Birnenschale, Tabak, Quitte. Mittlere Länge.
1992 KÄFERBERG
Feine Nase und Struktur, dicht und straff am Gaumen. Tabak, Linsen, Kamille. Kräuterwiese. Gute Länge und Erbsenschote im Abgang. Toller Wein, ein Vergnügen. Mineralität kommt leise. Wurde damals noch mit Reinzuchthefen vergoren und im Plastiktank ausgebaut, weil nix anderes da war, so Loimer. Top.
ZILLINGER
2012 RADIKAL
Der Name steht für die Oberstufe im Programm. Etwas Maischestandzeit und Ausbau auf der Vollhefe. Alte Reben hat er vorher geheissen. Und das ist ganz toll. Tabak, Ananas, Birne, etwas Grapfruit. Später Mandarine und mehr Mineralität. Tolle Länge und Struktur. Limette später. Im Moment sehr schön und auch für die Zukunft. Cooler Stoff.
2006 ALTE REBEN.
Quasi eine Art Vorgänger, der sehr fein zu trinken ist und mit feiner Aromatik glänzt. Würze, Birne, gute Länge. Schön.
Nächster Flight zeigt die Gegenwart. Warmes und kühles Jahr im Vergleich.
LOIMER
2021 KÄFERBERG
Jung und elegant, mit Struktur und dezenter Würze. Minze, Kamille, noch zurückhaltend, mit großer Zukunft. Zesten im Finale. Wird immer länger . Toller Wein.
2011 KÄFERBERG
Tabak, Birnenschale, etwas Gerbstoff. Wachsige Noten und recht fein im Moment. Tamarinde und Klee kommen.
ZILLINGER
2019 KALKVOGEL
Aus der Lage Vogelsang. Ein direkt einladender und aromatischer Wein. Ananas, Kümmel, junges Kraut. Ein wunderbares Paket für die Zukunft. Jetzt durchaus schön zu trinken, kann jedoch sicher noch nicht alles ausspielen. Länge und Struktur nehmen zu . Top.
2017 RADIKAL
Eine Wucht, tolle, intensive Nase. Apfel, Limette, Ananas, dann mehr Würze. Mineralität und herrliche Säure. Limette im Finale. Frische bleibt haften. Zieht am Gaumen nochmals an. Toll.
OTT
2021 ROSENBERG
Sehr elegant und präzise, vom Anfang an. Mineralität und Säure wie ein Laserschwert. Toller Wein, tolles Paket. Ganz jung und noch sehr ruhig. Dezent cremig am Gaumen. Mandarine, Würze, Kamille. Großer Wein.
2019 ROSENBERG
Wesentlich anders, üppiger und wärmer in der Aromatik. Nicht so präzise. Ein schöner Wein, mit anderer Textur und Einsatzmöglichkeiten. Ähnliche Frucht. Heute im Schatten des 2021er.
Flight 3 zeigt die Zukunft mit dem Jahrgang 2023 als Fassproben. OTT hat teilweise schon gefüllt und hat Doppelmagnum mit.
2023 HIRSCHENREYN ZILLINGER
Würzig, extrem aromatisch finde ich. Ananas, Bienenwachs. Dicht und verwoben. Sehr cremig am Gaumen. Lemon Curd, Minze, das sollte in Zukunft sehr toll werden.
2023 ROSENBERG OTT
In den Fußstapfen des 21er. Straff und dicht. Steinige Noten. Tabak Dezent cremig bereits. Das ist ein feiner Babyspeck. Ebenso ein schönes Paket für die Zukunft.
2023 KÄFERBERG LOIMER
Kompakt und intensiv. Kampfer, Birne, Würze. Etwas Gerbstoff. Am Gaumen sehr jung und verschlossen. Mit Luft auch hier mehr Babyspeck und cremige Anklänge. Gewinnt an Fülle. Auch ein Vergnügen in Erwartung.
2023 KALKVOGEL ZILLINGER
Mineralsicher und präziser als der Hirschenreyn. Auch diese einladende Cremigkeit am Gaumen. Kamille, Quitte, Birne. Lange und verwoben im Abgang. Topwein.
2023 SPIEGEL OTT
Etwas verspielter als der Rosenberg, wärmere Aromen. Es baut sich eine irre feine Säure auf und gibt Struktur der Extraklasse. Wird einmal ein spannender Vergleich der Lagen.
2023 LOISERBERG LOIMER
Ein immens schöner Wein, der jedoch aromatisch anders ist. Es ist Steinobst dabei, Mandarine, Birne. Tolle Säure und Struktur. Sehr animierend in der Nase und feine füllige Noten am Gaumen. Des Rätsels Lösung: 50 % GV 50% Riesling, ein kleines Experiment des Fred. Das Ergebnis sollte sehr stimmig werden und das Terroir des Loiserberg zeigen, unabhängig der Rebsorte.
Es wurde damit durchaus eine Diskussion ausgelöst ob die Rebsorte im Vordergrund stehen soll oder die Lage. HEILIGENSTEIN, als Beispiel, ist nun mal für Riesling sehr bekannt und ich denke die meisten Winzer haben den GV dort bereits entsorgt. Schwierige Frage. Eine der großen Themen in der österreichischen Weinwelt.
Es war eine schöne Verkostung, die die Bandbreite der Sorte aufzeigt. Alle drei Betriebe haben ihren Stil und sind qualitativ natürlich groß. Der Rest ist eine Frage des Einsatzes für den jeweiligen Wein und natürlich des eigenen Geschmacks.
www.ott.at
www.zillinger.bio
www.loimer.at
Euer Michael Kantor
www.herbeck.wien
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