Ludwig van (Wien)

Ums Ludwig van ist ja momentan ein echtes Griss. Kochte doch Walter Leidenfrost im Weinhaus Arlt auf ziemlich hohem Niveau. Und jetzt ein eigenes Lokal. Das Ambiente ist ziemlich düster gedämpft, mit altdeutschen Wandverkleidungen und Möbeln. Es ist aber gemütlich und ansprechend. Die Karte ist relativ klein, was ja eher Vorteil als Nachteil ist. Und das Essen ist wirklich sehr sehr gut. Neugierig und unentschlossen entschied ich mich fürs volle Programm im 6 Gangmenü, und es war gut.

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Es begann mit köstlichem Karfiol, der ja derzeit ziemlich in ist.
Die geräucherte Forelle unter Kräuterseitlingen war ein Genuß der zarten, zurückhaltenden und trotzdem großen Art.
Ein gegrillter Chicorée mit Kokos, weißen Bohnen und Kakao spannend in Geschmack und Aromen.
Der Mangalitzaschweinebauch einfach perfekt.
Der Zander mit roter Rübe und Eisenkraut war schlicht ein Traum. Hab ich schon erwähnt dass ich rote Rübe nicht mag? Außer die hier.
Das Lamm könnte auch besser nicht sein, zart, würzig, am Punkt.
Und der Leidenfrost kann auch Dessert, und zwar sehr gut.

Insgesamt besticht das Essen mit Schlichtheit und gekonntem Zusammenspiel verschiedener Aromen und Konsistenzen, der Umgang mit Gemüse ist toll.
Die Weinauswahl ist wirklich gut, auch glasweise, über den Service kann man nur glücklich sein.

dschungeltier

2 Kritiken | Kritik verfassen

OberkllnerPatzig, 17.10.22 @ 14:47

Fantastische Küche
Das Lokal verströmt so eine Prager Schlechtwettergemütlichkeit. Dunkles Holz, Licht ganz ok, recht laut ... wir haben den Stammtisch, der zwar schön gelegen und optisch auch ansprechend ist, jedoch, weil Jogltisch, man nicht weiß, wohin mit den Beinen. Aber das ist auszuhalten. Weniger auszuhalten war das ewige Warten auf Essen und Trinken, und dass die Weinbegleitung das offene Angebot widerspiegelt.
Das Angebot an weißen Flaschenweinen empfinde ich als mager, viele
Frühgeburten. Speziell dann, wenn einem und einer nicht nach "maischevergoren" ist. Kaum Reifes. Ich würde das nicht erwähnen, wäre die Küchenleistung nicht so abgehoben gut. Jedes Gericht ein Traum, zum Schwelgen, zum Verstummen, zum Innehalten. In dieser Relation passt es nicht zur Küche.

Die Küche des Andreas Spindler kann ich gar nicht genug loben. (Gaumenspiel, Selina, Rubens Palais, Huth, Ritz Carlton, unter Joachim Gradwohl im Meinl am Graben und Christian Petz im Palais Coburg). Ohne Effekthascherei, jede Komponente argumentierbar und gezielt gesetzt. Jedes Zusammenspiel der Aromen und Texturen beabsichtigt und herausgearbeitet. Brillante, transparente Kücke mit viel Ausdruckskraft.

Gruß aus der Küche: Totentrompetenbuchteln mit Grammeln gefüllt.
Die Artischocke mit Haselnüssen, schwarzer Trüffel, Garum und Parmesan (16) war ein frischer, leicht säuerlicher Starter in den Abend.
Unpackbar gut die Kerbelknolle mit Stundenei, brauner Butter und rotem Mangold (15).
Der Ochsenschlepp mit Eierschwammerl und Peterwurzen so perfekt abgestimmt ... Hell!!! (18).
Secreto und Bauch vom Schwein mit geräuchertem Mais (28) schlicht a perfect ten.
Dessert habe ich wie üblich vergessen, war aber sich großartig ;-)
5 Gänge, 74 Euro.
Weinbegleitung 36, Gedeck 4.

Retrospektiv erinner mich die Küche ein wenig sehr an jene des Heunisch&Erben - das ist jedoch ein fettes Kompliment.

Gregor Fauma

dschungeltier, 09.02.18 @ 13:03

ein jahr später
Mittlerweile ist alles noch dramatisch besser geworden, die Küchenlinie extrem kreativ, Walter Leidenfrost wird in der Küche immer virtuoser, offenbar kann er sich hier wirklich austoben und zeigen was er kann.
Das 7 Gang Menü um sehr günstige 77 € war sagenhaft in Kreativität, Balanciertheit, überraschenden Geschmacksmomenten, Ausgewogenheit trotz Gewagtheit. hier passt alles.
Die Weinkarte ist excellent, auch glasweise ein enormes Angebot.
Der Service geht kaum besser.
So glücklich bin ich schon lang nimmer heimgegangen.