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SPEISING Open

16.11.08 @ 22:57

Gans Österreich

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Es ist soweit: Der Wechsel vom Sommer zum Winter ist vollzogen. Wenn auch nicht kalendarisch-astronomisch, so jedoch eindeutig in der Herkunft der Kalorien (vormals: Dschuhls). Wie das? Ganz einfach: Während im Sommer so Schabernack wie Rucolasalat, gedämpftes Fischerl und Gegrilltes (dt.: Grühz) verzehrt werden, und in erster Linie die Seidln und die Gespritzten für den Sommerspeck sorgen, so wird dieses Getränkespektrum im Winter um Heißes, Alkoholisches und Süßes erweitert (und das in einem einzigen Becher vereint). Doch dem nicht genug. Der Winterspeck wird mit Martini eingeläutet, den Gänsen geht es ans Eingemachte. Es folgen Naschpakete zu Nikolo und Krampus (fette Nüsse, widerliche Datteln und garstige Dörrfeigen), dann kommen die ersten Weihnachtskekse auf den Tisch, welche ja im Wesentlichen aus Butter und Nussn bestehen, gefolgt von Weihnachtskarpfen oder Weihnachtsgänsen am heiligen Abend. Christ- und Stefanietag wollen auch bei Tisch zelebriert werden, und zu Sylvester braucht ÖsterreicherIn schließlich ebenfalls einen anständigen Fettspiegel, liebevoll Unterlage genannt.
Auf der Piste werden in Folge die Schwünge auf Kosten der Menüs (Krügerl + Snaps) minimiert, Germknödel, Krainer und Ripperlpfanne müssen gut flutschen. Im Hotel gibt es eine Jause (Gröstl, Schbagette Carbonara, Geselchtes mit Kraut und Knödel) und nach kurzer Zeit Entspannung in der Sauna geht es zum Abendessen. Bereits beim Tippen dieser Zeilen schmerzen Galle, Milz und Leber - ich bekomme es mit der Angst bei dieser Perspektive.

Also vergangene Woche, also Gans:
Jeder kennt einen Wirten, wo sie besonders gut schmeckt, jeder ringt um das Durchsetzen seiner Tipps - in meinem Fall durfte sich Robertpe den Wirten zum Geburtstag aussuchen, um ebendort zur Gans eingeladen zu werden. Stockerwirt, meinten sie, wäre im Vorjahr gans hervorragend gewesen - also lasst uns dort hin fahren.
Wir waren schon 3 Stunden vorher dort, spazierten von Sittendorf über die Burg Wildegg nach Sulz im Wienerwald, überraschten dort heimische Freundeseltern mit "Hallo" und sie uns mit "Kommtsreinaufanschnaps" - zogen fest an am "Rötzer Klaren" um dankend weiter Richtung Stockerwirt beschwingt federnd abzusteigen. Die Gans dort war keine Erwähnung wert. Nächstes Jahr setze ich mich durch, dann spazieren wir über die sanften Hügel zwischen Hernals und Währing langsam hinunter Richtung Alsergrund, um in der nebelverhangenen Tiefebene des Lichtentals beim Reznicek vormals schnatternd Gefiedertes zu zelebrieren. Verdammter Sommer!

Rundschau:
Der Standard, die Presse und der Kurier waren allesamt im Freyenstein (1180 Wien); von wem welches Zitat ist, darf die pt Leserschaft raten:
"... unbeschreiblich knuspriger, saftiger, hinterrücks mit Kräutern aufgemotzter, gebackener Karpfen auf einer Dillgurkensalat gewordenen Eingebung ..."
"... er etwa den exzellenten rosa Rindsrücken mit einem Sauerrahmnockerl paart, das Bohnenkraut verpasst bekommen hat."
"... dass Neunkirchner der raren Kochspezies angehört, die ..... also auch Hausmannskost auf den Teller bringen, wie man sie zuvor noch nie hatte."

Die Haaretz war offensichtlich noch nicht dort, schreibt sie ja über das Piccolo Pasta (53 Ben Yehuda Street, Tel Aviv), dass dort ein intimes Abendessen ob der Enge nicht möglich wäre - für diesen Fall böte das Lokal einen takeaway service an. Naja, wenn es im Freyenstein keinen Platz mehr gibt ....

gf


www.stockerwirt.com
www.diepresse.at
www.derstandard.at
www.derkurier.at
www.haaretz.com
www.speising.net/essen/detail/zum_reznicek_wien/

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